05.09.2014 – Low Carb = No Carb? – Gewicht 77,2 kg
Viele Menschen, denen ich begegne, sprechen mich aktiv auf meinen Gewichtsverlust an. Üblicherweise kommt nach der Feststellung, dass ich verändert und gut aussehe, dann meist direkt die begeisterte Frage:
Wie hast du das gemacht?
Die Begeisterung nimmt merklich ab wenn ich erkläre, dass ich mit einer moderaten Variante einer Low-Carb-Ernährung mein Gewicht verloren habe.
Jaaaaa aber, da darfst du doch fast nichts essen, kommt meist sofort als Einwand. Kein Brot, keine Kartoffeln, keine Backwaren, keine Nudeln und kein Reis. Da wüsste ich nicht, was ich essen soll, so häufig die Kommentare, die auf mich einprasseln. Es gibt eine ganze Menge Vorbehalte, was meine neue Ernährungsweise angeht, das spüre ich immer wieder. Irgendwie herrscht der Gedanke vor, dass ein Leben ohne die genannten Nahrungsmittel nicht möglich ist und wenn, dann nicht lebenswert sein kann.
Nun, ich kann alle Skeptiker beruhigen, denn ich bin der lebende Beweis, dass ein Leben ohne übermäßigen Kohlenhydratverzehr möglich ist. Ich lehne mich auch direkt mal weit aus dem Fenster indem ich sage, dass ich fest der Überzeugung bin, dass ein Leben mit weniger Kohlenhydraten ein gesünderes Leben ist. Das gilt so zumindest für mich persönlich.
Was läuft da eigentlich so ungefähr in unserem Körper?
Unser Körper braucht Energie, um seine Funktionen am Laufen zu halten und den täglichen Verbrauch zu bedienen. Da unterscheiden wir uns kaum von einem Auto, das Benzin, Öl und andere Schmiermittel braucht.
Diese Energie führen wir unserem Körper in Form von Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten zu. Dann gibt es da noch unser immer hungriges Gehirn, was vorzugsweise nach seinem heißgeliebten Zucker giert und keine Ruhe gibt, bis es seine tägliche Dosis Glukose intus hat.
Was passiert jetzt aber, wenn wir die Nahrungszufuhr und dabei speziell die Kohlenhydrate drosseln und versuchen Gewicht zu verlieren?
Der Körper geht an seine Speicher!
Da haben wir die kurzfristigen Glykogenspeicher in der Leber, wir haben die Muskulatur als geballte Speicher für Eiweiß und da sind noch unsere verhassten Fettspeicher in Form von Hüftringen.
Darüber hinaus kann unsere Leber wie ein Heimwerker selbst Glukose erzeugen (Gluconeogenese) und wenn das nicht ausreicht, beginnt die Leber fleißig Ketonkörper zu erzeugen, die bei ausbleibenden oder nicht ausreichenden Kohlenhydraten ebenfalls vom Gehirn verwertet werden.
Unser Körper ist unheimlich schlau und anpassungsfähig und verbrennt das, was ihm zur Verfügung steht, auch wenn er dafür erst einmal einige Umbauvorgänge vornehmen muss.
Irgendwie ist abnehmen ja ein bisschen so, als würde man sich selbst aufessen. Klingt eklig oder?
Ich versuche dabei über meine Ernährungsweise den Körper so zu beeinflussen, dass er bevorzugt auf seine Fettspeicher zugreift und nicht an die Muskulatur geht. Das tue ich, indem ich meinem Körper ausreichend Eiweiß zuführe und meine Muskeln regelmäßig benutze. Dazu esse ich genug Fett, um alle Stoffwechselprozesse in Schwung zu halten und nur so viele Kohlenhydrate, dass mein Blut nicht ständig von der Fettabbaubremse Insulin geflutet wird.
Warum werden wir überhaupt dick?
Körperfett zu speichern ist im internen Programm unseres Körpers fest hinterlegt. Der Mensch, der in seinen frühen Jahren nicht von einer ständigen Nahrungszufuhr ausgehen konnte sondern dann aß, wenn etwas verfügbar war, war gezwungen Nahrungsreserven am Körper anzulegen. Der Steinzeitmensch konnte nicht mal schnell so wie wir mit dem Auto bei McDonalds vorfahren, sondern musste gegebenenfalls auch längere Nahrungspausen überbrücken. Heute jedoch ist es für uns so, als würde der Steinzeitmensch jeden Tag einen Säbelzahntiger erlegen und als wäre das ganze Jahr über Sommerzeit mit großzügigen Nahrungsangebot.
Unser Körper folgt einfach seinem Ur-Programm und füllt die Akkus für schlechte Zeiten. Nur, dass heute eben glücklicherweise keine dürren Zeiten mehr kommen, weil der Supermarkt jeden Tag seine Tore öffnet und dort alles in einer Riesenauswahl und Menge verfügbar ist. Gute und natürliche Lebensmittel sind jederzeit erhältlich, dazu aber leider auch jede Menge Zeugs, was die Welt nicht braucht und trotzdem Käufer findet. Der Nahrungsmittelindustrie sei Dank für diesen unnötigen, zumeist noch appetitanregenden höchst kalorienreichen Überfluss.
Unsere alte Programmierung in Verbindung mit dem ständigen Nahrungsüberangebot an denaturierten Lebensmitteln mit einem unnatürlich hohen Anteil an Kohlenhydraten und weniger Bewegung und zu viel Stress hat zu einer gewichtsmäßigen Belastung von vielen Menschen geführt.
Bei mir war das leider auch der Fall. Ich neige dazu, überschüssige Kohlenhydrate schnell abzuspeichern und das vorzugsweise am Bauch. Ich hatte da einen echt dicken Ranzen vor mir hergetragen. Dieses Bauchfett, was ja auch um die inneren Organe herumwabert, ist sehr schädlich und begünstigt das metabolische Syndrom, bei dem sich die typischen 4 Wohlstandskrankheiten vereinen:
- Fettleibigkeit
- Bluthochdruck
- Hohe Blutfettwerte
- Diabetes
Herzlich Willkommen in meiner Krankengeschichte, denn genau das war meine Situation, noch vor gerade mal einem Jahr.
Und dann?
Ich wollte der Misere entkommen und entschied mich, eben wegen meiner neu aufgetretenen Diabetes Typ 2 Erkrankung, an der Stellschraube Kohlenhydrate zu drehen. Nur wie viel ich drehen musste, war mir zu Beginn meiner Ernährungsumstellung überhaupt nicht klar und alles was ich las, verwirrte mich komplett, weil es teilweise widersprüchlich war.
Laut DGE soll ein gesunder Mensch bei Normalernährung etwa 55-60% Kohlenhydrate essen. Wenn ich von einem Tagesverbrauch von 2000 Kalorien ausgehe, dann sind das immerhin 264 g Kohlenhydrate.
Uff. Als ich den Wert eben geschrieben habe, musste ich schon mal schlucken, weil ich mir nie die absoluten Zahlen der in Deutschland offiziell empfohlenen Ernährung vor Augen geführt habe.
Aber gut, als neu geborene Low Carb Jüngerin war mir klar, dass ich diesen DGE Wert hinter mir lassen wollte. Nur wie weit ich den Wert unterschreiten musste, erschloss sich mir nicht gleich.
- Wann ist Low Carb eigentlich Low Carb?
- Ist Low Carb gleich No Carb?
- Gibt es ein Leben jenseits der Kohlenhydrate?
- Was esse ich eigentlich, wenn fast alles, was ich vorher gegessen hatte, wegfällt?
Fragen über Fragen, die mich gerade am Anfang umtrieben und mit denen ich mich beschäftigt habe.
Meine Recherche hatte ergeben, dass es Leben ohne Kohlenhydrate gibt, ja sogar, dass der Körper nicht zwangsläufig Kohlenhydrate braucht, um zu überleben. Die Energie, die z.B. das wichtige Gehirn braucht, kann der Körper sogar selbst herstellen. Anders sieht das bei den Fetten und dem Eiweiß aus, die essentiell sind und zugeführt werden müssen. Da ist mir erst einmal ein Stein vom Herzen gefallen und ich bin tiefer eingestiegen, um den für mich passenden Weg zu finden.
Im Internet habe ich dann gelesen, dass es unterschiedliche Ausprägungen der Low Carb Ernährungsweisen gibt, bei denen die Kohlenhydratzufuhr unterschiedlich streng geregelt ist. Da gibt es z.B. die strenge Variante der ketogenen Ernährung, wo nur maximal 30g am Tag erlaubt sind und es gibt moderatere Varianten, wo sogar zwischen 50 und 110 g Kohlenhydrate gegessen werden. Dazwischen gibt es noch unzählige Varianten an Low Carb Ernährungsweisen. Daraus lässt sich aber auch ableiten, Low Carb ist eigentlich nie No Carb.
Da ich auch weiterhin Milchprodukte, Hülsenfrüchte, alle Gemüse und etwas Obst essen wollte um Abwechslung auf dem Teller zu haben, habe ich mich für eine gemäßigte Low Carb Variante entschieden. Über die Logi-Ernährungsweise habe ich dann mit kleineren Abweichungen zu meiner Happy Carb Ernährung gefunden.
Zu Beginn meiner Ernährungsumstellung habe ich auch noch gelegentlich ausgerechnet, wie viele Kohlenhydrate ich eigentlich esse. Meine Kohlenhydratzufuhr bewegt sich demnach immer irgendwo zwischen 50 g und 100 g pro Tag und ist abhängig vom Speiseplan und der wiederum ist abhängig von dem, worauf ich Lust habe. Das hat sich zwischenzeitlich ganz natürlich eingeschwungen und bedarf keiner Überwachung mehr.
Auf eine große Menge von Kohlenhydraten zu verzichten, führte bei mir zu Beginn zu Nebenwirkungen wie Unkonzentriertheit, Schwächegefühl und Zittrigkeit. Ich würde fast von moderaten Entzugserscheinungen sprechen, unter denen ich 1-2 Wochen gelitten habe. Aber dann, war ich über den Berg rüber und es ging mit dem Gewicht steil bergab.
Yippie-ya-yeah!
Spürbar ist, dass ich an meiner unteren Grenze der Kohlenhydrate besser Gewicht verliere, als wenn ich an meiner oberen Grenze futtere. Das liegt dann aber vielleicht eher an meiner Gesamtkalorienzufuhr an den jeweiligen Tagen und weniger an den paar Kohlenhydraten, die ich mehr esse. Aber wer weiß. So lange ich insgesamt Gewicht verliere, will ich mich da auch nicht in Kleinigkeiten und Korinthenkackerei verlieren. Ich wollte eine unaufwändige Low Carb Variante und Happy Carb ist supereasy in der Umsetzung.
Vermissen tue ich nichts.
Da ich am Wochenende auch mal Brötchen oder etwas Schokolade (meine 2 kleine Sünden pro Woche) esse und selbst hin und wieder mit Haferkleie oder Mandelmehl backe, habe ich erstaunlicherweise kein Verlangen auf kohlenhydrathaltige Kost. Selbst wenn ich im Supermarkt am Bäcker vorbei laufe, lässt mich das völlig kalt. Früher konnte ich nicht an der Theke vorbei, ohne mir eine Tüte mit Leckereien packen zu lassen. Da war kein Schweineohr oder Flammendes Herz vor mir sicher.
Mir macht der Blutzuckerzickzack aus einfachen Kohlenhydraten Hunger auf noch viel mehr Kohlenhydrate. Das spüre ich auch heute noch deutlich, wenn ich mir meine kleinen Sünden genehmige. Das ist die Spirale, in der ich dick wurde und auf die ich auch jetzt noch Obacht geben muss.
Für mich war die Entscheidung für die Low Carb Ernährung eine lohnende Entscheidung, denn mein Stoffwechsel spricht sehr gut darauf an und ich fühle mich prima. Nach den Mahlzeiten nicht mehr müde und energielos zu sein, ist eine ganz neue Erfahrung, nachdem ich jahrelang ein schlaffer Kohlenhydratjunkie war.
Hätte das mit meiner Low Carb – Logi – Happy Carb Ernährung nicht funktioniert, wäre ich weitergezogen und hätte weiter nach einer anderen Ernährungsform gesucht, die mein Gewicht zum Purzeln bringt.
So muss jeder für sich den geeigneten Weg finden. Manchmal ist der Weg nur nicht so offensichtlich erkennbar und etwas versteckt.
Missonarischer Eifer und fehlgeleitete Motivation
Nur bitte nie vergessen, der eigene Weg ist nichts, was einfach auf andere Menschen überstülpbar ist. Wenn ich mich in Diskussionen befinde, ob rote Paprika überhaupt OK ist, weil die mehr Kohlenhydrate hat als die grüne Paprika. Oder ich mich für den Verzehr von Hülsenfrüchten rechtfertigen muss, dann könnte ich schier aus der Hose hüpfen. Darauf habe ich überhaupt keine Lust und diesem Irrsinn entziehe ich mich dann auch zügig.
Ich will es einfach haben und aus meiner Ernährung keine Doktorarbeit machen. Dabei will ich natürlich immer noch mit Genuss lustvoll und lecker essen. Das funktioniert für mich nicht, wenn ich mich auch beim Gemüse zu stark einschränken oder die Heidelbeeren an den Fingern abzählen muss. Wer das mag und kann, vor dem habe ich Respekt wegen der großen Disziplin.
In der Kampfarena der Ernährungsansichten lässt die Toleranz der Sparringspartner jedoch leider manchmal zu wünschen übrig und der Missionierungseifer ist riesengroß. Das finde ich manchmal nervig und oft leider auch sehr ärgerlich. Niemand muss mir vorschreiben, was ich genau wie essen soll. Weder engstirnige selbst ernannte Ernährungsgurus und auch keine DGE.
Keine Ahnung, wo ich mich in der Zukunft hinentwickeln werde und welche Ernährungsweisen ich noch für mich entdecken werde. Für den Moment ist es prima, genau so wie es ist und diese für mich ungewohnte Stabilität beim Essen tut mir gut.
Auch muss niemand so essen, wie ich esse. Ich habe weder die Weisheit mit Löffeln gefressen noch habe ich das Rad neu erfunden. Aber ich habe echte Erfolge, die ich nachweisen kann, in Form von Gewichtsverlust und hervorragenden Blutwerten. Heute ist mein Körper der Richter über das, was ich als richtig oder falsch erachte. Jahrelang habe ich meinen Körper leider völlig ignoriert. Aber jetzt höre ich aufmerksam hin und folge den Signalen, die er mit sendet. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich wünsche dir, dass du deinen eigenen Weg findest, egal wie der auch aussieht und du andere mit deren individuellen Weg respektierst.
Sooooo. Nachdem ich jetzt ausladend philosophiert habe, verspreche ich dir nächste Woche einen kürzeren Blog.
Entschuldigung, aber manchmal geht einfach die Tastatur mit mir durch.
Gerne möchte ich mich recht herzlich bei Andrea Rohde für deren Unterstützung bedanken. Andrea, die als eine der Administratorinnen der Facebook Gruppe Logi-Methode sehr fachkundig ist, war so freundlich und hat meinen Blog vorweg gelesen. Als Halbwissende wollte ich natürlich sicherstellen, dass ich nicht jede Menge stoffwechseltechnischen Bockmist erzähle. Danke nochmal für die Hilfe.
Mein Gewicht hangelt sich so langsam nach unten. Inzwischen kommen schon Reaktionen, dass es jetzt mal gut sein müsste mit dem Abnehmen. Aber wenn ich dann sage, dass ich immer über 77 kg wiege, ernte ich ungläubige Blicke. Meine Problemzone war und ist der Bauch. Ich hoffe, dass wenn es jetzt an die harten Reserven geht, der Körper auch endlich noch mehr auf das Bauchfett zugreift.
Gesportelt habe ich auch fleissig und war jeden Tag schon um 7 Uhr auf meiner Nordic Walking Strecke unterwegs. Zusätzlich habe ich auch noch 2x meinen lieben Crossi gequält. Kein Wunder also, dass diese Woche etwas Gewicht verschwunden ist. Nüchtern Sport machen ist bei mir wie ein Fettstaubsauger. Leider bin ich aber nicht jede Woche so motiviert und diszipliniert.
Gestern waren mein Mann und ich seit langer Zeit wieder einmal im Kino. Wir haben uns den französischen Film „Monsieur Claude und seine Töchter„ angeschaut. Wir haben uns richtig gut amüsiert, denn der Film war unterhaltsam, lustig und sehr kurzweilig. Wenn du auch gerne ins Kino gehst, wäre der Film ein guter Anlass, dies mal wieder zu tun. Viel Spass dabei.
Gegessen habe ich heute einige meiner Favoriten. Ich weiß, ich bin langweilig…
Frühstück: Räucherlachs mit Honigmelone
Mittagessen: Heidelbeer-Quark mit Kokosflocken
Abendessen: Putenoberkeule auf Röstgemüse
Bis nächste Woche wieder in alter Frische. Ich freue mich.
Liebe Grüße deine