Vor kurzem wurde eine tolle Autorin auf meinen Blog aufmerksam, die im vergangenen Jahr mit Hilfe der Dukan-Diät auch jede Menge Gewicht verloren hat. Welche Ehre! Glücklicherweise hat Kirsten Wendt den Kontakt zu mir gesucht, und ich bin daraufhin über Weihnachten in ihre Geschichte und in ihr wirklich unterhaltsames Dukan-Diät-Tagebuch abgetaucht. Dukan ist mir nicht völlig fremd, habe ich doch dort mein Faible für Haferkleie und Eiweiß stibitzt. Eine wirklich tolle Geschichte und ich freue mich, dass Kirsten sich heute kurz selbst in meinem Blog vorstellt.
Viel Spaß und ganz liebe Grüße
Betti
Hallo allerseits!
Auf der Suche nach brauchbaren Low-Carb-Rezepten landete ich vor einigen Wochen zufällig hier auf dem Happy Carb-Blog und traute meinen Augen kaum, denn alles was Betti schreibt, könnte fast komplett von mir stammen! Wie eine Irre klickte ich mich durch ihre Artikel und saß grenzdebil nickend vorm PC – ich hatte eine Zwillingsseele gefunden! Schnell schickte ich Betti eine begeisterte Nachricht. Seitdem erfreuen wir uns beide an den zahlreichen Parallelen, denn besonders die Gefühlswelt gleicht sich erschreckend.
Ich heiße Kirsten Wendt, bin 44 Jahre alt und habe im vergangenen Jahr 47 Kilo abgenommen. Bei 1,70 m Körpergröße brachte ich noch vor einem Jahr 113 Kilo auf die Waage, heute sind es 66 Kilo. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, hielte ich es für eine Lüge. Die Hoffnung auf eine funktionierende Diät hatte ich eigentlich längst aufgegeben und brauchbare Ausreden für mein Kampfgewicht fielen mir auch nicht mehr ein – früher konnte ich zumindest noch behaupten, dass die Schwangerschaften schuld waren, aber bei Kindern von 19 und 15 Jahren klingt das heute etwas unglaubwürdig.
Bis auf Low-Carb hatte ich so gut wie alles ausprobiert und ich war die ungekrönte Königin der Crash-Diäten. Punktezählend 10 Kilo runter, Migräne-Medikamente schluckend 15 Kilo wieder rauf. Einfach gar nichts mehr essend 20 Kilo runter, normal essend 25 Kilo wieder rauf. Ich wurde weder im Schlaf, noch durch Sport schlank, mir ging es mit kohlenhydratreicher Kost, die für Migräniker unerlässlich sein soll, nicht besser, sondern immer schlechter. Ein paar OPs oder die Gene sorgten für verfrühte Wechseljahre und damit verbundene Schwitzattacken. Oder war es der Bluthochdruck, der mich seit Jahren zum Schlucken von ACE-Hemmern zwang? Ich wurde immer dicker und schlapper, aber diverse Ärzte hatten nur Plattitüden auf Lager. „Sie sind doch intelligent, selbstbewusst und haben einen Mann! Manche haben eben Pech und sind etwas fülliger als andere, finden Sie sich damit ab!“ Ich war aber nicht etwas füllig, ich war fett und konnte meinen Anblick im Spiegel kaum noch ertragen. Fotos von mir vernichtete ich fast ausnahmslos sofort. Das war doch nicht ich auf den Bildern!
In den einzig brauchbaren Klamotten, die mein Kleiderschrank noch hergab, ging ich vor einem Jahr zum Geburtstag meiner Freundin. Man kennt das ja: Schwarzes Oberteil, Schuhe mit kleinem Absatz, weil Absätze nun mal strecken, aber zu viel Absatz wiederum in die Knie geht, dazu unauffällige Jeans. Auf dieser Feier lernte ich eine Frau kennen, die gerade 30 Kilo abgenommen hatte und überhaupt nicht so aussah. Auf mich wirkte sie wie eine Dauerschlanke und ich zeigte mich angemessen überrascht. Von ihrer Abnehm-Methode hatte ich bisher noch nie gehört: Dukan-Diät. Sie schilderte mir Quark- und Fleischszenarien, Brot- und Kartoffellosigkeit. Ach nee, dachte ich, das ist nun wirklich überhaupt nichts für mich. Erstens kann ich ohne Kohlenhydrate wegen der Migräne nicht leben und zweitens will ich es auch nicht. Außerdem finde ich Magerquark und Steak ekelerregend. Doch je mehr meine neue Bekannte mir erzählte, desto neugieriger wurde ich. Zuhause lud ich mir den entsprechenden Ratgeber auf meinen E-Reader runter und las das Buch innerhalb einer Nacht durch. Diese Diät ist nicht von Pappe und um einiges härter als andere Low Carb-Diäten. Mein Leidensdruck war allerdings so hoch, dass ich bewusst auf die Alles-oder-Nichts-Karte setzte. Ich hatte nichts zu verlieren, denn Schmerzen hatte ich sowieso ständig und viel dicker konnte ich nicht werden. Das Gefühl, mein Schädel würde vor lauter Druck irgendwann platzen, wuchs von Monat zu Monat.
Ich hielt mich komplett und ohne Ausnahmen an Pierre Dukans Buch, denn mir war klar, dass dies meine allerletzter Abnehm-Versuch sein sollte. Wenn ich es nicht konsequent durchgezogen hätte, wäre ich nie dahintergekommen, ob ich nicht doch einfach nur zu verfressen für diese Welt bin. Das Wunder geschah: Ich nahm zügig ab und völlig unerwartet blieb auch die Migräne weg. Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet und ich weiß immer noch nicht, worüber ich mich mehr freuen soll. Beim Hausarzt ließ ich regelmäßig meine Werte checken, die besser und besser wurden. Schon bald benötigte ich keine Blutdrucktabletten mehr, sondern musste mich um neue Klamotten kümmern. Es gibt Schlimmeres, als von Größe 52 auf 38 zu schrumpfen!
Der Weg zum Normalgewicht war und ist nicht leicht und ich habe monatelang kaum arbeiten können, so hat mich die Diät zeitlich und psychisch vereinnahmt. Jeden einzelnen Tag überwinde ich den inneren Schweinehund, setze meinen Hintern in Bewegung und laufe meine Runden – auch wenn Sport Gott sei Dank nicht wirklich zum Diätprogramm gehört. Wenn ich nicht weiß, wie ich mich motivieren soll, hilft nur die stundenlange Suche nach der optimalen Bluse oder einer neuen Jeans. Seit Monaten denke ich, dass bestimmt kein weiteres Gramm mehr runtergehen wird, doch ich nehme immer noch ganz langsam ab. Heute ernähre ich mich nicht mehr komplett nach Dukan, sondern mische diese Ernährung mit Low Carb, was daran liegt, dass ich Brot, Nudeln und Kartoffeln nicht mehr in mein Leben lassen möchte. Bei mir ist ja nicht nur das Übergewicht, sondern auch der Schmerz futsch und ich will das Risiko nicht eingehen.
„Das kann doch nicht gesund sein!“, sagen manche Leute zu mir. Möglich, aber ich bin gesund. Meine Blutwerte sind tipptopp und mir geht es so gut wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Hier und da bekomme ich immer mal wieder einige Einwände um die Ohren gehauen, aber das ist okay – wer sich öffentlich macht, muss das aushalten können. Über meine Erlebnisse beim Abnehmen habe ich brav Tagebuch geführt und daraus ein Buch gemacht. Mir ist völlig klar, dass eine so krasse Ernährungsform wie die Dukan-Diät zu Diskussionen führt, doch mir hat sie mein altes und unbeschwertes Leben zurückgegeben. Sicherlich kommt es immer darauf an, wie hoch der Leidensdruck ist und ob man 10 oder 50 Kilo zu viel auf den Rippen hat. Dennoch reagiere ich inzwischen leicht allergisch auf Pauschalurteile, was bestimmte Ernährungsformen betrifft. Fakt ist: Mit Essen à la Ernährungspyramide der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wurde ich immer dicker. Selbst während einer sechswöchigen Reha vor einigen Jahren mit strenger Diät und straffem Sportprogramm nahm ich nicht ein Gramm ab. Ich schwöre auf Low Carb und bin Monsieur Dukan auf ewig dankbar, denn ohne ihn würde ich jetzt immer noch in zeltähnlichen Oberteilen rumlaufen, statt mich endlich mal wieder wie eine Frau zu kleiden.
Manchmal macht mich das alles nachdenklich und in seltenen Fällen kommen mir sogar die Tränen. Das ging alles wahnsinnig schnell! Mein Kopf kommt kaum hinterher, so schnell hat sich der Körper verändert. Es gibt Leute, die denken, dass ich jetzt ein anderer Mensch bin. Toller, begehrenswerter und heldenhafter. Das bin ich aber nicht. In meinem Körper, ob dick oder dünn, stecke immer ich – da hat sich rein gar nichts verändert. Meine Gefühle waren vor einem Jahr genauso wie heute, die Sehnsüchte und Wünsche sind gleich geblieben. Ich sehe dicke Frauen und spüre Solidarität, mitunter Mitleid im Sinne des Wortes. Dann frage ich mich, warum mir kein erfahrener Ernährungsexperte und kein Arzt half, obwohl ich regelmäßig darum bat. So viele Jahre sind sinnlos ans Dick- und Kranksein verschenkt worden – das ist doch wirklich ärgerlich. Diese sentimentalen Momente vergehen aber rasch wieder, denn die meiste Zeit bin ich einfach nur froh, dass ich es hinter mir habe. Ernsthafte Probleme durch die rasante Abnahme habe ich glücklicherweise kaum. Zwischendurch spielte meine Verdauung verrückt und ich befürchtete schon, dass nun die Skeptiker mit ihren Nieren-Einwänden recht hätten. Aber ein guter Internist und etwas Geduld brachten alles wieder in Ordnung. Der Darm musste sich erstmal neu sortieren und das dauerte offenbar einige Monate. Meine Haut hat recht gut mitgespielt. Das interessiert übrigens die meisten und sie fragen unverhohlen: „Hängt jetzt der Busen? Und wie sieht der Bauch aus?“ Sagen wir mal so: Aus meiner Karriere als Dessous-Model wird leider nichts, aber es könnte weitaus schlimmer sein. Wäre ich zwanzig Jahre jünger oder ledig oder mein Mann Schönheitschirurg, dann gäbe es ausreichend zu optimierende Angriffsfläche. Für mich als Normalo jedoch ist Schnippelei überflüssig und außerdem wollte ich schon immer mal wissen, wie sich ein Shapewear-Unterkleid anfühlt (schrecklich!).
Wer Lust auf „Ich kann auch schlank: Mein Dukan-Diät-Tagebuch“ hat, kann dieses bei Amazon als E-Book oder Taschenbuch beziehen – das würde mich natürlich sehr freuen.