Quartalsweise grüßt der Diadoc – Blutzucker und Blutdruck im Lot

Diabetes

Quartalsweise grüßt der Diadoc – Blutzucker und Blutdruck im Lot

Der Diabetes-Quartalstermin stand an und dann war da noch was mit dem Blutdruck…

Schon wieder, ist mein erster Gedanke, wenn ich meinen Kalender umdrehe, und auf der Folgeseite sehe, dass in der darauffolgenden Woche wieder ein Aderlass beim Diadoc ansteht. Der Langzeitwert meines Blutzuckers (HbA1c) erforderte meine Aufmerksamkeit. Dabei habe ich die Kontrollfrequenz schon etwas gedrosselt und gehe nur noch 3 x im Jahr zum Test, aber gefühlt ist das alle paar Wochen. Die Zeit vergeht einfach wie im Flug. Natürlich habe ich die Anzahl der Kontrollen in Absprache mit meinem Arzt reduziert, der das aber wohlwollend abgenickt hat.

So lange die Werte so stabil sind, können wir die Maschen etwas weiter fassen.

Und doch saß ich wieder zappelig in der Praxis. Hinter mir liegt ein schöner und sehr leckerer Urlaub. Ich bin ja kein Kostverächter und habe in der Toskana auch dreimal Eis gegessen und habe dazu in einem Anfall von Neugierde, einmal italienische Pasta im Restaurant bestellt. Das Gelati fand ich sehr lecker und ich habe die Schleckerei sehr genossen. Nicht, dass ich daheim mit meinen Mitteln nicht auch ein tolles Eis machen kann. Aber in Italien schmeckt das Eis doch nochmal so gut. Interessanterweise kam mir das Eis nur total übersüß vor. Da merkt man dann schon, dass sich mein Süßschnabelgaumen an weniger süß gewöhnt hat und ich daher die volle Dröhnung als überzuckert wahrnehme. Trotzdem toll war das Eis und definitv eine Sünde wert!

Da waren noch die früher heißgeliebten Nudeln.

Was mich wirklich überrascht hat ist, dass die Nudeln, auf die ich mich irgendwie total gefreut hatte, den Reiz in jeder Weise verloren haben. Ich war ja früher ein echter Nudeljunkie und hätte zweimal am Tag Nudeln essen können. Und da hatte ich jetzt im Urlaub gute italienische Pici´s auf dem Teller, kaute bedächtig und dachte mir nur, dass die Nudeln ja komplett langweilig schmecken. Ist mir früher nie so aufgefallen, dass Nudeln einfach Bauchfüller sind und am Ende der Geschmack und dass YUMMY immer nur von den beigefügten Soßen kommt. Die esse ich ja noch, dazu mit leckeren Gemüsenudeln oder eben hin und wieder mit selbstgemachten Low-Carb-Nudeln. Ich war von der Pasta enttäuscht und auch irgendwie happy, weil mir mit dem Wegfall der klassischen Nudeln wirklich nichts entgeht, was das Gefühl von Entbehrung rechtfertigen würde.

Ich meine, wer braucht schon Weizennudeln, wenn es die viel besseren Mozzarella-Nudeln gibt?

Mozzarella-Nudeln mit Tomatensoße

Mozzarella-Nudeln mit Tomatensoße

Eh ich es hier jetzt verbasele, mein aktueller Diabetes-Quartalswert liegt bei 5,7 %. Die Diabetiker unter meinen Lesern können den Wert einordnen und für alle anderen sei gesagt, dass ein Wert unter 6 % für eine Diabetikerin ohne Einnahme von zuckersenkenden Medikamenten supertoll ist und ein gesunder Stoffwechselwert darstellt. Meine Diabetes-Erkrankung habe ich auf einen langen Happy-Carb-Urlaub geschickt und das freut mich nach jedem tollen Laborwert erneut wie Bolle.

Was Low Carb mit dem Blutdruck macht.

Das Thema Blutdruck begleitet mich schon viele Jahre. Ich komme aus einer „Hochdruckfamilie“. Wenn es sowas überhaupt gibt. Alle Mitglieder meiner Familie nehmen, egal in welcher Gewichtsklasse sie sich befinden, reichlich Blutdrucksenker, und dass schon über viele Jahre hinweg. Noch vor 4 Jahren habe ich gleich eine ganze Mixtur an Blutdrucksenkern eingenommen. Einen Teil der Medikamente konnte ich schon nach meinem Gewichtsverlust reduzieren und am Ende ist da noch der gute alte Betablocker übriggeblieben. Ehrlich gesagt, habe ich mich mit dem auch ganz gut gefühlt und wollte daran nicht rütteln.

Nun ist mein Hausarzt und Diabetologe eher so gestrickt, dass lieber weniger Medikamente genommen werden sollen und wenn, dann so wenig in den Körper eingreifende wie möglich. Kurzum, er hatte schon vor über einem Jahr angeregt, dass wir versuchen sollten, den Betablocker schrittweise loszuwerden.

So mutig ich bei den Diabetestabletten war, so skeptisch war ich bei dem Vorhaben, mich von einem Medikament, was ich bestimmt schon seit 20 Jahren nehme, zu befreien. Ich habe mich gewehrt und mein Hausarzt hat es bei jedem Besuch erneut auf den Tisch gebracht.

Mein Hausarzt wird da echt zum Wadenbeißer und behält das immer im Hinterkopf.

Gut, bei meinem letzten Besuch war ich dann soweit und wir haben den Plan besprochen, in welchen Schritten wir den Blutdrucksenker ausschleichen lassen. Die 5 mg Bisoprolol wurden jetzt in den letzten Wochen in 1,25 mg Schritten reduziert. Also von 5 auf 3,75, dann auf 2,5, weiter auf 1,25 und jetzt sind wir bei 0!

Und, was ist mit meinem Blutdruck passiert?

Also, ich hätte es ehrlich nicht gedacht, aber meine Blutdruckwerte, die mit Betablocker etwas zu niedrig waren, haben sich durch den Wegfall der Tablette normalisiert, haben sich aber nicht darüber hinaus erhöht. Irgendwie konnte ich das fast selbst nicht glauben. Wenn ich nicht selbst täglich messen würde, hätte ich allergrößte Bedenken. Ich muss für mich feststellen, dass mein Kopf mehr an dem Blutdrucksenker hing, als mein Körper den Stoff wirklich braucht. Es war für mich fast schon eine psychische Abhängigkeit, die ich erst mal überwinden musste. Wie sehr man sich doch an eine kleine Tablette gewöhnen kann. Beängstigend sage ich dir.

Warum ich den Betablocker so mochte.

Eigentlich heißen Betablocker korrekt Beta-Rezeptorblocker oder auch Beta-Adrenozeptor-Antagonisten. Die Beta-Rezeptoren befinden sich auf Zellen, dabei auch auf Zellen der Blutgefäße und des Herzens. Es ist nun so, dass die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin an diesen Rezeptoren andocken können. Du kennst das vielleicht. Du sollst 10 Sachen gleichzeitig machen, merkst gerade, dass dir bei Nummer 3 ein doofer Fehler passiert ist, der Chef steht in der Tür und sagt, dass er die Nummer 8 in 5 Minuten braucht und das Telefon klingelt, was dann Aufgabe 11 wäre. Stress pur und Alltag in unterschiedlicher Form bei jedem von uns. Genau diese und ähnliche Situationen schütten Stresshormone aus um den Körper zu Höchstleistung zu aktivieren. Blutgefäße verengen sich, das Herz schlägt rascher, der Blutdruck steigt. Das war früher sehr dienlich, als der Mensch in der Natur lebte und rasch Energien freisetzen musste, um zu flüchten. Leider können wir nicht laut schreiend in Tempo 50 den Arbeitsplatz verlassen und bleiben auf den Stresshormonen sitzen, mit ungesunden Auswirkungen. Bluthochdruck entsteht und der schädigt Gefäße, Herz und Nieren.

Und jetzt kommt der Betablocker ins Spiel…

Der Betablocker hat vom Wirkmechanismus her die Fähigkeit Stresshormone zu drosseln, indem er verhindert, dass die Stresshormone andocken können. Die Beta-Rezeptoren werden blockiert. Damit fallen die Stressreaktionen viel geringer aus und wir werden nicht zum HB-Männchen. Ich war ja über viele Jahre unter „Hochdruck“ und der Betablocker hat mich immer soweit unten gehalten, dass ich gefühlt nicht explodiere. Ich habe früher schon immer gefrotzelt, dass ein Betablocker modernes Bürodoping ist, um den Stress und Ärger einigermaßen auszuhalten. Dabei ist das natürlich total Banane, denn wenn die Arbeit so ist, dass sie nur noch unter Tablettenbedröhnung oder Scheißegalhaltung zu bewerkstelligen ist, dann läuft bei der Art und Weise wie so mancher Arbeitsplatz gestaltet ist, gehörig was verkehrt.

Ein Schlüssel meines neuen Blutdruckes ist also auf jeden Fall meine neue Arbeitsituation und der dadurch sicherlich geringere Ausschüttung an Stresshormonen. Klar, geht auch da manchmal der Punk ab und der Wahnsinn wabert hier durch die Hütte. Aber ich kann heute auf Belastungen anders reagieren. Musste ich früher, ob ich wollte oder nicht, den größten Unsinn umsetzen, kann ich heute einfach auch NEIN sagen. Kostet mich vielleicht dann ein paar Euro oder ein verkauftes Buch weniger, aber das ist dann ein gut erkaufter Seelenfrieden.

Dazu merke ich natürlich, dass ich mehr Bewegung habe als früher und damit Stresshormone abbaue und dazu, dass ich mir auch Pausen gönne und mich da dann auch wirklich entspanne. Ich bin ja ein großer Fan der Progressiven Muskelentspannung und finde es immer wieder sensationell, wie man selbst unterwegs auf dem kleinsten Klo, durch Anspannung und Loslassen mit der entsprechenden Atmung kurzfristig runterfahren kann.

Welche Rolle meine Ernährung bei den „neuen“ Blutdruckwerten spielt.

Was mir noch nicht so klar war, ist, dass auch die kohlenhydratreduzierte Ernährung einen sehr direkten Einfluss auf die Höhe meines Blutdruckes hat.

Wie Fruchtzucker den Blutdruck in die Höhe treibt.

Nie hätte ich gedacht, der der so gesund klingende Fruchtzucker, die bekannte Fruktose der Hauptdarsteller ist. Inzwischen als Leberverfetter bekannt, ist die Fruktose nämlich auch ein großer Verursacher, wenn es um erhöhten Blutdruck geht. Ich will nochmal daran erinnern, dass der normale Haushaltszucker zu 50% aus Fruchtzucker besteht und natürlich süßes Obst viel Fruchtzucker enthält.

Äpfel

Äpfel

Schlimmer geht immer: High Fructose Corn Syrup.

Es geht aber noch schlimmer, denn der aus Maisstärke gewonnene High Fructose Corn Syrup (HFCS), auch Maissirup oder Isoglucose genannt, besteht nur aus Fruchtzucker und findet in der Nahrungsmittelindustrie in vielen Produkten Verwendung. War der Zusatz in der EU bisher reglementiert, wird ab Oktober 2017 wahrscheinlich eine Flut von fruktoselastigen Produkten in unseren Supermärkten auftauchen und niemand merkst es, bis die Menschen kränker werden und wir zu den USA in Sachen schwerster Fettleibigkeit aufschließen. Die Nahrungsmittelindustrie wird sicher zügig den teureren Zweifachzucker (Haushaltszucker) gegen den mit einer höheren Süßkraft und billigerem Preis ausgestatteten Maissirup austauschen. Macht aus betriebswirtschaftlichen Gründen um den Profit zu steigern absolut Sinn.

Es gruselt mich richtig, wenn ich daran denke und ich empfinde die Aufhebung der Beschränkung als ein Attentat auf die Gesundheit der Menschen. Was sind das bei der EU eigentlich für Horste und wer hat bei solchen Entscheidungen alles die Finger im Spiel? Das süße gefährliche Zeug wandert dann sicher üppig in Lebensmittel für Kinder und wir wundern uns in einigen Jahren über 15-jährige mit Fettleber und Diabetes?

Was ist so tückisch an der Fruktose?

Das Besondere an der Fruktose ist, dass die in der Leber verstoffwechselt wird. Deshalb entsteht auch eine Fettleber, wenn zu viel Fruktose verwertet werden muss. Dieser Stoffwechselvorgang setzt Purine frei und in der Folge kommt es zu einem Anstieg der Harnsäureproduktion. Und ich dachte früher immer, dass zu viel Harnsäure, die vor Jahren durchaus ein Problem für mich war, ein reines Problem meines Fleischkonsums war. Scheinbar nicht nur. Ich hätte einfach keine 100-150 g Fruchtzucker am Tag zu mir nehmen sollen. Wenn mal wieder jemand über Gicht klagt, dann gibt ihm doch den Tipp, den Zucker und das Obst wegzulassen.

Jeden Tag eine gute Tat, sag ich immer.

Zurück zum Blutdruck. Wahrscheinlich fragst du dich jetzt, was die durch den Fruchtzucker erhöhte Harnsäure mit dem Blutdruck zu tun hat? Es ist so, dass die zu üppig vorhandene Harnsäure die Bioverfügbarkeit von Stickstoffmonoxid in den Gefäßwänden mindert. Klingt nicht dramatisch, ist aber für Blutdruckpatienten schlecht. Denn genau dieses Stickstoffmonoxid bewirkt nämlich die Weitstellung der Gefäße, was wiederum blutdrucksenkend ist. Wenn jetzt durch die Fruktose-Harnsäure-Kiste das Stickstoffmonoxid aus dem Verkehr gezogen wird, dann führt dieser Umstand zu einer Verengung der Gefäße und damit zu einer Blutdruckerhöhung.

Bumms, und so kann aus einem Liter „gesunden“ Apfelsaft am Tag ein erhöhter Blutdruck werden mit Harnsäurewerten, bei denen der Arzt empfiehlt, weniger Fleisch zu essen.

Ziemlich abenteuerlich oder?

Damit sich der Kreis zu meinem aktuellen Diabetes-Langzeitwert wieder schließt, will ich noch darauf hinweisen, dass bei dem Zirkus auch das Hormon Insulin betroffen ist.  Es braucht nämlich auch Stickstoffmonoxid um an den Insulinrezeptoren andocken zu können. Wenn das wegen der erhöhten Harnsäure nicht richtig klappt, dann fördert der Umstand wiederum eine Insulinresistenz und aus der entsteht in Vollendung dann die Diabetes-Erkrankung.

Fruktose pusht demnach die Entstehung des metabolischen Syndroms und doch sagt einem das keiner. Oder wurdest du bei deinem Arzt schon mal vor Fruchtzucker gewarnt? Dazu werden gesetzlich die Schranken geöffnet, um unsere Lebensmittel zukünftig mit Fruktose anzureichern. Du merkst, ich kriege mich da echt nicht ein wegen dem Mist und wundere mich, weshalb das nicht laufend durch alle Medien wabert?

Wenn irgendein Promi einen Furz lässt, dann weißt du das auf Facebook in 10 Minuten. Gut, ich mag Klatsch und in meiner Filterblase erfahre ich das zügig. Aber wenn es wirklich mal wichtig wäre die Bevölkerung zu informieren und zu warnen, begegnen einem entsprechende Infos nur auf Fachportalen.

Hallo, der 1. Oktober ist bald! Aber erst mal ist jetzt Bundestagswahl. Vielleicht hilft das ja was. Betti for Präsident. OK, besser nicht. Nur so einige Sachen, würde ich als wahnsinnige Alleinherrscherin direkt mal ändern. Dem Sirup aus Maisstärke den Hahn abdrehen, würde auf jeden Fall dazugehören.

Jetzt bloß nicht aufregen, denn das ist schlecht für meinen Blutdruck.

Ich denke, meine heute „normalen“ Blutdruckwerte sind ein Zusammenspiel der verschiedenen benannten Faktoren und ich hätte das Thema vielleicht schon etwas früher angehen sollen.

Aber so sage ich eben jetzt: Betablocker Ade.

Ein kleines weinendes Auge ist dabei, aber die Freude überwiegt.

Falls du auch Blutdruckmedikamente einnimmst, soll mein Beitrag keine Anregung sein, selbstständig irgendwelche blutdrucksenkenden Medikamente abzusetzen. Aber vielleicht lohnt nach der Umstellung auf Low Carb, das Thema Blutdruck auf dem Schirm zu haben. Mach ruhig eigene Messungen, dokumentiere diese ordentlich und sprich mit dem Arzt deines Vertrauens über die Ergebnisse. Eventuell geht da ja was und ihr könnt gemeinsam die Medikamente reduzieren.

So, jetzt wurde der eigentlich kurze Bericht über meinen neuen Langzeitwert doch viel länger als gedacht. Ich bin halt ein Plaudertäschchen. Mir war heute einfach wichtig darüber zu berichten, was ich bei der Erforschung meiner eigenen Blutdruckwerte gelernt habe. Vielleicht nimmst du für dich ja neue Erkenntnisse mit.

Falls du mein erstes Buch über meinen Weg mit meiner Diabetes-Erkrankung umzugehen noch nicht kennst, dann lege ich es dir nochmal ans Herz. Nicht nur für Diabetiker, sondern für alle Menschen spannend, die geballte Happy-Carb-Informationen und 30 leckere Low-Carb-Rezepte suchen. Dazu ein tolles Geschenk für Menschen, deren Gesundheit dir am Herzen liegt.

Zum Buch „Diabetes Typ 2 – nicht mit mir!

Ein schönes Wochenende wünsche ich dir. Und wenn du in Deutschland wahlberechtigt bist, dann geh wählen.

Deine Betti


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