Frühjahr / Sommer 2013 – Die Weichen werden gestellt

Im April 2013 saß ich wieder einmal mit diversen gesundheitlichen Problemen bei meinem Hausarzt und war wie so oft den Tränen nahe, als der mich auf mein Gewicht ansprach. Glücklicherweise habe ich einen sehr netten Hausarzt, dem natürlich nicht entgangen war, das es bei mir mit dem Gewicht immer mehr bergauf und mit der Gesundheit stark bergab ging. So war er es, der mir die rote Karte zeigte und ins Gewissen sprach.

Aus seiner Sicht war dringend Handlungsbedarf und so schlug er mir eine Reha vor. Nach einem kurzen Schreck und einer Minute Zeit zum Überlegen, stimmte ich zu und so bekam ich die entsprechenden Unterlagen für die Beantragung ausgehändigt. Als ich die Praxis verließ, war ich euphorisch und beschwingt. Ich hatte mich zwar eigentlich gewichtsmäßig schon lange aufgegeben, aber auf einmal keimte ein kleines Pflänzchen der Hoffnung auf, dass es doch noch Hilfe für mich gibt.

Mir war zu dem Zeitpunkt damals nicht klar, wie schwierig es heute ist, eine Reha genehmigt zu bekommen. Aber gut, nachdem ich ja in einem Arbeitsverhältnis stehe war die Deutsche Rentenversicherung zuständig und so schickte ich alle Dokumente und ärztlichen Unterlagen weg und das Warten ging los.

Betti in Italien im Mai 2013

Betti in Italien im Mai 2013

Kurz nachdem ich den Antrag auf Reha auf den Weg gebracht habe, sind wir im Mai erst einmal in Urlaub in die Toskana gefahren. Wir verbringen immer wieder gerne unseren Urlaub in Castellina in Chianti und fühlen uns in dem kleinen Ort schon fast heimisch.

Im Hinblick auf die „drohende“ Reha wollte ich dann im Urlaub auch nochmal richtig schlemmen und gut essen. Ich liebe italienisches Essen und könnte in Pasta baden. So blieb es auch nicht aus, dass wir statt uns körperlich zu betätigen mehr gegessen haben als gut war. Ich erinnere mich an einen Abend, an dem ich 2 Pizzen gegessen habe und mit hochrotem Kopf schwer atmend am Tisch saß wie ein Fisch, der nach Luft schnappt. Dazu kam, dass ich in diese Urlaub auch kaum noch in der Lage war längere Wege zu Fuß zurück zu legen und mich zumeist erschöpft und kaputt gefühlt habe. Der Urlaub war schön, aber wirklich besser habe ich mich auch nach dieser kurzen Pause nicht gefühlt.

Zurück in der Mühle des Alltags fiel es mir immer schwerer zu funktionieren. Ich spürte ganz deutlich Leistungseinbußen bei der Arbeit und meine krankheitsbedingten Fehlzeiten hatten ein bedenkliches Ausmaß angenommen. Morgens bin ich kaum in die Gänge gekommen und am Arbeitsplatz war ich nach 2 Stunden so erschöpft und kraftlos, dass ich eigentlich hätte heimgehen können. Meine ganze Hoffnung galt der Reha und so öffnete ich jeden Abend mit Spannung den Briefkasten in Erwartung eines Briefes von der Deutschen Rentenversicherung.

Der Brief kam und mir schlug vor Aufregung das Herz bis zum Hals, als ich den Umschlag öffnete. Shit, der Brief war kurz und beinhaltete eine Ablehnung meiner Reha mit dem Hinweis, dass meine Erwerbsfähigkeit nicht gefährdet sei. Ich hätte kotzen können und bin direkt in Tränen ausgebrochen. Zu der Zeit war ich sowieso schon nah am Wasser gebaut und es brauchte nicht viel, um mich aus der Bahn zu werfen und die Schleusen zu öffnen.

Keine Genehmigung für die Reha zu bekommen, fühlte sich für mich fast an wie ein Todesurteil, was ich selbst mit Messer und Gabel vollstrecken sollte.

Tief durchatmen und die letzte Energie hervorzaubern dachte ich mir, es gibt immer noch die Möglichkeit gegen den Bescheid einen Widerspruch einzulegen. Ich war immer eine Kämpferin und wollte mich auch in diesem Fall nicht kampflos geschlagen geben, auch wenn ich mich eigentlich lieber gefügt und mich irgendwo in einem Loch verkrochen hätte.

Nein, Nein, Nein Bettina, du musst die Reha haben um das Ruder rumreißen zu können, versuchte ich mich selbst zu motivieren. Also fasste ich mir ein Herz und formulierte einen mehrseitigen Widerspruch, der eher wie ein verzweifelter Hilferuf klang. Gemeinsam mit einem weiteren Attest meines Hausarztes schickte ich die Unterlagen mit viel Hoffnung erneut an die Deutsche Rentenversicherung.

Betti an der Nordsee im September 2013

Betti an der Nordsee im September 2013

Wieder ging das Warten los. Inzwischen war es schon September geworden und ich war wirklich traurig wegen der langen Zeit, die seit meinem Antrag vergangen war

Immer wieder sollte noch dies oder das nachgereicht werden. Gefühlt eine Zermürbungstaktik, wobei ich keine böswillige Absicht unterstellen will. Zu meinem Mann habe ich manchmal zynisch gesagt, dass die Deutsche Rentenversicherung vielleicht wartet in der Hoffnung, dass ich multimorbide Patientin vorher tot umfalle und somit sozialverträglich aus dem Leben scheide.

Aber Geduld und Hartnäckigkeit zahlten sich aus. Anfang Oktober kam ein dicker Umschlag von der Deutschen Rentenversicherung und man beglückwünschte mich zu der Genehmigung einer Reha, die dann auch gleich 5 Wochen dauern sollte. Ich war geplättet aber glücklich, dass es 2 Wochen später schon losgehen sollte.

Das Abenteuer konnte beginnen …

 

Weiter zu „Oktober / November 2013 – Die Reha“

Übersicht:

  1. Über mich – Happy Carb – Mein Low Carb Weg zum Glück
  2. Rückblick, oder wie ich dick wurde …
  3. Frühjahr / Sommer 2013 – Die Weichen werden gestellt
  4. Oktober / November 2013 – Die Reha
  5. Dezember 2013 – Christmas Shopping New York und Weihnachten
  6. Januar bis Juli 2014 – Zeit der Veränderung
  7. Diabetes Typ 2 – Mein Weg ohne Medikamente
  8. Was danach geschah

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