Juuuuuuchuuuuu…..
Du hast es wahrscheinlich schon fast geahnt, nachdem es die letzten Woche etwas ruhiger hier in meinem Blog war, dass auch ich in der Welt unterwegs war.
Und ja, ich war weg! Welt ist jedoch übertrieben, denn unser Urlaubziel lag nur 1000 Kilometer entfernt in der herrlichen Toskana. Um genau zu sein verweilten wir in Castellina in Chianti. Und unsere Lokation war ein Anhängsel des kleines Weingutes San Fabiano, nur wenn du sehen willst, wo ich mich rumgetrieben habe.
Von Anfang an habe ich mir vorgenommen auch im Mutterland von Pizza und Pasta der Low-Carb-Ernährung treu zu bleiben. Und wie immer wenn ich unterwegs bin, berichte ich ein wenig von den Dingen, die sich zugetragen haben. Natürlich in erster Linie in kulinarischer Hinsicht, denn ich will dich nicht mit kulturellen Einzelheiten langweilen.
Um nicht am Ende einen Wust an Zeugs aufschreiben zu müssen habe ich mich entschieden direkt im Urlaub alles aufzuschreiben. Damit auch ja nichts von den Kuriosiäten verloren geht, die ich üblicherweise wie ein Magnet anziehe.
Also sitze ich gerade hier in dem Moment in dem ich schreibe in der Toskana. Es ist Sonntag der 06.09.2015 um 8 Uhr früh und die junge Sonne kitzelt frech an meiner Nase und streichelt die Weinhügel die sanft geschwungen um mich herum drapiert sind. Da hat der liebe Gott sich einfach sehr viel Mühe gegeben bei der Erschaffung dieses Fleckchens Erde. Es ist so still hier. Nur das leichte Rascheln der Blätter des Kastanienbaumes unter dem ich sitze klingt, als würde der Baum ein leises Lied singen.
OK, genug gesülzt, schließlich will ich nicht zum Literaten mutieren sondern meinem gewohnten Stil treu bleiben.
Die Anreise gestern war anstrengend. Etwa 1000 km und 12 Stunden Reisezeit in den Knochen, merke ich dann doch nach der Ankunft, dass der Zahn der Zeit an mir nagt. Früher hätte ich direkt nach der Ankunft noch Bäume ausgerissen. Heute stolpere ich nachdem die Nacht zuvor um 4 Uhr am Ende war, um 21 Uhr erschöpft ins Bett. Auf unserer Tour war auch wieder alles geboten, was es zu einer gelungenen Anreise braucht. Stau, Umleitung, ein verwirrtes Navi und dazu noch ein Gewitter, als würde die Welt untergehen. Wenn Engel reisen, stelle ich mir eigentlich anders vor. Wahrscheinlich hat sich nur noch nicht überall rumgesprochen, dass ich ein Engel bin.
Unser Navi, die alte Trine, hat uns einmal von der Autobahn runtergelotst und kaum waren wir runter, sollten wir auf einmal laut der verwirrten Dame eine „Fährverbindung“ nutzen. Hallo? Wir waren schon X-mal in der Toskana, aber bisher haben wir es immer auf dem Landweg geschafft. Was lernen wir daraus? Man darf dem Navi nicht immer folgen und muss sich mit Hirn auch mal mutig gegen die Anweisungen stellen. Das haben wir dann auch gemacht und das „Bitte wenden, wenn möglich“ hallt jetzt noch in meinen Ohren. Wir sind in der Toskana angekommen. Nur wo wir nach den Angaben des Navis gelandet wären, kann ich nicht so genau sagen.
Rund um Bologna gab es ein Gewitter. Als es los ging frotzelte ich noch, dass die Italiener nicht mal ein gescheites Gewitter zu bieten haben, weil es so fad war. Kaum ausgesprochen öffnete sich der Himmel und Eisbrocken fielen herab. Es tratschte aus Kübeln und interessanterweise trauen sich Italiener bei einem solchen Wetter nicht zu fahren und begannen einfach auf dem Seitenstreifen stehen zu bleiben. Auch unter den Autobahnbrücken stapelten sich auf einmal schutzsuchende Autofahrer. Stell dir das mal in Deutschland vor. Auf der A5 vierspurig und der Standstreifen und teilweise die rechte Fahrspur ist voll mit stehenden Autos. Und das bei miserabler Sicht. Aber einfach mit nur 50-60 km in der Stunde weiterzufahren, war für die ansonsten hellraisenden Italiener wohl keine Option.
Kulinarisch war die Anreise unkritisch. Ich hatte selbst gebackene belegte Brötchen dabei. Dazu reichlich handlich zu essendes Gemüse, gemischte Nüsse und viel Wasser. Dazu als Schmankerl eine Cola Zero, die mit dem Koffein zwischendurch dafür zuständig war meine müden Geister zu beleben.
Blöderweise hatte ich bei der Anreise bzw. am Abend alles aufgefuttert und so fiel das Frühstück für den nächsten Morgen flach. Sonntags früh haben die Läden zu, aber ich habe ja immer noch Reserven auf den Hüften, von denen ich zehren kann. Da muss mir also bei einer ausfallenden Mahlzeit nicht bange werden.
Der erste Sonntag im Toskanaurlaub ist immer reserviert für einen Ausflug nach Panzano in Chianti. Etwa 20 Kilometer entfernt ist diese kleine Örtchen und hat an jeden ersten Sonntag im Monat einen klassischen Markt in Verbindung mit einem Handwerker- und Kuriosiätenmarkt zu bieten. Toll zum Flanieren, Shoppen und Spezialitäten testen.
An einem großen Obst- und Gemüsestand kann man auf dem Markt in Panzano beobachten, in welchen riesigen Mengen die Einheimischen Gemüse und Obst heimschleppen. Der Stand mit dem meisten Zulauf auf dem Markt ist nach meinem Empfinden auch dieser eigentlich gewöhnliche Obst- und Gemüsestand, dem aber wie es sich gebührt der beste Platz im Geschehen zugeteilt wurde.
Mediterrane Kost ist nicht gesund wegen der Pasta und Pizza, sondern es ist das viele Gemüse und das gute Olivenöl was den Körper ordentlich beisammen hält.
Aber wem erzähle ich das, du weißt das ja auch schon.
Besonderes Highlight in Panzano ist aber kein altes Gemäuer, sondern ein Metzger. Ja du liest richtig. In Panzano ist der berühmteste Metzger der Welt (YouTube) ansässig. Schade, dass gerade sein Kumpel Jamie Oliver oder all die andere Promi-Kochprominenz nicht zugegen war. So musste der gute Dario Cecchini eben an diesem Sonntag mit meiner Anwesenheit vorlieb nehmen. Ein imposanter Mann mit unglaublicher Ausstrahlung. In seinem Laden thront er hinter seiner Ladetheke wie auf einer Bühne. Im Hintergrund läuft klassische dramatische Musik und es werden jede Menge Häppchen und Schmausereien gereicht. So habe ich mir bestimmt erst mal 150 Gramm Fenchelsalami reingedonnert, was dann eben mein Frühstück des Tages war, neben dem Cappuccino, den wir uns zuvor genehmigt hatten.
Natürlich wollte ich auch von den tollen fleischigen Leckereien etwas mitnehmen. Vorbereitet hatte ich mich auch, um ohne echte Sprachkenntnisse auf italienisch 200 g Porchetta (gegrillter Schweinebraten mit Rosmarin gefüllt) bestellen zu können. Also bestellte ich beim Meister direkt und war dabei echt nervös. „Due etti Porchetta per favor“, flötete ich über die Theke. Aber statt das Messer zu zücken und einfach die dämlichen 200 g abzuschneiden, rief mir der Meister in einer Lautstärke und irgendwie empört entgegen: „Due Etti? Noooooooo“. Zack, griff er zum Messer und schnitt einen Ranken ab, der bestimmt 500 g wog. OK, so läuft das hier also. So kann man auch Umsatz machen. Aber egal, wir sind im Urlaub und ich esse Porchetta auch gerne in größeren Mengen. Darfs a bisserl mehr sein, sieht bei uns aber anders aus. Der gute Mann könnte bei Edeka nochmal in die Lehre gehen.
Hätte ich ein Rindersteak bestellt, hätte er mir wahrscheinlich einfach eine halbe Rinderseite über die Schulter geworfen.
Aber gegen dieses Charisma ist kein Kraut gewachsen und ich hätte nicht gewagt zu intervenieren. Wenn ich mir einen Teufel in Menschenform vorstellen müsste, er würde wie Dario Cecchini aussehen. Nicht böse gemeint, sondern einfach seiner unglaublichen Präsenz und Aura geschuldet. Mit viel Mut habe ich dann auf Englisch gefragt, ob er ein gemeinsames Bild mit mir machen würde.
Und er wollte…
Schwupps hopste er von seinem Metzger-Thron und packte mich energisch. Und er packte mich mit einen festen Handgriff um die Taille, ja die gibt es inzwischen, dass ich mir unmittelbar vorstellen konnte, wie kraftvoll er die Rinderhälften zwischen den starken Händen jongliert. Oder er hat mich doch einfach nur für ein Rindviech gehalten. Egal! Ich war tief beeindruckt von dem Mann und hatte weiche Knie. Und das will echt was heißen. Ich glaube er hat das direkt gemerkt, denn er hat mich dann noch so kräftig geherzt, als wäre ich eine alte Freundin und hat mich schmatzend auf beide Wangen geküsst.
Jaja, geküsst von einem italienischen teuflischen Metzger und ich bin wie Butter in der Sonne in seinen Armen geschmolzen. Wie gut, dass wir diese Woche nochmal zu einem Essen dort aufschlagen werden und vielleicht sehen wir ihn ja wieder. Aber keine Angst, ich fahre wieder mit heim mit meinem Mann. Nur so ein kleiner unerreichbarer Schwarm im Urlaub wird ja erlaubt sein.
Den Rest des Tages haben wir am Pool mit einer grandiosen Aussicht verbracht und haben abends die auf dem Markt gekauften Leckereien verzehrt. Porchetta, Pecorino, Büffel-Mozzarella mit einem Berg an Tomätchen, Paprika und Gurke. Als Nachtisch italienische Heidelbeeren.
So sieht für mich perfekter Urlaub aus und das total Low Carb.
Erfreulicherweise waren wir doch noch an einem offenen Supermarkt vorbeigekommen. So konnte ich mir für das Frühstück noch italienischen Ricotta kaufen. Mein Ersatz für den gemeinen Quark, den ich im Italien-Urlaub gerne mit etwas Obst futtere. Mehr braucht es da für mich nicht.
Der nächste Tag begann dann auch genau so: Ricotta mit etwas geschnibbeltem Plattpfirsich als Frühstück. Nachdem wir anschließend erst einmal einen großen italienischen Supermarkt gestürmt haben, wurde der Kühlschrank der Ferienwohnung gut gefüllt. Stunden könnte ich in diesem Supermark zubringen. Eine teure Möglichkeit den Vormittag zu verbringen. Aber so packte ich mir direkt Wildschweinsalami, Pecorino und toskanischen Schinken ein und das Mittagessen war gerettet.
Mein Mann und ich haben übrigens ein Battle. Und wir haben direkt am ersten Tag damit gestartet. Gewonnen hat, wer am Ende des Urlaubs mehr Mückenstiche hat. Du wirst es kaum glauben, aber ich bin direkt in Führung gegangen. Es steht schon 17:0 für mich. Eine Führung, die mich vergangene Nacht wach gehalten hat und meine Beine haben anschwellen lassen wie in den dicken Zeiten. Ich bin scheinbar so lecker, dass das Ungeziefer mich von weitem riecht und direkt ansteuert. Die Wahrscheinlichkeit, dass mein Mann diesen Wettstreit gewinnt, ist schon jetzt gleich Null und soll ich dir was sagen: Er freut sich sogar ganz verschämt darüber und lässt mir gerne den Vortritt. Grummel.
Ich habe einige Tage pausiert beim Aufschreiben. Was soll ich dich langweilen mit Geschichten über San Gimignano oder Certaldo, von Nachmittagen am Pool und toskanischen Leckereien. Nichts ist langweiliger als die Urlaubsgeschichten fremder Leute. Die Toskana ist in jeder Beziehung ein Traum und das hat sich auch in unserem x-ten Urlaub hier nicht geändert. Lediglich das Preisgefüge bewegt sich deutlich nach oben und ich wundere mich schon häufig über die zügige Geldverdünnisierung hier an diesem malerischen Stück Erde.
Das Essen ist vollkommen unproblematisch. Morgens starte ich entweder mit Ricotta und etwas kleingeschnibbeltem Obst, oder ich mache mir Rührei mit Pancetta und Gemüse drin. Als Zwischenmahlzeit knabbere ich meistens etwas Schinken und Pecorino mit Tomaten und abends gehen wir entweder ins Restaurant oder kochen in der Ferienwohnung selbst. Im Restaurant starte ich gerne mit Mozzarella-Tomate, Minestrone oder einem Schinken-Käse-Teller und als Hauptgang entscheide ich mich ganz einfach für Fleisch vom Grill mit Gemüse. Perfetto! Den Nachtisch überlasse ich dann ganz generös meinem Mann, aber für Nachtisch konnte ich mich eh noch nie erwärmen.
Gerade wie ich hier tippe, schmurgeln leckere Salcicce-Würste im Gemüsebett im Backofen. Tralala ich freue mich. In so einer Ferienwohnung muss man ja immer sehen, womit man zurecht kommen muss und ich kann dir sagen, dass hier verfügbare Geschirr und Besteck ist sehr überschaubar und ich hätte statt mit dem stumpfen Messer das Gemüse auch mit meinem Finger säbeln können. Eine ausgestattete Küche ohne ein Gemüsemesser. Wo gibt es denn sowas? Anstrengend und ich frage mich wieder mal, was sich die Menschen die so eine Wohnung einrichten eigentlich denken?
Wahrscheinlich einfach nichts, was dann ja auch das Problem ist, wie so oft.
Hatte ich eigentlich erzählt, dass unser Dishwasher kaputt ist? Als wir ankamen, war das gleich die Hiobsbotschaft der Verwalterin. Suuuuuper. Genau darauf habe ich mich gefreut. Der defekte Dishwasher sah auch aus wie aus dem letzten Jahrtausend und ich war auf die Problemlösung gespannt. 3 Tage später wurde das Gerät auch tatsächlich ausgetauscht gegen ein anderes Gerät, was aber wohl ebenfalls aus dem letzten Jahrtausend stammt. Scheinbar wurde nur ein Einbaugerät mit einer furchtbar hässlichen Abdeckung aus einer anderen Wohnung ausgebaut und bei uns als Einzelgerät hingestellt. Sieht natürlich Banane aus und das Gerät kippt auch beim Öffnen blöd hin und her. Ist ja auch nicht zum separaten Hinstellen gedacht. Mir wird schlagartig wieder klar, wie unterschiedlich Mentalitäten und Ansichten sein können und muss über diese Lockerheit und dieses entspannte Selbstverständnis irgendwo auch schmunzeln. Perfetto ist eben mehr was für uns Deutsche mit dem langen Stock im Hintern. Tschuldigung!
So ging die Woche ins Land zwischen kulturellen Ausflügen nach Siena, dem Swimmingpool und italienischen Leckereien. Man kann es wahrlich schlimmer treffen und ich will nicht jammern.
Wobei, als wir in Siena waren und gegenüber des Doms ein wenig verweilten staunte ich, wie sich im Zeitalter des Selfis die Menschen doch immer merkwürdiger verhalten. Vor lauter wild vor sich hin wedelnden Selfi-Stangen ist es inzwischen schon fast gefährlich einen solchen Touristen-Hot-Spot zu betreten. Hast du es geschafft einem stochernden Stick von vorne auszuweichen, dann knallt eben ein anderer Stick von hinten gegen deinen Kopf.
Schon schräg, wenn die historischen Gebäude einer Stadt auf einmal nur noch mit dem Rücken durch die Handykamera betrachtet werden und das immer schön mit der eigenen Visage vorne dran. Aber das nur am Rande. Es sah einfach zu lächerlich aus.
Inzwischen führe ich bei den Mückensticken 32 zu 5 und wir haben uns entschlossen das Battle zu beenden. Ich habe gewonnen, und zwar deutlich. Leider reagiere ich auf diese kleinen fiesen Mückenstiche so allergisch, dass ich inzwischen aussehe als hätte ich die Beulenpest und lauter eiergroße heiße dicke Knubbel meinen Körper zieren. Manchmal fühle ich mich bei so vielen Stichen auch richtiggehend krank und habe mir jetzt dann doch mal eine Tablette Antihistaminika eingeworfen. Wenn Mücken einem den Urlaub versauen, ist echt Schluss mit lustig.
Freitagabend stand dann endlich der erneute Besuch der Metzgerei in Panzano an und ich habe mich in Schale geschmissen. Lippenstift habe ich aufgetragen, als wollte ich im Moulin Rouge vorsprechen und die Haare toupiert, als wollte ich einen Frisörwettbewerb gewinnen. Aber alles umsonst. Der große Meister war beim Event in seinem Restaurant Officina della Bistecca nicht zugegen. Heul… Ich musste mich so mit einem jüngeren, aber auch nicht üblen Grillmeister zur Befriedigung meiner fleischlichen Gelüste begnügen.
Solltest du jemals in der Toskana unterwegs sein, dann lass dir dieses Ereignis auf keinen Fall entgehen. Etwa 40 Personen werden in einem urigen Raum mit einem riesigen Grill mit dem besten versorgt, was das Rind auf italienisch hergibt.
Wenn es eine Hölle für Veganer gibt, dann ist die genau in diesem Raum und es gibt kein Entrinnen….
Beim Eintreten konnten wir direkt einen Blick auf die Fleischberge des Abends werfen. Beeindruckend war das rohe Fleisch aufgereiht und wartete auf den bereits lodernden Grill geworfen zu werden. Es geht an diesem Abend um Fleisch! Und eigentlich um nichts anderes. OK, es wird auch noch jede Menge Rotwein getrunken.
Wir hatten Glück und saßen direkt gegenüber der Feuerstelle und konnten so genau beobachten, wie der Grillmeister seinen heißen Job machte. Respekt, denn den ganzen Abend direkt am Feuer riesige Fleischbrocken zu bearbeiten ist sicher kein Zuckerschlecken.
Die Stimmung war übrigens grandios, was sicher dem hervorragenden Essen und dem Wein geschuldet war. Dazu gab es aber auch ein kleines Rahmenprogramm und es wurden italienische Fleischschwüre in ohrenbetäubender Lautstärke vorgetragen.
Der Schlachtruf des Vortragenden wild gestikulierend mit riesigen Fleischstücken in beiden Händen war dann am Ende:
To beef or not to beef…
So sieht das aus, wenn der Meister Dario selbst die Frage aller Fragen stellt! (YouTube)
Was soll ich zum Essen sagen. Die Speisekarte habe ich hier zur Ansicht für dich….
Das Fleisch war perfekt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals auf einen Schlag so viel Fleisch gegessen zu haben und muss auch gestehen, dass bei einer Nahrungsaufnahme von 20-23 Uhr meine Nachtruhe nicht optimal war. Die mindestens 500 Gramm Rindfleisch lagen mir doch richtig schwer im Magen. Aber hey, man muss sich auch mal quälen können und das war ja ein einmaliges Event und keine Alltagskost.
Aber schon auf dem Heimweg war mir klar, dass ich den Tag darauf gerne vegetarisch verbringen wollte und mein Bedarf an geil gegrilltem Bistecca Fiorenina und Carpaccio für die nächsten Tage gedeckt war.
So haben wir den Samstag ganz entspannt auf dem örtlichen Markt verbracht und planschten am Nachmittag im Pool, der inzwischen wegen der kühleren Nächte doch sehr erfrischend war. „Piccolo“ wie mein Mann immer zu sagen pflegt, in Anlehnung an ein schrumpfendes Körperteil in eiskaltem Wasser.
Du verstehst bestimmt, was er meint.
Nach ruhigem Sonntag startete Woche gemütlich und mit etwas schlechterem Wetter. Zeit, einigen kleineren Ortschaften in der Region unsere Aufwartung zu machen. So von Städtchen zu Städtchen zu düsen und jeweils eine Runde zu flanieren ist eine gute Möglichkeit um die Zeit in der Toskana zu verbringen. Mal davon abgesehen, dass mir bei diesem Kurvengegurke immer wahnsinnig schlecht wird und ich die Straßenführung mehr als einmal verflucht habe.
Ein weiterer interessanter Besuch stand Dienstag für uns auf dem Programm. In jedem Urlaub in der Toskana decken wir uns mit tollen Kräutermischungen ein, die hier in Castellina in Chianti direkt vom Kräuterbauer Duccio Fontani an den Mann und die Frau gebracht werden. Er steht zu seinen gewohnten Zeiten in der Fußgängerzone mit einem kleinen Wägelchen, das irgendwie total verwunschen und knuffig aussieht. Irgendwie warte ich immer darauf, dass er aus einem der Fächer neben den magischen Kräutern auch noch einen Zauberstab zieht und an uns verkauft.
Seit Jahren sind wir schon Fans seiner biologisch erzeugten Kräutermischungen und immer wieder beeindruckt, wie viel Aroma in ein so kleines Gläschen zu bringen ist und vor allen Dingen, wie lange das Aroma nach Rosmarin-Thymian-Salbei und mehr sich frisch hält. Selbst nach über einem Jahr ist man bei der Öffnung eines seiner Gläschen direkt in die Toskana katapultiert wenn man daran riecht.
Also irgendwie kann der gute Duccio eben doch zaubern.
Glücklicherweise spricht Duccio dank seiner deutschen Ehefrau sehr gut Deutsch und so haben wir die Gelegenheit genutzt und haben ihn auf seinem „Acker“ besucht um zu schauen, wo denn all das Aroma herkommt.
Ehemals ins Berufsleben mit einem begonnenen Studium der Politikwissenschaft gestartet, hat sich Duccio vor mehr als 30 Jahren den eigentlichen Traum vom Dasein als Bauer erfüllt. Ein arbeitsamer Traum, denn wie er uns berichtet hat, arbeitet er von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Aber immer ohne Stress und in seinem eigenen Rhythmus. Überhaupt strahlt Duccio eine tiefe Ruhe aus, egal ob er in Castellina an seinem Markstand oder eben auf seinem Fleckchen Erde steht, wo er seine Kräuter anpflanzt und trocknet. Nicht einfach zu finden war das 7 Hektar große Areal, auf dem etwa 1 Hektar als reine Nutzfläche für den Anbau der Kräuter genutzt wird. Tief in den toskanischen Wald ging es hinein und dann auch noch über Stock und Stein. Alles wirkt so wunderbar unperfekt und gleichzeitig natürlich. Dadurch bindet sich der kleine landwirtschaftliche Betrieb ganz ungezwungen in die wunderschöne Landschaft ein.
Duccio arbeitet auf biologischer Basis. So wenig Mittelchen wie möglich und so viel wie nötig und das aus tiefster persönlicher Überzeugung. Immer schön im Einklang mit der Natur. Da wird gepflanzt und geschnitten nach dem Rhythmus des Mondes und der Boden mit entsprechender Pflanzfolge fruchtbar gehalten. Die Esel, die eine weitere Leidenschaft von Duccio Fontani sind, tun ihr übriges dazu. Duccio ringt seine Kräuter nicht mit Gewalt der Erde ab, sondern arbeitet mit der Natur und versucht sie in ihrem Gleichgewicht nicht zu stören.
Als wir zu Besuch waren, war die Ernte schon überwiegend eingebracht. Ein Teil lag noch im Trockenraum, wo Duccio seine Kräuter mit Zeit und der italienischen Sonne trocknen lässt. Bei Bedarf wird ein Holzofen angefeuert um Feuchtigkeit zu vertreiben. In Leinensäcken werden die Kräuter anschließend klopfend zerkleinert und nochmal fein gemahlen. Dann werden die aromatischen Pulver gemischt und luftdicht aufbewahrt, damit das ganze Aroma des Sommers eingefangen bleibt. Insgesamt 150 kg getrocknete Kräuter sind das Ergebnis und der Lohn der ganzen Arbeit.
Ich kann mir vorstellen, dass im frühen Sommer, wenn alle Kräuter in voller Pracht da stehen, der Duft betörend ist und einem schwindelig wird von dem Lavendel, der Minze, dem Knoblauch und allem, was Duccio noch so selbst anbaut. Die Kräutermischungen entwickelt er selbst nach eigenem Gusto und trifft so zumindest unseren Geschmack. Wir haben uns auf jeden Fall eine ganze Reihe der pulverisierten Kräuter eingepackt und das Auto ist auf dem Heimweg wieder etwas voller.
So tröpfelte der Urlaub vor sich hin und wir haben die Zeit einfach nur genossen. In mittelalterlichen Städtchen flanieren, auf Märkten italienische Spezialitäten kaufen und zum Abschluss des Tages dann im Panoramapool planschen. So muss Urlaub sein. Schön alle Fünfe gerade sein lassen. Ohne Uhr und losgelöst von Raum und Zeit.
Schön wars, aber eben auch schnell vorbei.
Ein besonderes Highlight in unserem Urlaub war in der zweiten Woche, dass wir die Fattoria la Vialla besucht haben. Unser Quell an italienischen Köstlichkeiten seit vielen Jahren. Da der Besuch dort so schön war, habe ich ihm einen eigenen Beitrag gewidmet. Hier geht es zum Fattoria la Vialla-Beitrag.
Für uns lief der Tag des Fattoria Besuches aber nicht nur prickelnd, denn als wir von Castiglion Fibocchi aus heimfahren wollten, bemerkten wir ein mysteriöses Klacken am Auto, was beim Fahren deutlich hörbar war. Schnell angehalten und geprüft stellten wir fest, dass eine Schraube im Reifen steckte. Und was macht die liebe Frau Meiselschlau? Natürlich das, was man in der Situation nicht tun sollte, nämlich doof den Fremdkörper entfernen. Dass das eine wirklich schlechte Idee war hörten wir direkt, als mit einem scharfen Tsssssssssss die Luft aus dem Reifen verschwand. Da standen wir also im italienischen Niemandsland, etwa 50 km von der Ferienwohnung entfernt und es machte Tsssssssssssssssssss.
Ersatzreifen sind so ein Luxus, den die neueren Autos leider nicht mehr haben. Dafür ein Reparaturkit, an dem mein Mann und ich jedoch grandios gescheitert sind. Wer ordentlich lesen kann und auch tut, kann die Herausforderung sicher bewältigen, aber wir waren einfach zu blöd. Dazu hatte ich einen Durst, also wäre ich seit 2 Tagen in der Wüste unterwegs und alle Läden in diesem Ort waren geschlossen. Mit letzter Kraft rettete ich mich in einen Zeitschriftenladen nur um dort zu erfahren, dass es da auch wirklich nur Zeitschriften gibt. Aber ein Löschblatt hatte ich gefühlt ja eh schon im Mund. Wie eine Irre bin ich durch den Ort gehastet, um dann irgendwann auf ein geöffnetes Cafe zu stoßen. Den Kühlschrank mit den kalten Getränken habe ich mit einem Schwung aufgerissen, dass mir fast der ganze Schrank entgegen gekommen wäre. Ich vermute, dass ich ein komisches Bild abgegeben habe. Die Flasche hatte ich dann auch schon im Laden am Hals, woraufhin sich meine Lage etwas entspannte.
In der Zwischenzeit hat mein Ehemann den ADAC angerufen und wir warteten geduldig bis ein italienischer Abschleppwagen vorbeigefahren kam. Man kann über den ADAC sagen was man will, aber in der Pannenhilfe ist Verlass auf den Verein. Der gute Italiener konnte zwar null Englisch und hatte auch echte Probleme uns überhaupt auf der Haupstraße zu finden, trotz genauer Info des Straßennamens mit Hausnummer, aber sei es drum. Eine Stunde später war er da. Im Geiste sah ich mich schon in Arrezzo in einer Werkstatt und der fatalen Info, dass das Auto heute nicht mehr repariert werden kann. Aber dann, konnte der kleine Italiener doch tatsächlich zaubern. Holte aus seinem Täschchen kleine Gummistreifen raus und machte aus dem kleinen Loch im Reifen ein großes und stopfte das rein. Und was soll ich sagen. Der Reifen wurde aufgepumpt und schon konnten wir wieder fahren. Keine Ahnung, was der gute Mann uns alles auf italienisch erzählt hat, aber wir sind wieder gut daheim gelandet und der reparierte Reifen ist immer noch prall gefüllt.
Das Auto vollgeladen mit Leckereien sind wir auf dem Heimweg, und dass war echt das Allergrößte, direkt durch den Anfang eines tollen Regenbogens gefahren. Das war, als würde der Himmel einen kunterbunten Lichtstrahl schicken und zwar genau auf uns. Den Rest der Reise säuselte ich meinem Mann dann ins Ohr: Tralalala…Somewhere over the rainbow.
Ich bin mir absolut sicher, dass das ganz viel Glück bringt, direkt in einem Regenbogen zu sein.
So ein wenig Aberglaube ist doch immer schön, zumindest wenn er mit positiven Assoziationen behaftet ist. Aber ich fühle mich immer noch wie verzaubert, und jetzt ist das Erlebnis immerhin schon 3 Tage her.
Weniger glücklich oder vielleicht doch verzaubert war die Waage, als ich wieder daheim war. Ich habe im Urlaub 2,7 kg zugenommen und kann wieder einmal bestätigen, dass man Low Carb mit zu vielen Kalorien auch gut zulegen kann. Und dazu braucht es nicht einmal Nachbauten von Kuchen oder ähnlichem Gedöns. Gerade die Fettmenge war durch die italienische Salami, den fetten Pecorino, das viele Olivenöl und die gehaltvollen italienischen Bratwürste erhöht und wie immer speichere ich jede überschüssige Kalorie effizient ab.
Aber Urlaub ist Urlaub und daheim ist wieder daheim. Punkt!
In diesem Sinne geht es Happy Carb weiter und ich starte demnächst einen neuen Selbstversuch. Sei gespannt.