01.05.2015 – Schön fett? – Gewicht 73,2 kg
Vor einigen Wochen habe das Konterfei meines Tagebuchbeitragsbildes in meinem Blog erneuert!
Mein Winterbild mit der dicken Mütze musste endlich einem brandaktuellen Frühlingsbild weichen. Vielleicht erinnerst du dich ja noch daran. Es wurde schließlich allerhöchste Zeit, dass ich den wärmenden Lappen endlich vom Kopf nehme.
Diesen Austausch habe ich natürlich auch in meinem Facebook-Profil vorgenommen. Das ist nichts Außergewöhnliches, sondern nur etwas, was ich auch früher schon immer genau so gemacht habe.
Altes Bild raus und zack neues Bild rein!
Früher war das Echo auf diese Aktion – selbst in meinem Facebook-Freundeskreis – nahe Null. Ich würde fast sagen, dass die Aktion für mein Befinden meist schon fast schmerzhaft ignoriert wurde. Nette Kommentare oder Likes waren Mangelware. Gut, natürlich erwarte ich keine Jubelarien, aber einige nett gemeinte freundschaftliche Worte tun doch immer gut und sind zugleich ein grundlegendes menschliches Bedürfnis.
Aber still ruht der See, war früher die Devise.
Jedoch bei diesem neuen Austausch vor einigen Wochen, war das Echo auf einmal gewaltig. Das Feedback war unglaublich positiv und es gab sehr viele nette Rückmeldungen zu meinem neuen Bild. Dabei war auf dem Bild ja auch nur ich zu sehen, wie in all den Jahren zuvor.
Gut, es ist zugegebenerweise ein nettes Bild von mir und mein Göttergatte hat mit unserer Schrumpelkamera wirklich das absolute Maximum herausgeholt.
Aber das riesige Echo und die vielen Komplimente haben mich vollkommen geplättet und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Total verlegen saß ich hier an meinem Rechner und dachte nur:
Huch, die können doch nicht mich meinen!
Und eine Bemerkung von mir, dass ich in meiner „dicken Zeit“ eben nicht so viele Komplimente gehört habe und Lob zu meinem Aussehen nicht mehr gewöhnt bin, hat eine meiner lieben Leserinnen motiviert selbst zu kommentieren, dass man auch als Rubensfrau sehr gut aussehen kann und dementprechend auch nette Komplimente bekommt. Sie hat dann auch berichtet, dass sie sehr häufig Nettigkeiten zu ihrem Äußeren zu hören bekommt, und dass trotz ihrer Kilos zu viel.
Und da hat sie ja auch vollkommen Recht! Asche über mein Haupt!
Aber, da ich das eben für mich selbst vollkommen anders empfunden habe war mir nicht bewusst, dass ich mit meiner unbedachten subjektiven Äußerung durchaus jemanden auf den Schlips treten könnte.
Ich habe daraufhin länger darüber nachgedacht, was da bei mir eigentlich schief gelaufen ist und warum das bei mir so ganz anders war. Und irgendwann landete ich dann bei der Frage:
Wie fett ist eigentlich objektiv gesehen noch schön im Sinne von attraktiv?
Wie immer ist es so, dass ich keine Aussagen über andere Menschen mit Übergewicht treffen kann und nur darlegen kann, wie ich selbst mein Dicksein in Bezug auf die äußere Attraktivität empfunden habe.
Also es soll sich bitte niemand von mir angegriffen fühlen.
Wenn du mich fragst, ob ich mich mit 130 kg schön gefunden habe, dann muss ich sagen: NEIN.
Wobei das Nein fast schon übertrieben ist. Denn in meinem Kopf hat das Thema Attraktivität und Schönheit überhaupt keinen Raum mehr eingenommen. Bei mir war es eher so, dass ich meine eigene Optik und meine Wirkung auf andere Menschen komplett verdrängt habe mit dem Ergebnis, dass ich auf mich selbst und auf meine Bekleidung nicht groß geachtet habe. Es spielte für mich einfach keine Rolle. Ich dachte ja eh, dass ich fürchterlich aussehe, egal was ich mir anziehe oder mit welchen Zirkuszelten ich mich mehr oder weniger geschickt verhüllte.
Also warum anstrengen? Wo doch eh alles in meinem dicken Leben so furchtbar anstrengend war. Neben dem Gewicht hatte ich damals ja auch noch das Päckchen einer verhassten Arbeitssituation zu stemmen, die mir jede verfügbare Energie abverlangte. Ich hatte schlicht und einfach keine Ressourcen und keine Motivation, um mich mehr um mich selbst zu kümmern.
Keine gute Sache und Teil der selbstzerstörerischen hässlichen Spirale, in der ich feststeckte.
Kleidung in Größe 54 zu kaufen macht keinen Spaß! Alleine die Aktivitäten in der Umkleidekabine bei Ulla Poppen oder Big is Shit, haben mich immer den letzten Nerv gekostet. Da will ich von der bescheidenen Beleuchtung in den Kabinen erst gar nicht anfangen. Bin ich eigentlich die einzigste Frau, die sich in Umkleidekabinen gerne Pickel und Mitesser ausdrückt, oder machst du das auch? Die Beleuchtung schreit doch förmlich danach. Jeder Pustel wirkt, als würde eine weitere zusätzliche Nase im Gesicht wachsen.
Naja, wie oft waren mein Mann und ich einkaufen und nur er ist mit den Händen voller Taschen heimgekehrt. Ich hatte maximal eine rote Nase von der gequetschten Haut und frustriert ein Buch und etwas viel Schokolade von dem Einkaufsbummel mitgebracht.
Ohne den Happy Scheiß Versandhandel, wäre ich damals sicher verloren gewesen.
Da bewundere ich Frauen in meiner damaligen Gewichtsklasse, die ein Händchen für eine der Figur schmeichelnden Kleidung haben und die sich selbst optisch nicht aufgeben, so wie ich das definitiv getan hatte.
Aber trotz aller eventuellen Mühen und aller noch so raffiniert geschnittenen Kleider, hätten aus meinem Gesicht immer die körperliche Anstrengung und die Unzufriedenheit mit meinem starken Übergewicht und meinem Leben gestrahlt.
Das mag aber sicher für jeden anders sein.
Hattest du jemals ein Horrorerlebnis, wo dir auf übelste Weise bewusst wurde, dass du in der Attraktivitäts-Nahrungskette ganz unten angekommen bist, und du dir dabei auch noch an die eigene Nase greifen musst?
Nein? Dann sei froh…
Mein schlimmstes Erlebnis war einmal bei einem Geschäftstermin, an dem ich einen schlecht sitzenden, definitiv zu kleinen Hosenanzug anhatte, und unter dem immer geöffneten und trotzdem spannenden Blazer ein T-Shirt trug, was aber zu allem Übel auch noch viel zu kurz war. Leider war T-Shirt so kurz, dass mein nackter Bauch hervorschaute, was ich halbwissend versucht habe zu ignorieren.
Üblicherweise ist es so, dass Menschen, die einem in so einer Situation gegenüber stehen, das zwar wohl sehen und registrieren, aber dann meist nur hinter dem Rücken lästern. Und das kann ich sogar verstehen.
An diesem Tag traf ich jedoch in der Niederlassung auf eine sehr resolute Office-Managerin die mich ansah und mich dann ganz direkt darauf ansprach, dass mein Hosenanzug sehr schlecht säße und man dazu wegen der Kürze meines T-Shirts unglücklicherweise meinen nackten Bauch sehen könne. Mit einem beherzten Griff langte sie damals an mein Oberteil und zog dieses mit einem Ruck so weit nach unten, damit man wenigstens meinen Speckbauch nicht mehr sehen konnte.
Ich bin damals fast im Erdboden versunken und hätte augenblicklich anfangen können zu heulen. Wenn es eine Skala für Momente gibt, die man lieber wieder aus den Gedanken streichen möchte, gehört der bei mir auf jeden Fall dazu. Selbst heute stellen sich bei mir noch alle Haare auf und es krampft der Bauch, wenn ich an diesen fürchterlichen Moment zurückdenke.
Was habe ich mich bescheiden gefühlt…
Und ich konnte niemandem die Schuld dafür geben. Ich selbst hatte mich morgens in diese unmögliche Kleidung hineingeschossen und habe vollkommen ignorant was mein Äußeres angeht das Haus verlassen. Und die tatkräftige Kollegin im Büro, hat es ja eigentlich nur gut mit mir gemeint.
Auch wenn es gefühlt ein Knock-out war…
Wahrscheinlich hat jede Dicke und jeder Dicker solche oder ähnliche Erlebnisse in Verbindung mit dem Dicksein gemacht, die für das eigene Ego vernichtend waren und bei denen man sich wundert, wie unangenehm sich Zeit dehnen kann, wenn die Situation grausam und unbarmherzig ist.
Ich erinnere mich mit Schrecken daran, dass einmal in einem Hotelzimmer, nachdem ich mich mit Schwung auf das Bett gesetzt hatte, der Lattenrost einfach rums unter meinem Gewicht durchbrach und mich auf den Boden rattern lies. Diesen Umstand an der Rezeption zu melden, hat mich echt Überwindung gekostet und war mir unsäglich peinlich. Als der Hausmeister des Hotels in meinem Zimmer war um den Schaden zu besichtigen, hätte ich mich lieber mit dem Duschvorhang aus dem Fenster abgeseilt, als dem Mann in die Augen zu schauen und ihm meine peinliche Misere zu erklären. Das sind die Momente, wo man, obwohl man es natürlich nicht kann, doch irgendwie die Gedanken des Gegenüber hört.
Aber losgelöst von den gesundheitlichen Problemen und Risiken in meiner Gewichtsklasse, war ich eben auch optisch eine Katastrophe und weit weg von schön, was immer auch schön sein soll.
Und dazu gelegentlich auch noch eine echte Materialzerstörerin. Ich habe immer “gewitzelt“, dass wo ich hintrete, kein Gras mehr wächst. Verzweifelter Humor war häufig ein Versuch, von meinen eigentlichen Problemen abzulenken. Da mach ich eben die lustige Dicke! Das ist schließlich immer noch besser als zu heulen, dachte ich zumindest damals.
Und gerade was mein Aussehen angeht, habe ich diesen Zustand selbst noch schlimmer gemacht, als es hätte sein müssen.
Dass ich also keine Komplimente mehr für eine lange Zeit gehört hatte, lässt sich nicht verallgemeinern, sondern lag zu einem guten Teil auch an mir.
Wobei man doch ehrlicherweise sehen muss, dass die gesellschaftliche Realität eben doch eine ganz andere ist.
Mal Butter bei die Fische:
Das gängige Schönheitsideal ist schlank. Sehr schlank, und ich rede da nicht von in meinen Augen „normal schlank“.
Einem schlanken Körper werden in unseren Breitengraden verschiedene Merkmale zugeordnet wie Willenstärke, Intelligenz, Zielstrebigkeit, Erfolg, Gesundheit, Attraktivität, Sportlichkeit…
Ja und dem dicken Körper werden in unserer Gesellschaft eben die gegenteiligen Merkmale zugeordnet.
Fürchterlich oder?
Von dieser Stigmatisierung leben die Vorurteile die Dicken entgegengebracht werden und daraus füttert sich auch die Diskriminierung von Übergewichtigen, die leider doch allgegenwärtig ist. Und es gibt sicher niemanden wirklich dickes, der nicht schon einmal in irgendeiner Weise wegen seines Gewichtes diskriminiert wurde. Und dabei wird die Diskriminierung von Dicken nicht einmal geächtet. Denn der Schutz des Antidiskriminierungsgesetzes erstreckt sich nicht auf die offensichtliche Diskriminierung wegen Übergewichts.
Dabei galt so schlank zu sein nicht immer als schön und erstrebenswert…
Das Schönheitsideal hat sich in den unterschiedlichen Epochen stark gewandelt.
Ich bin wahrscheinlich eben nur in der falschen Zeit geboren oder lebe am falschen Fleck unserer Erde. Denn gerade in sehr armen Ländern, wo Gewicht noch mit Wohlstand in Verbindung gebracht wird, ist das Schönheitsideal selbst heute noch wesentlich üppiger. In der westlichen Welt hat sich das inzwischen umgekehrt. Da ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln gesichert und da braucht es keinen dicken Ranzen um zu zeigen, dass man wohlhabend ist. Nein, in den Industrienationen ist Übergewicht eher ein Problem der sozialen Unterschicht, zumindest wenn ich den Wissenschaftlern glauben soll.
Na danke aber auch. Dass ich das, nachdem ich selbst dick war und auch immer eine latent Dicke bleiben werde, etwas anders sehe, ist ja wohl klar.
Dick sein ist ein komplexeres Problem, als es uns das die Soziologen und Ernährungswissenschaftler einreden wollen.
Aber die sind meistens selbst ja auch nicht fett…
Und dann sind wir wieder bei der Frage, wann ist es zu viel eigentlich nicht mehr schön? Mal losgelöst vom ewigen Gesundheitsthema. Ist zu viel und nicht schön eine Wuchtbrumme mit 130 kg, so wie ich es war, oder fängt das schon bei sehr viel Gewicht weniger an.
Nachdem ich in einer „Gesundheitszeitung“ gelesen habe, dass die hübsche wohlgeformte Frau aus dem Bild von Botticelli „Geburt der Venus“ tatsächlich nach heutigem Maß übergewichtig ist und in den Augen vieler Modefuzzis erst mal 20 kg abnehmen müsste, war ich richtig bedient.
Ich liebe dieses Bild seit jeher und als ich in Florenz in den Uffizien auf meinem Bänkchen vor diesem Bild saß, wäre ich am liebsten nie mehr aufgestanden. Und für eine Figur wie die Frau sie hat, hätte ich das italienische Nationalheiligtum, den muskulösen nackten David von Michelangelo glatt vom Sockel gestoßen, oder hätte ihm zumindest mal eine ordentliche Unterhose angezogen. Skandalös!
Da Schönheitsideal von heute ist doch zu einem guten Teil nicht schön, sondern einfach nur krank. Und es macht uns dazu noch seelisch krank wegen des ganzen Drucks, der unausgesprochen permanent ausgeübt wird dem gängigen Ideal zu entsprechen.
Fällt dir eigentlich auch auf, dass es in den bunten Medien oft entweder um „dicke“ Menschen oder superdünne Menschen geht?
Entweder die Models sind knochig wie ein Skelett oder es sind welche, die „dicker“ sind. Bei „dicker“ sprechen wir dann von einer Größe 42, was uns als Quantensprung in der Toleranz und einem sich angeblich ändernden Schönheitsideal verkauft wird.
Jedoch geht es da am Ende doch meist nur um kurzfriste Medien-Aufmerksamkeit oder eine hohe Auflage einer Zeitschrift, und niemandem geht es wirklich nachhaltig um die Sache, selbst wenn einige wohlgeformte Damen medienwirksam postulieren, dass sie „no angel“ sind. Also kein Victoria Secrets Möpsehalterengel der superschlanken Sorte auf dem schicken Catwalk mit Engelflügeln.
Wie groß hätten die Flügel wohl sein müssen, bis ich als 130 kg Engel geflogen wäre?
Und auch wenn in – keine Angst, nicht auf dem Cover – der diesjährigen Bademoden-Ausgabe der „Sports Illustrated“ ein XXL-Modell zu sehen ist, halte ich das für keinen Fortschritt für mehr Akzeptanz von Menschen unabhängig vom Gewicht, sondern halte das einmal mehr für einen schlauen Marketing-Schachzug, der für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt hat. Vielleicht sollte man einfach mal schauen, wie viele PlusSize-Models in der nächsten regulären Ausgabe zu sehen sind.
Wahrscheinlich keines…
Denn das sind alles Einzelfälle und Ausnahmen und kein Abbild der gesellschaftlichen Realität. Gut ich weiß, die langweilige durchschnittliche Realität wollen wir alle nicht sehen. Lieber fühlen wir uns von den schönen Bildern verunsichert dick und hässlich.
Und was ist denn eigentlich aus normal und gesund geworden? Lässt sich damit keine Aufmerksamkeit erzielen und in der Folge keine Kasse machen?
Ob eine Charlotte Würdig (ehemals Engelhardt und Gemahlin von Sido) ein Size Zero Programm anbietet, um Muttis einen Monat nach der Geburt wieder in eine Jeans in Größe 34 zu zwängen, oder ob eine Kim Kardingbums sich den Arsch monströs aufpumpen lässt und den dann ständig ganz progressiv in die Kamera hält. Keine Taille, aber einen Arsch wie eine U-Bahn-Haltestelle.
Warum wird alles eigentlich immer freakiger?
Woran sollen sich gerade junge Menschen heute noch orientieren?
Die Bilder der Schönen und Reichen in den Zeitschriften werden mit Photoshop zurechtgebogen, dass die Balken sich biegen und haben mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun. Und trotzdem mühen sich Männlein und Weiblein ab, diesen weltweit gezeigten und dabei oftmals nicht realen Vorbildern gerecht zu werden.
Schlanke Schenkel und eisenharte Sixpacks…
Ist es dass, worum sich unsere Welt heute dreht? Halt nein, neben einem narzisstischen Körperkult muss auch immer noch dem Götzen Geld gehuldigt werden.
Verrückte Welt und alle hecheln einem häufig gefakten Ideal hinterher und verpassen nebenbei das eigene echte Leben oder verzweifeln, wenn die unerreichbaren weil unechten Ziele und Wünsche nicht erfüllbar sind, trotz aller Quälerei und allen Verzichts.
Und die richtig Dicken, so wie ich es war, fallen da sowieso aus jedem Raster und gelten als Randgruppe, die man eben nicht gerne sieht. Sicher auch ein Grund, weshalb ich mich früher lieber daheim versteckt habe.
Wie sagte mir mal ein junger Mann frech ins Gesicht. „Wenn er mich sieht, dann bekommt er Augenkrebs“.
Vielen Dank auch!
Und auch in der Öffentlichkeit spielen gerade richtig dicke Frauen doch keine wirklich relevante Rolle. Wenn sie nicht gerade Köchin sind, wie die nette Lea Linster oder die Mutter der Nation spielen, wie die Madame Beimer, ist Übergewicht in den Medien doch geächtet.
Gibt es in der Werbung richtig dicke Darsteller? Ich meine jenseits vom lustigen Calli Calmund, dessen Bauch ja sein Markenzeichen ist. Nein, kein seriöses Produkt will mit fetten Menschen in Verbindung gebracht werden. Älter ja, aber fett?
Nein! Es sei denn, man macht es zum Big-Business und vermarktet das Ganze. Kirstie Alley macht das ja vor, die bestimmt schon 250 kg in ihrem Leben zu- und abgenommen hat und das immer begleitet von einer Realityshow und den lauten amerikanischen Medien.
Würde ich ständig zunehmen und abnehmen wollen, nur um meine Brötchen zu verdienen? Was für ein schräger Gedanke. Ich bin ja froh, wenn ich es schaffe mein Gewicht zu konservieren.
Und wenn du mir jetzt mit der lieben Barbara Schöneberger kommst muss ich sagen, dass ich die nicht besonders füllig, sondern eigentlich total normalgewichtig finde und es eher traurig ist, dass sie sich immer in Witzen selbst so dick macht, als könnte sich Cindy aus Marzahn hinter ihr verstecken. Das spricht doch auch für ein merkwürdiges Selbstbild, wenn man als Frau mit normaler Figur in den Medien ständig Dickenwitze über sich selbst machen muss. Dabei mag ich die liebe Barbara sehr gerne und finde, sie sollte ihre schöne weibliche Figur nicht immer ins Lächerliche ziehen. Denn das ist doch eine Ohrfeige für alle Wuchtbrummen, wie ich eine war.
Wenn das schon zu viel ist, dann war ich ja scheinbar außerhalb jeder messbaren Skala.
Also selbst normalgewichtige Frauen gehen in der Öffentlichkeit als übergewichtig durch, denke nur mal an die wunderbare Kate Winslet, wo auch bei fast jedem Beitrag das Gewicht von ihr ein Thema ist. Gerade heute habe ich ein Interview mit ihr gesehen. Und statt über den neuen Film zu reden, ging es irgendwie nur um ihre Figur. Zumindest fiel der Rest scheinbar dem Schnitt zum Opfer. Ich erinnere mich auch an keinen gezeigten Ausschnitt aus dem Film, sondern nur an ein Bild von ihr im Badeanzug, was sicher absichtlich möglichst unvorteilhaft aufgenommen war.
Da müssen eben Prioritäten gesetzt werden…
Und wenn in den Medien wirklich jemand richtig fett ist, dann ist es in der Regel ein entweder Freak oder eine Person aus dem Segment Comedy. Möglich ist dann für die füllige prominente Dame eine Happy Size Modekollektion und anschließend wird gehungert und der Abnahmeerfolg dann medienwirksam von Weight Watchers vermarktet. Immer alles schön reduziert auf das Gewicht.
Oder denk nur mal an Hollywood. Unbarmherzig auf superschlank getrimmt…
Hast du jemals einen Hollywoodfilm gesehen, wo es um eine Gruppe von Mädels geht und ausgerechnet die eine lustige Dicke bekommt den heißen Typ ab? Niemals. Die heißen Typen gehen immer an die dünnen Blondinen mit den dicken Tüten und für die lustige nette Dicke bleibt ein schräger Vogel übrig.
Entweder der Nerd mit Bausteinbrille oder ein ebenfalls fetter und dazu noch stotternder Typ.
Jaja und wenn ich jetzt an Bridget Jones denke kann ich nur sagen, dass ich wahrscheinlich selbst heute noch mehr wiege als Rene Zellweger damals, die sich extra „dick“ gefressen hat für die Rolle.
Jetzt bin ich mal wieder abgeschweift. Eigentlich wollte ich zum Ausdruck bringen, dass man in jeder Gewichtsklasse gut aussehen kann, aber das auch mit der inneren Haltung und dem eigenen Strahlen in Verbindung steht. Und man muss in jeder Gewichtsklasse selbst etwas dafür tun. Und das ist mir damals einfach unsäglich schwer gefallen.
Ich möchte einen wunderbaren Satz zitieren:
„Schön ist alles, was man mit Liebe betrachtet. (Christian Morgenstern)“
Die Menschen die uns mit Liebe betrachten, werden uns immer schön sehen.
Das ist auch ein Umstand, der mich in der Beziehung mit meinem Mann immer wieder zu Tränen gerührt hat. Die uneingeschränkte Liebe und Unterstützung unabhängig von meinem Gewicht hat mich lange getragen. Darüber hat ja mein Mann in seinem Beitrag bereits so lieb geschrieben.
Aber mit Liebe betrachten sollten wir uns auch selbst. Denn dann finden wir uns selbst schön und strahlen das auch gegenüber anderen Menschen aus.
Und diese Hürde habe ich bis heute noch nicht wirklich genommen und deshalb haben mich auch die vielen positiven Kommentare irritiert.
Denn die decken sich immer noch nicht mit meinem eigenen Selbstbild.
Zu tief haben sich die 25 Jahre Unförmigkeit auch in meine Seele gebrannt und die vielen Verletzungen haben Spuren hinterlassen.
Denn schlimm ist, wenn Menschen, die einen eigentlich uneingeschränkt lieben sollten, entwertend und verachtend mit dem hohen Gewicht eines Menschen umgehen und diesen damit immer wieder verletzen. Und auch das habe ich leider über Jahre erlebt und das nagt bis heute.
Ich hoffe, dass alle Menschen die dir Nahe stehen, dich mit jeder Figur lieben und schön finden, und nicht die Liebe als Bedingung verknüpfen mit dem Ausmaß deines Hinterns.
Mein Beitrag heute ist total subjektiv gefärbt und erhebt keine Anspruch darauf, irgendetwas korrekt darzustellen. Jeder betrachte „Schön fett“ durch seine eigene rosa Brille, die eben maßgeblich durch die eigenen Erfahrungen geprägt ist.
Mich hat nur das Thema in den letzten Wochen sehr beschäftigt und irgendwie war das auch in den Medien fast schon nervig dauerpräsent.
Also wurde es Zeit, das eben genau jetzt in meinem Blog aufzugreifen.
Nach meinem Keto-Experiment ist wieder Ruhe eingekehrt und ich esse wieder einige Kohlenhydrate mehr und fühle ich gut dabei. Das Gewicht bewegt sich wieder leicht nach unten. Ich glaube inzwischen, dass es mit dem Abnehmen nicht mehr so fluppt liegt in erster Linie daran, dass ich mich mit meinem derzeitigen Gewicht eigentlich ganz gut fühle.
Und das Maß der Gewichtsreduktion sollte sich ja immer am Wohlfühlgewicht orientieren. Das predige ich schließlich selbst. Da stehen sich dann mal wieder Gefühl und Kopf, der so gerne die 6x hätte, gegenseitig im Weg. Mal sehen wohin die Reise geht. Wichtig ist mir nur, dass es nicht aufwärts geht, und dass ist eine Angst, die sich auch immer wieder in mir breit macht. Aber darüber reden wir dann demnächst.
Die halbe Woche bin ich fleißig gelaufen, doch dann habe ich mich am Knie verletzt. Frag nicht wie, aber ich habe mir im Bett das Knie verdreht und salbe nun brav die lädierten Knochen ein. Aber bis zu diesem mysteriösen Vorfall, war ich mal wieder mit meiner musikalischen Endlosschleife unterwegs.
Hier mein Frühlingssong, zu dem ich aktuell meine Runden drehe.
Lecker gegessen habe ich heute natürlich auch.
Frühstück: Erdbeer-Schinken-Käse-Traum
Mittagessen: Low Carb Erdbeerbödchen
Abendessen: Selbst gemachter Döner mit Salat
Nächstes Wochenende gibt es keinen Tagebuch-Beitrag, sondern du kannst dich mal wieder auf ein Special freuen.
Ganz liebe Grüße sendet deine Betti