Ich esse gerne Fleisch!
Schnell alle Türen weit auf, damit der Shitstorm schnell durchziehen kann.
Man traut sich das heute ja fast nicht mehr zu sagen. Gerne Fleisch zu essen ist fast schon so anrüchig, wie heutzutage noch Zigaretten zu rauchen.
Ich will jetzt auch keine Diskussion beginnen nach dem Motto „Veganer vs. Fleischesser„, wer ist der bessere Mensch? Das ist meiner Meinung nach sowieso eine fast rein ideologisch geprägte Diskussion, die leider häufig den notwendigen Respekt und die Toleranz im Umgang miteinander vermissen lässt.
Und wie immer stelle ich lediglich meine eingeschränkte Sicht der Dinge dar, die je nach persönlicher Perspektive auch ganz anders bewertet werden kann.
Aus ernährungspysiologischer Sicht ist Fleisch ein tolles Lebensmittel mit einem vollständigen Aminosäurenprofil und einer Vielzahl von lebenswichtigen Vitaminen. Dazu ist Fleisch noch ein guter Fettlieferant und macht hervorragend satt. Ganz nebenbei schmeckt Fleisch auch noch vorzüglich. Punkt!
Von seiner Ausstattung was Gebiss und Verdauungstrakt angeht ist der Mensch ein Allesfresser. Zumindest bekomme ich so ziemlich alles durch meine körpereigene Mühle durchgeleiert. Darüber hinaus war gerade der Verzehr von Fleisch überaus relevant für unsere evolutionäre Gehirnentwicklung. Und ich meine auch gelesen zu haben, dass es keine „echten“ Urvölker gibt, die ausschließlich vegan leben.
Vieles spricht also für Fleisch in der menschlichen Nahrung.
Der Mensch, der ja irgendwie auch nur ein weiterentwickeltes Tier ist, jagt und tötet andere Tiere schon sehr lange. Ganz so, wie es die fleischfressenden Tiere alle tun. Fressen und gefressen werden. OK, wir werden glücklicherweise nur sehr selten gefressen, dass muss ich ehrlicherweise eingestehen.
Wie gut, dass wir in der Nahrungskette ganz oben stehen. Ich weiß, dass ist nicht nett.
Aber ich glaube, ein Löwe würde in der Steppe keinen veganen Anflug bekommen, nur weil ich ihm mit meinen saftigen prallen Schenkeln und den gleichzeitig ängstlichen Augen plötzlich leid tue und er moralische Bedenken bekommt.
Jaja ich weiß…, wir sind weiter entwickelt und wissen es doch besser. Blablabla. Aber da sind wir ja schon wieder in der ideologischen Auseinandersetzung.
Natürlich gibt es dennoch ein gewichtiges „Aber“…
Denn der große Fleischhunger nach viel billigem Fleisch hat eine Massentierhaltung auf den Plan gerufen, die fürchterlich und grausam ist. Wir sind doch alle immer sehr betroffen wenn es wieder heißt, dass Fleisch vom Discounter ist mit Antibiotika oder Bakterien kontaminiert. Oder schreckliche Bilder von gequälten Tieren aus den Mastanlagen dieser Welt in der Öffentlichkeit erscheinen. Das lässt niemanden kalt und keiner will dafür verantwortlich sein. Dazu kommen die ganzen Umweltproblematiken, die bei einer industrialisierten Massenproduktion von Fleisch ebenfalls überproportional entstehen. Außerdem werden natürlich unglaubliche Flächen für den Anbau des Tierfutters gebraucht und dafür wird leider auch der eine oder andere Baum im Regenwald gerodet. Das ist zwar weit weg von uns, geht uns aber trotzdem an. Der Regenwald ist nämlich die Lunge dieser Erde und die wird von uns auf der Jagd nach landwirtschaftlicher Nutzfläche um den weltweiten Fleischunger zu befriedigen zerstört.
Wo mit Lebewesen und der Natur gearbeitet wird, ist eine industriell organisierte Massenproduktion einfach fehl am Platz.
Und in der Hand haben wir es als Verbraucher. Lieber weniger Fleisch und dafür mehr Qualität und Klasse, als einfach nur billige Masse. Wir steuern zu einem guten Teil mit unserer Nachfrage die Art und Weise der Produktion. Aber das geht eben nicht zu dem Verkaufspreis, den viele Verbraucher heute bezahlen können oder leider oft auch nur wollen.
Da ist dann das neue Handy doch wichtiger und mehr wert als das unsichtbare Leid der Tiere und die eigene Gesundheit.
Aber auch der Kauf von „anständig“ aufgezogenen Schlachttieren löst sicher nicht das Problem vom Ergebnis, dass jedes Tier was man isst, am Ende eben doch tot ist. Egal aus welcher Haltung es stammt. Ob Massentierhaltung, Bio-Erzeuger oder von einem kleineren landwirtschaftlichen Betrieb. Dem muss man ins Auge schauen. Ohne Tod geht es nicht und wer das mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, der sollte auf Fleisch oder noch besser auf tierische Produkte ganz verzichten. Ich respektiere jeden netten Veganer, der für sich diese Entscheidung aus ethischen Gründen getroffen hat.
Aber jedem militanten veganen Gutmenschen wünsche ich eine Nacht mit mehreren Stechmücken im Zimmer. Wird er sie nicht doch erschlagen, wenn der 5.te Stich juckt und der Verstand vom Summen vollkommen zermürbt ist?
Tiere selbst zu töten ist nicht mehr Teil unserer westlichen Sozialisation. Aber das bedeutet nicht, dass es nicht auch anders sein könnte. Wenn Kinder heute in einem Umfeld aufwachsen würden, wo am Wochenende das Hähnchen geschlachtet wird und mehrfach im Jahr ein Stück größeres Vieh, dann wäre dieser Umstand einfach wieder Teil des normalen Lebens und nicht anrüchig und böse. Aber dieser Gedanke ist im Jahr 2015 wahrscheinlich eher unrealisitisch.
Hast du dich je gefragt, ob du ein Tier töten könntest um es anschließend zu essen?
Der Tod und das Töten der Tiere ist heute versteckt in Kunstoffverpackungen mit sauber zerteilten Hühnerbrüsten und liegt neutralisiert, optisch nicht mehr als Tier erkennbar in den Fleischtheken dieser Welt.
Das ist bequem und belastet den Verbraucher nicht mit negativen Gedanken. Aber so wenig wie ich mein Hühnchen selbst aufgezogen habe um dann das Messer zu wetzen, genauso wenig hat doch der Veganer seinen Grünkohl selbst hochgepäppelt. Und was wissen wir heute schon über die Gefühle und die Schmerzen eines Grünkohls? Sehr wenig. Und was, wenn auch der beim Wachsen eigentlich gerne mehr Platz hätte oder am Ende überhaupt nicht abgeschnitten werden will? Werden wir dann alle zu Frutariern? Und unterbrechen wir dann nicht die natürliche Entwicklung wenn wir den Apfel, der auf den Boden gefallen war um mit seinem Apfelkern neues Leben zu spenden, einfach aufessen?
Sind nachgebildete Würstchen aus Tofu oder ein Truthahn der aus Seitan mit viel Zusatzstoffen in eine entsprechende Form gebracht wurde wirklich die Lösung des Fleischproblems?
Ich weiß, dass ist alles sehr hypothetisch und vielleicht auch ein klein wenig wahnsinnig.
Und wo zur Hölle bleibt da eigentlich der Genuss und die Leidenschaft für gutes Essen?
Ja, ich esse gerne Fleisch. Immer noch…
Aber ich bemühe mich auch hinzuschauen. Und ich bin bereit mehr zu bezahlen, als das für die allgegenwärtige Massenware aus dem Discounter der Fall ist. Das klappt nicht immer, aber immer öfter.
Mein Lieblingsfleisch ist Putenfleisch.
Das merkt man meinen Rezepten glaube ich auch an, so häufig ist es vertreten. Es schmeckt mir gut und ich finde die Nährstoffzusammensetzung einfach ideal.
Wenn du im Internet nach Putenfleisch suchst, dann erschlägt es dich fast. Lauter Skandale von antibiotikaverseuchtem Putenfleisch, von einer extrem schlimmen Massentierhaltung und wirklich üblen Lebensbedingungen für die Masttiere. Über die resistenten Bakterien, die gerade erst in diesem Jahr im Putenfleisch aus dem Discounter gefunden wurden, will ich garnicht erst anfangen zu jammern.
Es läuft da was gehörig schief im Staate Deutschland und der gemeine Verbraucher ist Teil dessen.
Also was liegt näher, dich heute mit zu dem Erzeuger mitzunehmen, bei dem ich den überwiegenden Teil meines Putenfleisches und meiner Wurstwaren kaufe.
Heute mal kein Happy Carb meets in meiner Küche, sondern ein Happy Carb on Tour…
Zu Gast waren mein Mann und ich bei Ullrichs Putenhof in 74921 Helmstadt.
Ich finde es toll und irgendwo doch auch erstaunlich, dass auf meinen Wunsch, den Betrieb des Putenhofes besichtigen zu wollen, sofort sehr positiv und erfreut reagiert wurde. Der Putenhof Ullrich hat als Direktvermarkter auf dem Wochenmarkt im Michelstadt am Freitag Vormittag einen festen Standplatz und ich bin dort seit langem sehr zufriedene Kundin.
Es wurde also allerhöchste Zeit für einen Ortstermin direkt im Putenhof, der nur etwa 50 Kilometer von meinem Wohnort entfernt seinen Sitz hat. Regional kaufen. Da stehe ich doch total drauf.
Gleich vorweg: Es handelt sich um keinen Bio-Betrieb. Aber meiner Meinung nach, muss es auch nicht immer unbedingt Bio sein.
Ich stehe auf dem vielleicht naiven Standpunkt, dass es einen vernünftigen Produktionsweg geben muss, zwischen industrieller Massenproduktion mit all seinen Schattenseiten und der Bio-Tierhaltung, die am Ende für den Durchschnittsverbraucher kaum zu bezahlende Produkte hervorbringt.
Für mich hat Bio-Fleisch auch immer etwas von: Ich kaufe mich über den hohen Preis ein wenig von der Schuld frei und erleichtere so mein schlechtes Gewissen. Obwohl die Haltungsbedingungen, die gezüchteten Rassen und der Umgang mit den Medikamenten nicht grundlegend unterschiedlich sind zu den gut geführten kleinen Mastbetrieben, so wie der Putenhof Ullrich einer ist.
Auch ein Bio-Mastbetrieb ist kein Wohlfahrtsverein und will Profit machen. Und es wundert mich nicht, dass gerade im Wachstumsmarkt Bio so viel Schindluder getrieben wird und der Verbraucher gelegentlich getäuscht wird.
Lebensmittel kaufen ist Vertrauenssache. Gerade beim Fleisch! Bio hin oder her…
Bei unserer Ankunft am Putenhof wurden wir sehr freundlich empfangen und wir nutzten die kurze Wartezeit um in Ruhe unseren Wocheneinkauf zu machen. Freitags hat der Hofladen ganztägig geöffnet und wir haben die Gelegenheit ordentlich genutzt.
Nachdem der Chef vom Wochenmarkt zurückgekehrt war, ging es auch schon los und uns wurde der komplette Betrieb gezeigt. Auf meine Frage, ob wir irgendwo keine Bilder machen dürfen, lachte Herr Ullrich ganz entspannt und erteilte uns sofort eine uneingeschränkte Fotofreigabe.
In welchem Mastbetrieb erlebt man das wohl sonst noch?
Es ging auch gleich zu Sache, denn es ging in den Bereich, wo die Tiere geschlachtet werden. Ufff…
Ich habe mich vorher schon gefragt ob man einem Raum anmerkt, dass da pro Woche zwischen 120 und 180 Tiere sterben.
So wie ich auf Friedhöfen immer das Gefühl habe, dass die Seelen der Toten präsent sind und dem Ort eine besondere Aura verleihen.
Aber nein, es war ein sehr sauberer funktionaler Schlachtraum und wir haben genau erklärt bekommen, wie die Puten mit der Elektrozange betäubt werden und das Bewußtsein verlieren. Erst dann wird der Hals des Tieres vom Metzger mit einem Messer geöffnet und die Pute blutet aus.
Klingt gruselig? Ja das tut es. Aber es gehört dazu und ich wollte auch wirklich wissen, was da genau passiert. Eine echte Schlachtung konnten wir nicht verfolgen, da die Schlachtarbeiten für den Tag bereits abgeschlossen waren.
Anschließend konnten wir im benachbarten Kühlraum die geschlachteten Tiere des Tages begutachten. Da hingen sie nun und warteten auf die weitere Verarbeitung.
Im Raum nebenan sind die Arbeitsplätze untergebracht, wo die Tiere üblicherweise von den Mitarbeitern zerteilt werden. Der Mechanisierungsgrad ist gering und das handwerkliche Können spielt in dem kleinen Familienunternehmen noch eine große Rolle.
Wir durften das Fleischlager und die Wurstproduktion besichtigen und auch das „Heiligtum“, den Salami-Reifeschrank haben wir ausgiebig begutachtet. Die Salami von Putenhof Ullrich ist außergewöhnlich gut und besteht wirklich nur aus Putenfleisch, Putenfett, Gewürzen und den Zusätzen, die für die Reifung gebraucht werden.
Wir wurden in die Geheimnisse der Salami-Produktion eingeweiht und man konnte förmlich spüren, wie stolz Herr Ullrich gerade auf diese Produkte ist. Wie er uns berichtet hat, musste er wohl lange testen und probieren, bis er das heute Ergebnis erzielt hatte.
Und ich muss zugeben: Ich habe wirklich noch nie bessere Putensalami gegessen. Mein Favorit ist übrigens die aromatische Fenchel-Puten-Salami. Aktuell wird das schon umfangreiche Sortiment an Salamis um 5 weitere Geschmacksnoten ergänzt. Die neuen Sorten haben alle französische Vorbilder und ich freue mich schon, diese in den nächsten Wochen ausgiebig zu verkosten.
Herr Ullrich hat uns in dem Zusammenhang berichtet, dass er bei der Würzung voll auf Bio-Gewürze setzt und dazu ein hochwertiges Steinsalz aus Bayern verwendet. Auch hier merkte man wieder deutlich, dass der Chef von seinen eigenen Produkten selbst überzeugt ist und voll dahinter steht.
Wie gut, dass ich zuvor im Laden schon eine Putenwurst gegessen hatte. Ich hätte sonst vor Hunger bei dem Geruch direkt in eine der da hängenden Salamis gebissen und wäre wahrscheinlich des Hofes verwiesen worden.
Nicht direkt am Hof, sondern einige Meter entfernt, befinden sich die Stallungen mit den Tieren.
Ich war erst einmal skeptisch, was mich wohl hinter den Toren der großen Hallen erwarten würde. Das Areal der Stallungen ist nicht irgendwie großräumig eingezäunt wie ein Gefängnis oder gar hermetisch abgeriegelt, wie man das von manchen Großmästereien kennt. Alles war sehr unspektakulär und unaufgeregt.
Wir begannen in der Halle mit den goldigen Küken, die noch ganz jung waren und erst seit einigen Tagen auf dem Hof lebten. In Kreisen eingezäunt und mit Wärmelampen bestückt wuselten die kleinen Kücken herum und ich kuschelte schnell mal mit einem der Würmchen.
Der Putenhof bezieht seine Küken übrigens aus Norddeutschland aus einem Betrieb, wo er die Herkunft jeweils bis zu den Großeltern nachvollziehen kann. Als Rasse wird die Big 6 gemästet, die in Deutschland überwiegend im konventionellen Betrieb und auch im Bio-Landbau verwendet wird.
Klingt irgendwie nicht schön der Name. Aber beurteilt werden die Rassen eben nicht nach den schönen Federn, sondern nach dem Fleischwachstum und der Größe der Putenbrust. Sorry, aber am Ende muss jeder Betrieb natürlich auch ökonomisch denken.
Auch ein kleiner Putenhof ist eben kein Kuschelzoo…
In der zweiten Halle waren die Tiere in der mittleren Alterstufe untergebracht. Die Halle war gut belüftet, rundum offen mit Tageslichtzufuhr und mit Beschäftigungsmaterial für die Puten bestückt. Es roch unauffällig und die Tiere bewegten sich frei und nicht beengt durch die eingestreute Halle.
Witzigerweise laufen die Puten, wenn ein Mensch die Halle betritt, direkt auf einen zu als wollten sie schauen, wer denn da zu Besuch kommt. Dabei machten sie lustige Geräusche als wollten sie mit uns sprechen. Herr Ullrich kann sogar die Putensprache ein wenig und ein Putenruf von ihm lies die Puten ganz verzückt im Chor antworten.
In dieser Halle konnte wir auch das „Medikamentenlager“ sehen. Und genau wie ich bekommen die Puten bei Bedarf Echinacea und andere homöopahtische Mittel. Mit schärferen Waffen wird nur geschossen, wenn es unbedingt sein muss. So wenig wie möglich und viel wie nötig ist die Devise. Laut Herrn Ullrich führt die Art wie er die Tiere unterbringt, also mit ausreichend Platz und Beschäftigungsmaterial dazu, dass erheblich weniger Krankheiten entstehen und auch das bei Puten typische gegenseitige Hacken weniger auftritt. Insgesamt führt diese Tierhaltung so zu einem wesentlich geringeren Einsatz der Medikamentenkeule.
In den Stallungen werden pro Quadratmeter Fläche rechnerisch 1,5 Tiere gehalten. Bei den ausgewachsenen Tieren, die dann ab der 21 Woche nach und nach geschlachtet werden, dünnen sich die Reihen natürlich aus und der Platz pro Tier wird noch größer. Insgesamt leben auf dem Putenhof jeweils zwischen 2500 und 3500 Tiere.
Das ist ein Raumangebot, von dem die Puten in der industriellen Mast nur träumen können. Aber Platz ist Geld und in der Massentierhaltung ist es eben billiger prophylaktisch Antibiotika zu verabreichen. Wobei das natürlich verboten ist und nie jemand machen würde…
Im letzten Stall mit den ausgewachsenen Tieren war ich zum einen überrascht wie groß die Tiere werden und zum anderen, was für tolle bunte Köpfe die Puten haben.
Alle Puten sahen gepflegt aus mit einem wunderbaren Federkleid. Nicht gerupft oder irgendwie zerfleddert. Herr Ullrich hat uns erklärt, dass seine Mitarbeiter sehr darauf achten, dass die Tiere unversehrt sind und wenn mal eines Tiere in einem Streit zu Schaden kommt, wird dieses zum eigenen Schutz abgetrennt damit es sich wieder erholen kann.
Besonders soziale Tiere scheinen Puten auf jeden Fall nicht zu sein. Wir konnten auch beobachten, wie 2 Hähne aneinander gerieten und mit gerecktem Hals im Kreise stolziert sind. Bei den Menschen würde man sagen: Schön auf dicke Hose machen und dabei fett den Platzhirsch markieren. Da kommt es eben auch mal zu kleineren Keilereien. Dieses Verhalten ist laut Untersuchungen auch nicht mit den Haltungsbedingungen zu erklären, sondern liegt den Puten irgendwie in der Natur.
Kommt vielleicht daher die Redewendung: Du dumme Pute?
Natürlich ist es nicht schön, dass die Puten ihr ganzes Leben in einem Stall fristen. Es ist auch nicht schön, dass gerade die Puten, die über die 21 Wochen hinaus noch bis zur Schlachtung im Stall leben eine Größe erreichen, wo ich schon das Gefühl hatte, mit etwas weniger Brustfleisch könnten sie vielleicht besser laufen.
Naja, als ich 130 kg hatte, war ich auch nicht gerade so leichtfüssig wie ein Engel.
Aber alle Tiere waren agil und auch die großen Tiere kamen bei unserem Besuch gleich freudig auf uns zugelaufen.
Der Transport zur Schlachtung verläuft übrigens auch stressfrei. Die Tiere laufen von sich aus freiwillig auf einen Hänger und der wird die paar Meter dann zur Putenmetzgerei gefahren.
Natürlich haben wir auch über die Fütterung und die Nahrungsquellen gesprochen. Interessant fand ich, dass ein Großteil des Futters regional angebaut wird und die Tiere viel Weizen, Mais und Soja erhalten.
Um dem Raubbau im Regenwald durch die Sojaproduktion nicht weiter Vorschub zu leisten und auch um sicher zu sein, dass er keinen genmanipulierten Soja verfüttert, baut der Putenhof Ullrich in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Landwirt auch das Futter-Soja selbst an.
Chapeau und das hat mich wirklich sehr beeindruckt. Denn das macht alles Arbeit und kostet den Erzeuger Geld.
Deshalb, es muss nicht immer Bio sein, wenn man ein ordentliches Stück Fleisch haben will. Und den Unterschied zur Ware aus dem Discounter, den schmeckt man. Das kannst du mir glauben.
Aktuell ist man übrigens dabei, ein Gelände für die Freilandhaltung von Puten einzurichten. In Zukunft soll auch Freiland-Putenfleisch im Angebot sein. Das kling auf jeden Fall sehr vielversprechend denn wir wissen ja, dass das Fleisch von „Freigängern“ eine günstigere Fettzusammensetzung hat was die Omega-3-Fettsäuren angeht. Auch hier geht der Putenhof Ullrich mit der Zeit und passt sich der Nachfrage der Kundschaft an.
Mein Mann und ich wir waren geplättet von der uneingeschränkten Offenheit uns gegenüber und auch wegen der vielen Zeit, die man sich extra für uns genommen hat.
Unser Eindruck ist, dass dort bei den Ullrichs das Putenfleisch mit viel Fachkenntnis und Liebe zum Handwerk erzeugt wird. Dabei aber immer mit dem nötigen Respekt und der Achtsamkeit gegenüber dem Lebewesen Pute.
Wir haben einige der 25 Mitarbeiter kennenlernen dürfen und waren beeindruckt, wie hoch die Identifikation mit dem Unternehmen und der Inhaberfamilie ist. Seit 1976 machen die Ullrichs übrigens in Puten und seit etwa 25 Jahren vermarkten sie direkt und selbst. Zum Verkauf steuern sie verschiedene Wochenmärkte in der Region an und haben dazu auch einen tollen Internetshop, den ich auch schon genutzt habe und uneingeschränkt empfehlen kann.
Unkompliziert einzukaufen, schnelle Lieferung, perfekt gekühlt. Wenn man sich gleich einige Teile für den Tiefkühler ordert, kostest es nicht mal Versandkosten. Alles kommt praktisch eingeschweißt und man kann die Fleischwaren direkt so wie sie sind einfrieren.
Du interessierst dich für den Shop. Schau doch mal hier…
Es gibt über 200 Produkte die bestellt werden können. Vom ganzen Tier bis zu den Innereien und von der Putenkeule bis zur leckeren Fleischwurst.
Klar, der Preis ist höher und das trotz Direkvermarktung. Nur so haben kleine Betriebe wie der Putenhof Ullrich in der heutigen Zeit eine Chance eine bessere Qualität zu prodzieren.
Aber das bin ich mir wert und vor allen Dingen sind mir das die Puten wert!
Wir dürfen auch nie vergessen, dass die industrielle Massenproduktion Folgekosten erzeugt, an die wir heute noch nicht denken. Ob es teure Umweltschäden sind oder Menschen die sich mit Keimen infizieren, die dann dummerweise auf keine Antibiotika mehr ansprechen. Würde man diese Folgekosten mit in die billigen Fleischprodukte hineinkalkulieren, dann sähe die Welt sicher anders aus und eine gut erzeugte Qualität wäre auch preislich mehr als wettbewerbsfähig.
Die Natur wehrt sich gegen unser Tun und rächt sich früher oder später. Davon bin ich überzeugt.
Deshalb lieber weniger Fleisch und dafür eine bessere Qualität zu einem höheren Preis!
Aktuell fehlen noch die Nährwertangaben zu den Produkten, jedoch werden diese gerade nach und nach ergänzt. Und gerade für Allergiker oder Menschen, die auf alle Gewürze oder Zusätze verzichten wollen, gibt es auch Wurst die nur aus Pute und Steinsalz hergestellt ist. Und du wirst es kaum glauben, aber ich fand die auch richtig lecker.
Ansonsten hält es die Familie Ullrich mit den Zusatzstoffen so ähnlich wie mit den Medikamenten. So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Gerade da wo Reifeprozesse ablaufen müssen, kommt man um den einen oder anderen Zusatz nicht herum. Aber auf Emulgatoren, Phosphate und Geschmacksverstärker legt man keinen Wert und nimmt lieber in Kauf, dass in der Leberwurst mal ein Krümelchen Fett sichtbar ist.
Es ist eben keine Fabrikware und das sieht und schmeckt man auch.
Ein Hinweis noch zum Schluss. Auf meine Frage, ob Herr Ullrich seine eigenen Produkte auch selbst verzehrt, hat er mit einem laut schallenden Lachen geantwortet: Ja, und das schon seit Jahren.
Einem Erzeuger, der auf unsere neugierigen Fragen mit so viel Offenheit reagiert hat und der dazu auch noch seine eigenen Sachen mit Freude futtert, vertraue ich auf jeden Fall voll und ganz.
Solltest du mal in der Gegend unterweg sein. Dann rufe an und mach einen Termin zur Besichtigung.
Bei uns gibt es auf jeden Fall heute Putenfleisch von Ullrichs Putenhof.
Wie wäre es denn mit einem Puten-Paprikaschnitzel mit Kohlrabipommes…
Oder wie wäre es mit den Blumenkohl-Kritharaki mit Putengyros…
Oder doch lieber das Mediterrane Putengulasch mit Low Carb Gnocchi…
Hier geht es nochmal zum Onlineshop von Ullrichs Putenhof