Ein Kurztrip nach Stockholm, auf den Spuren von Astrid Lindgren und ABBA…
Wahrscheinlich hast du es nicht mal gemerkt, aber Ende Mai war es hier einige Tage ruhiger hier als sonst. Der Grund dafür ist ganz einfach, denn ich bin mal wieder durch die Welt getingelt. Ab und zu muss ich raus und muss mir frische Luft und neue Inspiration um die Nase wehen lassen. Ein Städtetrip ist da eine gute Gelegenheit und so kreuzte ich diesmal mit meinem Mann in Stockholm auf.
Du kennst das ja schon, dass ich von meinen Urlauben immer so wenig berichte, was ich erlebt habe. Wobei ich selten von spektakulären Erlebnissen berichte als von Dingen, die mir unterwegs auffallen und die mich beschäftigen. Oder irgendwelche Schusseligkeiten, die an mir kleben wie ein babbisches Gutsel.
Wundere dich also nicht, wenn das hier kein klassischer Reisebericht wird. Du wirst hinterher, was Stockholm angeht, nicht viel schlauer sein.
Gestartet sind wir von Frankfurt aus, was für uns der nächstgelegene Flughafen ist. Ich fliege nicht oft. Meiner Meinung nach ist die Vielfliegerei ökologisch nicht zu vertreten. Ein Flug nach Spanien hat bereits eine so bescheidene Ökobilanz wie 1 Jahr Rindfleisch oder sogar 2,5 Jahre Hähnchenfleisch zu essen. Da esse ich lieber Fleisch und fliege dafür weniger.
Keinen ökologischen Fußabdruck hinterlassen wir nur, wenn es uns nie gegeben hat. Also keine echte Option, um die Welt zu retten.
Na ja, auf jeden Fall klingt es super, wenn ich sage, dass ich aus ökologischen Gründen nicht so häufig fliege. Ehrlicherweise fehlt mir auch das dazu notwendige Kleingeld, um auf ein luxuriöses Jetset-Leben umzusteigen.
Brauche ich aber auch nicht, wenn ich doch hier auf meinem roten Sofa surfen kann.
Wer selten fliegt, ist natürlich am Flughafen entsprechend ungeübt und schnell verloren.
Wusstest du, dass man heute bis man im Flieger sitzt, fast keine Mitarbeiter des Flughafens oder der Fluggesellschaft mehr trifft? Früher ging man an den Schalter und da saßen sie, adrett gekleidet, nett lächelnd und so perfekt frisiert, dass ich mir immer direkt ins Haar gegriffen habe. Nöööö, heute geht man an einen Automaten und legt den Pass drauf, tippt verzweifelt einige Nummern ein, bis man irgendwann das Ticket rausgespuckt bekommt.
Dann geht es weiter zum nächsten Automaten, wo man dann seinen Koffer aufgeben muss. Eigentlich müssten die Flüge inzwischen spottbillig sein. Schließlich muss ich ja die ganze Arbeit selbst machen. An dem Tag, an dem ich im Flieger auch noch die Getränke aus einem Automaten ziehen muss und ich beim Start mit den Füßen anschieben muss, lass ich das mit der Fliegerei endgültig sein.
Die Gepäckhölle hat mich im Griff!
Nun ja, es werden keine Mitarbeiter mehr gebraucht, bei der Aufgabe des eigenen Gepäckstückes. Zumindest nicht, wenn nicht eine ungeschickte Betti am Start ist. Üblicherweise startet mein Mann, der eine höhere technische Affinität hat mit solchen Herausforderungen. Lief auch alles super, bis er sich dem Koffer zuwendete und mir das Terminal überlassen hat. Was macht die Frau Meiselbach: Natürlich den falschen Knopf drücken und erst mal den dicken Finger auf ABBRECHEN schieben. Da brauchten wir dann erstmalig die praktische Unterstützung, den man per Hilfeschrei an den Schalter zitieren kann. Mit entsprechendem Support der Dame, die wie ein Jojo zwischen all den Schaltern umherhopste, haben wir das Problem gelöst bekommen und Koffer Nummer 1 war auf dem Weg nach Stockholm.
Juchuuuuu dachte ich mir, und startete meinen Vorgang.
Meine Lernkurve ist sicher nicht supersteil, aber zumindest nicht abschüssig, wie bei so manch anderer Pfeife, die mir so tagtäglich begegnet. Alles lief ungewohnt super. Und weil ich ja über Bärenkräfte verfüge, habe ich meinen Koffer auch selbst auf das Paketband gewuchtet. Selbst ist die Frau. Na ja, ich wollte auch keinen Rückenvorfall bei meinem Mann provozieren. Schon vor Abflug mit meinem Mann bei einem Flughafenarzt sitzen und auf eine Spritze warten, wollte ich wirklich nicht riskieren.
Aufkleber rumgeschnallt und ab geht die Gepäckpost. Dachte ich zumindest für 2 Sekunden, bis das Transportband mit meinem Koffer stoppte und nichts mehr vor oder zurück ging. Na klasse. Wäre jetzt auch zu viel des Glückes gewesen, wenn das bei mir einfach so ohne Störung geklappt hätte. Also ein erneuter Hilfeschrei und die Assistentin kam wieder zu uns geeilt. Sie drückte und machte und nichts bewegte sich. Wahrscheinlich habe ich das Gepäckband geschrottet, wenn ich schon mal da bin, flachste ich lustig. Nun gut. Das Problem war von der Vorderseite nicht zu beheben und es musste noch ein weiterer Mitarbeiter gerufen werden. Wahrscheinlich habe ich in dem Moment die kompletten Mitarbeiterressourcen am Flughafen in Anspruch genommen. Der Mann konnte dann zumindest von der hinteren Seite unter Einsatz von Gewalt meinen Koffer freibekommen. Scheinbar hatte ich Super-Betti meinen Reisverschluss-Zipper genau so doof platziert, dass sich dieser verhakt hatte am Übergang des Gepäckbandes und so alles zum Stillstand kam. Aber gut, der Mann rettete die Situation und riss dabei gleich mal den Zipper vom Reißverschluss ab. Kollateralschäden, damit kenne ich mich aus. Aber es ist wieder typisch, dass ich bei solchen alltäglichen Situationen immer im Chaos ende und Hilfe von Dritten brauche.
Scheinbar rechnen solche Geräteentwickler einfach nie damit, dass auch solche Koryphäen wie ich mein Glück versuchen.
Und als ich gerade dachte, dass es nicht mehr blöder kommen kann, ging es an die Sicherheitskontrolle. Jacke aus, Gürtel aus, Laptop hier und Tablet dort. Das bringt mich schon ins Schwitzen und ich versuche deshalb immer aus Nervosität mit den Beamten dort Kontakt aufzunehmen. An dem Tag war da aber das Modell Spaßbremse im Einsatz und er sprang nicht auf meine Späße an. Also riss ich mir hektisch meinen Brustbeutel über den Kopf. Dabei war ich so unbedacht, dass die Schnur um den Hals sich in meinem etwas komplizierten Ohrring verhakt hat und und ich mir dabei fast mein Ohrläppchen abgerissen hätte. Gut, so schlimm kam es nicht. Aber bis mein grobmotorischer Mann das Band des Brustbeutels aus meinem Ohrring gefuddelt hatte, verging sehr, sehr viel Zeit.
Der nette Beamte war inzwischen genervt und die Schlange hinter uns 3x so lange wie zuvor.
Falls du mir irgendwann oder irgendwo auf Reisen begegnest, dann stell dich nur nie hinter mir in die Schlange. Es sei denn du hast viel Zeit und willst dich amüsieren.
Blöderweise komme ich schon mein Leben lang in solche Situationen. Bei meinem ersten Aufenthalt in New York habe ich mich in der Drehtür des Hotels mit dem Koffer verkeilt und es musste jemand von der Hoteltechnik kommen, um mich wieder zu befreien.
Wie oft ich mich schon auf Toiletten eingeschlossen habe, und dann die Tür nicht mehr aufbekommen habe, kann ich nicht zählen. Ich musste schon befreit werden oder bin von Kloschüssel über Türklinke über die Tür geklettert. Die Gesichter der Damen im Waschraum, als ich da oben unter der Decke über der Tür hing, werde ich mein Leben nicht vergessen.
Mein Mann ist zum Glück gewohnt, dass mit mir auf Reisen immer merkwürdige Dinge passieren und versucht auf mich aufzupassen. Aber das gelingt nicht immer so einfach.
Das Lufthansa-Boarding ruft zu meiner Verwunderung auch zum bevorzugten Einstieg von Senatoren auf. Business-Class, die wichtigen Members von dem hauseigenen Club und eben Senatoren dürfen als erstes einsteigen. Es war aber jetzt nicht so, dass sich da eine Menschentraube an Senatoren gebildet hätte. Hauptsache Senatoren zuerst in die Rettungsboote und das Fußvolk kommt später.
Wie wäre es denn, wenn die Lufthansa auch lustige Blogger separat einsteigen ließe?
Als ich mich habe in den Sitz des Flugzeuges fallen lassen, habe ich reflexartig die Länge des Gurtes geprüft und ob ich den Tisch runterklappen kann. Früher eine Unmöglichkeit, ist das heute kein Problem mehr. Da schnalle ich mich doch gerne nochmal ab um meinen Sitznachbar zu begrüßen und an seinen Platz zu lassen. Ich hatte den undankbaren Platz in der Mitte der Dreierreihe, da mein Mann wegen seiner langen Stelzen gerne am Gang sitzt.
Was macht man nicht alles als Liebesdienst.
Der Pilot hat uns nett begrüßt und auch während des Fluges hat der Kapitän einige freundliche Worte an uns Passagiere gerichtet. Und weil ich so lustig drauf war, habe ich meinen neuen Sitznachbarn dann auch direkt gefragt, ob er denkt, dass der Pilot der Suizid-Maschine aus dem vergangenen Jahr wohl auch die Leute noch so nett bequatscht hat, bevor der den Karren an die Bergwand gesetzt hat.
Merkwürdigerweise hatte mein Sitznachbar einen anderen Humor als ich und es wollte keine wirkliche Stimmung aufkommen. Verstehe ich nicht. Also meine Schuld war es sicher nicht.
Wir haben es aber dennoch geschafft und sind im Hotel C in Stockholm angekommen. Lufthansa sei Dank. Der Flughafenexpress war auch nur 20 m vom Hotel entfernt. Eine Hürde, die wir auf Anhieb und ohne Probleme genommen haben. Geht doch, Betti auf Reisen.
Und was macht man, wenn man kaputt am Abend in Stockholm landet und das eigentliche Programm am Tag darauf beginnt? Na klar, man geht essen. Genau das haben wir auch getan und haben uns um die Ecke einen „original schwedischen“ Mongolengrill gesucht, wo es ein nettes Asia-Buffet gab. Bitte keinen Kommentar dazu, aber da hing ein Magnet, der hat uns von außen direkt reingezogen. Dann schnell heim und ins Bett.
Wann wird es in Schweden eigentlich dunkel?
Um diese Jahreszeit ist es in Schweden lange hell. Sehr lange hell sogar. Ich bin es gewohnt, mit offenen Jalousien und ohne geschlossene Rolläden zu schlafen. Das haben wir dann auch in Stockholm versucht. Nur um 23 Uhr war noch hell und noch schlimmer, um 4 Uhr früh war auch schon wieder taghell. Ich hatte komplett unterschätzt, dass die Lichtsituation einen so großen Einfluss auf die Schlafqualität hat und war viel zu früh wach. In der Nacht darauf haben wir dann doch lieber die Vorhänge überwiegend geschlossen.
Mittsommer lässt grüßen und all die Elfen und Trolle, die in den kurzen Sommernächten in Schweden ihr Unwesen treiben.
Ich liebe Hotelfrühstücke und so auch hier. Das Büffet war riesig und lies fast keinen Wunsch offen. Zu meinem Schreck gab es keinen Lachs zum Frühstück. Wo ich doch so gerne fischig in den Tag starte. Scheinbar ist das in Schweden nicht so Usus, wie ich mir das vorgestellt hatte. Und zuckrigen Sill am Morgen, macht mir höchstes Sorgen.
Aber keine Panik, ich habe in den kommenden Tagen noch ausreichend Lachs gegessen, um dieses Manko auszugleichen.
Mein Frühstück für die folgenden Tage bestand aus Rührei, etwas Bacon, ein wenig Käse, lecker Paprika in allen Farben, Tomätchen, frischer Gurke und einer halben Grapfefruit. Als Nachtisch etwas Schlagsahne mit Erythrit und leckere Kokoschips, die leicht versteckt in der Müslitheke vor sich hin schlummerten.
Im Urlaub frühstücke ich gerne gehaltvoller, da mich so eine Mahlzeit bis etwa 16 Uhr satt macht und dann das Abendessen schon fast in den Startlöchern steht.
Jetzt geht der Urlaub richtig los…
Am ersten Urlaubstag wurde geshoppt bis zum Umfallen. Wirklich, meine Füße haben gequalmt. Wir haben die Stadtbezirke Norrmalm und Östermalm unsicher gemacht. Dort findet man alle Geschäfte, die es in vielen Großstädten dieser Welt gibt und einige schwedische Läden und Designer dazu. Das Wetter war an dem Tag total schrecklich. Es hat geregnet, was das Zeug hält und wir wurden mehrfach nass. So den ganzen Tag in gefühlt klatschnassen Klamotten unterwegs zu sein, ist richtig eklig. Bei meiner Lieblings-Schweden-Designerin, Gudrun Sjöden, bei der ich bestimmt schon 20 Jahre Klamotten kaufe, haben wir uns dann mal etwas länger abgetrocknet und ich dabei eine ganze Menge Klamotten eingepackt. Wir haben uns da wirklich auch 2 große Handtücher gekauft, um uns erst mal gescheit abzutrocknen.
Dann der nächste Schreck.
Ich wollte mir ein geringeltes T-Shirt kaufen, was ich in einer anderen Farbe auch schon daheim habe. Ach, was liebe ich bunte Ringelpiez-Shirts. Also bin ich motiviert in die Umkleidekabine und rein in das Shirt in Größe M. Dann das Elend. Größe M spannte deutlich und gut sichtbar. Also wurde es notwendig, dass ich mich in der Umkleide fast nackig mache um mal einen prüfenden Blick auf den Speck zu werfen. Ich war in den letzten Wochen etwas nachlässig, was die Bewegung angeht und habe auch die Wiegerei schleifen lassen. Dazu viel gekocht, denn für das Kochbuch bin ich natürlich schwer in Action. Dazu die einen oder anderen Nüsschen zu viel beim abendlichen Fernsehen oder ein Snack zwischendurch. Das Ergebnis dieses Schlendrians ist es nun, dass ich mir eine Kleidergröße drauf gefuttert habe und gemerkt habe ich das blöderweise erst in der Umkleidekabine von Gudrun Sjöden in Stockholm.
Für den Rest des Tages war ich angepisst und am Tag darauf hochmotiviert, diesen kleinen Schlenzer direkt wieder auszumerzen. Wie schnell sich da doch was ranschleicht, wenn man bewusst wegschaut und irgendwie nicht wissen will, was passiert.
Aber der Umkleidekabinen-Weckruf war wirksam. Wenn es dir an Motivation mangelt und du die Kurve nicht bekommst, dann gehe in ein Kaufhaus und zieh dich in der Umkleide aus.
Der Schock verleiht Flügel…
Ich habe meine Klamotten dann auch gleich perspektivisch im Model Wurstpelle gekauft. In 3-4 Wochen sitzen die dann ja wieder locker. Sonst ärgere ich mich hinterher, dass ich noch mehr Klamotten im Schrank habe, die mir zu groß sind.
Das hättest du doch sicher genauso gemacht oder?
Übrigens, wollten wir in Östermalm auch gerne eine Foodtour machen, zu der wir uns von Deutschland aus angemeldet hatten. Aber an dem Tag hatten wir so einen guten Lauf, dass wir auch da versetzt wurden und unser Tour-Guide nicht aufgetaucht ist. Scheinbar waren wir die einzigen Kunden und ein Anruf bei der Agentur brachte zu Tage, dass sich unser Guide angeblich gerade mal schnell den Arm gebrochen hat. Kann man glauben, oder eben auch nicht. Macht es beides nicht besser oder schlechter. Ohne geführte Foodtour sind wir eben selbst durch die Markthalle Saluhall Östermalm geschlendert und haben uns durch die Stände gefressen. Es gab schwedische Spezialitäten wie Elch, jede Menge Fisch, hochwertige Schokolade und vieles mehr. Alles in hervorragender Qualität und zu stolzen Preisen. Aber im Urlaub gönnen wir uns auch gerne mal ein besonderes Extra. Zumindest wurde meine Lust auf Lachs in dieser Markthalle mehr als befriedigt. Melanders Fisk sei Dank, was so eine Art schwedischer Gosch ist und Fisch vom Feinsten verkauft.
Von der Neustadt in die Altstadt.
Am darauffolgenden Tag stürmten wir die Altstadt Gamla Stan. Nachdem die Stadt Stockholm am Tag zuvor bei Schietwetter und eher amerikanischer Architektur noch nicht wirklich ihren Zauber entfalten konnte, wendete sich das Blatt, als wir uns Richtung Schloß bewegten.
Da wohnt sie also, uns Silvia, die einst als Heidelbergerin das Herz des schwedischen Prinzen eroberte und selbst heute noch an der Seite des Schwerenöters weilt. Es gab doch mal ein Märchen, wo sich ein Frosch nach einem Kuss in einen König verwandelte. Carl Gustav ist der lebende Beweis, dass die Nummer auch rückwärts geht. Prinz geheiratet und irgendwann einen Froschkönig bekommen.
Nun denn. Kann mir ja egal sein. Aber das schwedische Königshaus ist weltbekannt und so ein wenig Prinzessin bin ich ja auch. Also nichts wie hin zum Schloss. Dort haben wir erst mal den Wachwechsel beobachtet, was mit viel Furz und Feuerstein in Szene gesetzt wurde. Ich bin da ehrlich, dass das zwar toll anzusehen ist, aber mein Geduldsfaden für hopsende Männer in Uniformen doch etwas kürzer ist, als die langatmige Show, die da gefahren wird. Schließlich wollte ich an dem Tag noch mehr erleben. Nachdem jeder der Herren da hinmarschiert war, wo er hinsollte, sind wir ins Schloss rein. Ein Blick in die Repräsentationsräume und auch in die große Uhrensammlung und dann der große Blick in des Königs Wohnstube. Gut, man konnte nur in den langen Flur schauen, wo es in den bewohnten Teil des Schlosses ging. Aber sah schon feudal aus und ich könnte mich in so einem Schlösschen auch gut vorstellen. So lange ich den Laden nicht selbst putzen muss, mit so vielen Zimmern, bin ich da offen.
Nach den Räumlichkeiten ging es runter in das Verlies zu Carl Gustavs Kronjuwelen. Für Klunker kann ich mich doch immer erwärmen und die Krönchen und Zepter und natürlich den Hermelinmantel zu begutachten, ist für Mädchen immer spannend. Schon oben gab es Bekleidung zu sehen, wo sich mir die Frage aufwarf, ob es in so einem Schloss nichts zu futtern gibt. Gefühlt waren die Fummel in Größe 32, und damit meine ich nicht die Schuhgröße. Ich glaube, auf Frauen aus Königshäusern lastet auch eine große Bürde. Erst mal müssen sie ein paar Kinder rausdrücken, und dabei immer noch perfekt aussehen. Und wenn die Männer dann arschig werden, auch noch gute Miene zum bösen Spiel machen.
Ich vermute gerade mal, dass ich bei den ganzen Blättchen mit all dem Schmonz als Autorin völlig fehl am Platz wäre. Dabei lese ich beim Friseur doch auch so gerne, was der Fürst Albert für eine kratzende Schlafanzugshose hat und ob seiner Charlene, das ist die mit dem eingeschlafenen säuerlichen Gesicht, die Krone hinten rechts im Gebiss wackelt oder nicht.
Alles Themen, die die Welt bewegen…
So ein Tag in der Altstadt von Stockholm vergeht wie im Flug und solltest du mal dort sein, ist der Besuch ein absolutes MUSS.
Stockholm geht nicht, ohne einen Fuß auf ein Boot gesetzt zu haben. Egal in welche Richtung man sich in Stockholm bewegt, früher oder später kommt Wasser. 30% der Stadtfläche besteht aus Wasser. 14 Inseln und 53 Brücken. Das Venedig des Nordens, nur ohne singende Gondolieren.
Es gibt auch eine Reihe von Inseln, die Stockholm vorgelagert sind und wo sich ein Besuch lohnt. Also sind auch wir zu einer dieser Schären-Inseln gefahren und haben die kleine Insel Stora Fjäderholmen besucht. In weniger als 30 Minuten ist man mit dem Boot dort und kann die Ruhe und die Landschaft genießen. Die Insel ist ein beliebtes Ausflugsziel. Es finden sich einige kunsthandwerkliche Läden, einige Restaurants und so ein wenig ländliches Schwedenidyll in Miniatur-Version, um sich als Stadttourist einen schnellen Eindruck zu verschaffen. Wir waren an einem Sonntag dort, an dem gleichzeitig auch Moms-Day in Schweden war. Da waren wirklich alle auf den Beinen und mir ist aufgefallen, wie viele Familien es in Schweden gibt, die 2 und mehr Kinder haben. Beim Beobachten fand ich den Umfang der schwedischen Eltern auch irgendwie lockerer, als ich das hier beobachte. Gut, der schwedische Bengel ist hingefallen und hat sich das Knie aufgeschlagen. Passiert eben. Kind hochziehen, Dreck mit der Hand wegmachen, kurz pusten und schon ist die Welt in Ordnung. Bei so manchen deutschen Helikoptereltern wäre jetzt das komplette Emergency-Case-Programm gefahren worden. Von Tetanus-Spritze in der Notaufnahme, bis hin zu dem Versuch, die Schuld auf den Parkbetreiber zu schieben, weil es da doch tatsächlich einen Naturweg gab mit echten Steinen, womit man in der Natur natürlich nicht rechnen kann.
Überhaupt machten mir die Schweden einen sehr entspannten und positiven Eindruck. Also nicht so eine beleidigte Miene, wie mir das in Deutschland häufig begegnet. Eher mehr so der Gesichtsausdruck:
Das Leben ist schön, auch wenn es manchmal Scheiße ist.
Also ganz mein Motto.
Dazu läuft alles sehr geordnet und rücksichtsvoll ab. Wo du in Deutschland die Ellenbogen ausfahren musst, um nicht übergangen zu werden, achten dort die Menschen auf ein ordentliches Miteinander und einen vernünftigen Umgang. Ich glaube, dass Toleranz eine der großen Stärken der Schweden ist. Mir sind nie in einer Stadt mehr ganz selbstverständlich auftretende gleichgeschlechtliche Paare begegnet wie hier. Und ich glaube, niemand nimmt daran Notiz. Ob dick oder dünn oder hell oder dunkel. Jeder ist, wie er ist und darin sind alle gleich.
Wahrscheinlich wäre ich hier nicht mal mit 130 kg diskriminiert worden.
Ich bin natürlich nicht tiefer in die Soziologie der Schweden eingestiegen, sondern kann nur von den ersten subjektiven Eindrücken berichten, die ich in Stockholm wahrgenommen habe.
Ach, wie in jeder großen Stadt wird man auch in Stockholm gelegentlich angebettelt. Nur die Bedürftigen sind da inzwischen total modern und verfügen teilweise über ein elektronisches System zur Bezahlung. EC-Karte in das Gerät stecken und spenden. Münzen in einen Becher zu werfen, ist scheinbar inzwischen out. Wurde echt Zeit, dass ich mal wieder aus dem Odenwald rausgekommen bin. Ich hatte ja keine Ahnung, wie die Welt sich verändert.
Juchhuuuuu, ich bin die Dancing Queen…
Die Bootsfahrt war kein tagesfüllendes Programm und so haben wir noch die berühmtesten Schweden ever besucht. Wir waren bei ABBA im Museum. Ich summe direkt wieder Dancing Queen und tanze im Geiste mit Agnetha, Anni-Frid, Benny und Björn auf der virtuellen Bühne, die es dort gibt. Für Fans der Musik einfach das Highlight der Stadt. Die bunten Kostüme, goldene Platten die ganze Geschichte von ABBA bis hin zum Musical ist alles farbenprächtig und musikalisch dargesellt. Eine tolle Reise zurück in die 70er Jahre. Abba steht in dem Museum übrigens auch als Wachsfiguren und die vier sehen dabei so echt aus, dass man die Figuren fast ansprechen könnte. Wirklich erstaunlich und beeindruckend.
Meine Kindheit ist geprägt von der Musik von Abba, denn meine Eltern hatten den Schrank mit deren Platten voll.
Thank you for the music Abba. Schön war der Besuch bei euch.
Was die abendliche Küche angeht, haben wir uns durch verschiedene Restaurants gegessen. Es ist wie überall. Man kann in Stockholm grandios lecker und erschreckend schlecht essen. Wir haben beide Seiten der Medaille getestet. Erwähnen will ich nur, dass ich neben Köttbullar natürlich auch Elch gegessen habe. In der Altstadt im Ardbeg Embassy gönnten wir uns diese Spezialität, die es bei uns nicht so einfach auf dem Teller gibt. Geschmacklich eine Mischung aus Rind und Hirsch, ist Elch sicher Geschmackssache. Ich mochte Elch auf jeden Fall gerne.
An einem Tag haben wir beim Verweilen auf einer Bank eine Schwedin von älterem Semester kennengelernt, die sehr gut Deutsch sprach und wir kamen daher unkompliziert ins Gespräch. Sie konnte übrigens dem Elch nichts abgewinnen, kennt Björn von ABBA aus Jugendtagen und war als schwedische Diabetikerin dem Thema LCHF nicht besonders zugetan. Ich selbst dachte ja, dass LCHF in Schweden wesentlich präsenter ist. Aber das Gegenteil ist eigentlich der Fall. Selbst da, wo eigentlich echt kein Berg von Zucker drin sein müsste, wird in Schweden gerne noch Zucker reingetütet. Die Dame kannte LCHF, aber hat berichtet, dass das in Schweden wohl sehr umstritten sei und kontrovers diskutiert würde. Also fast wie bei uns, nur eben mit einer etwas größeren Randgruppe als Fanbase.
Unser Versuch, einen schwedischen LCHF Laden aufzusuchen, war ein Misserfolg. Durch die halbe Stadt mit autschenden Füßen gelaufen, erwartete uns ein Schild auf dem Stand, „Kommer strax“. Wir haben das erst einmal frei und ohne Schwedischkenntnisse mit „Komme gleich wieder“ übersetzt. Aber als nach 20 Minuten immer noch niemand da war, waren mir die Schweden mit ihrer Arbeitsauffassung dann doch etwas sehr entspannt.
Oder bedeutet „Kommer strax“ etwa etwas ganz anderes?
Witzigerweise gibt es einen zweiten LCHF Laden in Stockholm, über den wir dann noch fast zufällig gestolpert sind. Und Yippie, der hatte sogar offen. Auf den Scheiben groß mit Clean-Eating und Gedöns beworben, war ich vom Innenleben dann doch eher enttäuscht. Ein halbnacktes diskotaugliches Mädel, was singend und tanzend zu Rihanna´s lauter Musik parallel versuchte, Kunden wie uns zu beraten. Die supercleane Ernährung stellte sich im Regal erst mal in einer Reihe Quest-Bars dar. Ich selbst nehme für mich nicht in Anspruch, mich clean zu ernähren. Aber ich habe scheinbar auch generell ein anderes Verständnis von der Definition von Clean-Eating. Mit dem angebotenen fertigen LCHF Müsli habe ich kurz geliebäugelt. Aber die Zutatenliste brachte an den Tag, dass die Hauptzutat des, ach so gesunden und cleanen, Müslis, Sonnenblumenkerne waren. Nichts für mich. Ich starte einfach lieber mit mehr Omega-3-Fettsäuren auf dem Teller und nicht mit einer fiesen Omega-6-Bombe in den Tag.
Also lieber Lachs statt Sonnenblumenkerne.
Aber hey! Hauptsache es steht groß „clean“ auf der Scheibe des Schaufensters. Ach und Hey ist auch das einzige schwedische Wort, was ich gelernt habe. Bedeutet nämlich ganz einfach „Hallo“.
Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!
Wenden wir uns also lieber etwas echt Schwedischem zu, was einmalig ist und was uns wirklich in unserem Leben weiterhilft. Eine der schlauesten Frauen von Schweden war sicherlich Astrid Lindgren. Ich bin seit jeher ein großer Fan ihrer Geschichten und auch ihrer Lebensweisheiten.
Wenn es für mich seit Kindheit eine Leitfigur gibt, dann ist das Pippi Langstrumpf, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Gelegenheit, die Villa Kunterbunt in Schweden zu besuchen, konnte ich mir also nicht entgehen lassen. Und so tauchte ich in Junibacken ein in die Welt meines Alter-Egos Pippi Langstrumpf und wäre am liebsten nie wieder gegangen.
Mit Pippi verbinden tut mich sicher meine Neugierde am Leben und den Menschen. Dazu ist auch mir ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn zu eigen, der mich schon mehrfach in Schwierigkeiten gebracht hat. Sich für andere einzusetzen ist nämlich nicht immer so gerne gesehen. Genau wie bei Pippi, verdient man sich meinen Respekt nicht durch Autorität, oder eine irgendwie erlangte Position, sondern durch Charakter und Persönlichkeit. Da wird es dann eben manchmal eng. Und im so machen, als würde ich jemanden schätzen, bin ich ganz schlecht.
Vorgesetzte hatten es von daher nicht immer leicht mit mir!
Dazu bin auch ich mit einer gewissen Schlagfertigkeit gesegnet, was aber Erbmasse meines Vaters ist. Aber die Plutimikation könnte auch aus meinem Kopf entsprungen sein und verkehrt herum, habe ich auch als Kind total gerne geschlafen.
Pippi ist stark, mutig, neugierig, individuell, tolerant, lustig, unabhängig und dann noch ein wenig faul.
Die perfekte Mischung für ein glückliches Leben und ein Vorbild für uns alle.
Heute gehe ich genau wie Pippi mutig meinen eigenen Weg und bin dabei auch gerne etwas anders, als das vielleicht von mir erwartet wird.
Ein kleines buntes Chaos ist die nachgebaute Villa Kunterbunt in dem schwedischen Junibacken. Ich war ganz einfach angekommen in einer Welt, die mich von Kindheitstagen an gefangen genommen hat. Bitte nicht verpassen, wenn du in Schweden unterwegs sein solltest.
Wusstest du eigentlich, dass der Michel aus Lönneberga in Schweden Emil heißt? Es geht in Junibacken nämlich nicht nur um Pippi, sondern auch um andere Astrid Lindgren Figuren und andere erfolgreiche schwedische Kinderbuchautoren.
Junibacken verlassen will ich hier und jetzt mit einem wunderbaren Zitat der Astrid Lindgren:
Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!
Nachdem wir bei Junibacken raus sind, ging es nebenan ins Vasa-Museum, wo man sich ein riesiges altes Segelschiff anschauen kann. Nach 333 Jahren im Brackwasser noch sehr gut erhalten, eine einmalige Sehenswürdigkeit in der Welt.
Dieses riesige Segelschiff war der Stolz der damaligen Zeit. Blöderweise ist der Karren nur schon im Hafen von Stockholm abgesoffen und hat nie die Weltmeere umsegelt. Dumm gelaufen, dass die Herrschaften da gerne mehr Kanonen haben wollten und dann der Schiffsbauer die entsprechenden Lasten im Boot nicht angepasst hat. Ein kleiner Windstoß reichte aus, um das Schiff zum Kentern zu bringen, und ein Teil der Mannschaft hat diesen Größenwahn mit dem Leben bezahlt.
Gut, der wahre Grund für die Katastrophe ist ja meiner Meinung nach, dass die damalige schwedische Prinzessin einen Schminkspiegel zu viel im Gepäck hatte und so das Schiff aus dem Lot geriet. Das verrät einem natürlich niemand und es wurde ganz einfach ein etwas weniger peinlicher Grund vorgeschoben.
Aber das Segelboot Vasa ist so ein wenig der Berliner Flughafen seiner Zeit. Wenn dort mal das Band zur Eröffnung durchschnitten wird, bricht der Laden sicher in Schutt und Asche zusammen.
Eine kleine Besonderheit gab es übrigens noch in unserem Hotel Nordic C. Du findest dort nämlich eine Icebar, in der alles aus gefrorenem Eis ist. Tisch, Bank und selbst die Gläser sind aus Eis. Da ist der Drink wirklich kühl und du kannst das Trinkglas hinterher noch weglutschen. Es hat dort dauerhaft -7 Grad und entsprechend fröstelig ist der Aufenthalt. Man bekommt glücklicherweise einen wärmenden Poncho vor dem Zutritt, den ich dankend angenommen habe.
Die Icebar wird auch stark von Besuchergruppen frequentiert. Auffällig viele Asiaten sind in Stockholm unterwegs. Etwas crazy sind dabei die Inder. Scheinbar hat denen niemand erklärt, wie man sich in Mitteleuropa anzieht. Von oben runter, trugen die Wollmützen, dicke Pullover und Mäntel, nur um dann an den nackten Füßen einfache Sandälchen oder Flip-Flops zu haben. Aber selbst in Flip-Flops geht es natürlich in die Icebar. Da kennen die nichts.
Hach ja…
So verflog der Urlaub wie im Flug und 6 Nächte waren schnell vorbei. Noch ein Trip nach Södermalm, eine weitere Shoppingtour und eine Endlosschleife mit dem Hop-On Hop-Off-Bus, und schon ging es wieder heim.
Wenn du jetzt denkst, dass wenigstens die Heimreise ohne Katastrophe abging, dann bist du falsch gewickelt.
Ich war mal wieder zu nett und habe ein junges Mädel mit ihrem Koffer zwischen meinen Mann und mich auf die Rolltreppe gelassen. Natürlich mit dem Smartphone beschäftigt, hat das Mädchen die Kontrolle über ihren Koffer verloren und er polterte los. Ich stand ja einige Stufen unterhalb von ihr und so regnete es Koffer auf mich nieder. Ich konnte mich noch geistesgegenwärtig festhalten, sonst hätte es mich rückwärts die Rolltreppe runtergehauen. Das Küken hat dann einfach, immer noch fröhlich am Smartphone plauschend, den Koffer wieder eingesammelt. Denke bloß nicht, dass sie sich entschuldigt hätte. Mir hat der Schreck aber erst mal in den Knochen gesessen, denn das hätte auch doof ausgehen können. Das war ganz bestimmt keine der gelobten netten Schwedinnen.
Kaum in Frankfurt angekommen, standen wir am Gepäckband und warteten auf den Koffer meines Mannes. Nur warteten wir, bis wir schwarz wurden. Der Koffer war verschwunden und wir tingelten brav zur Gepäckermittlung.
In Frankfurt war der Koffer leider nicht, also sind wir ohne unsere Zahnbüsten heimgefahren. Jaja, der Kulturbeutel war im Koffer meines Mannes.
Am Ende wurde aber alles gut, denn einen Tag später wurde uns der Koffer gebracht. Er hat einfach noch eine Nacht in Stockholm drangehängt und kam dann eben nach. Also am Ende kann man sich auf die Lufthansa verlassen, wenn auch mit kleinen Abzügen in der B-Note.
Mein Fazit ist auf jeden Fall, dass Stockholm absolut eine Reise wert ist.
Wir werden sicher in der Zukunft wieder Richtung Schweden fahren, dann aber erst mal Schweden jenseits der Großstadt kennenlernen.
Es grüßt dich die Dancing Queen Betti
PS. Das Gewicht schmilzt brav dahin und das Shirt Größe M passt fast wieder.