Bäm! Plötzlich Krebs und das Leben steht still…
Vielleicht hast du dich ja schon gewundert, aber die letzten Wochen war es hier ruhiger als sonst. Das hat seinen guten Grund, von dem ich dir heute berichten will. Ich habe eine Weile überlegt, ob ich meine aktuelle Krankheit öffentlich machen will, doch mir sind in den letzten Wochen zu viele schlecht informierte Menschen begegnet, die schwarzen Hautkrebs immer noch als lapidare Sache dargestellt haben, als wäre das ein Schnupfen, der von alleine vergeht.
Aber ich erzähle erst mal ausführlich, was genau passiert ist:
Um meinen Geburtstag Ende April herum, habe ich die Diagnose malignes Melanom erhalten. Schock! Es sind die fünf Buchstaben, wenn von einem Arzt ausgesprochen, von jetzt auf gleich das Leben verändern: KREBS!
Wie konnte das passieren? Ich muss etwas ausholen. Auf meinem linken Oberarm habe ich, seit ich denken kann, einen braunen Hautfleck, also ein kleines Muttermal. Schon so lange, dass ich ihm eigentlich keine große Aufmerksamkeit geschenkt habe. Schließlich habe ich jede Menge von diesen Hautstellen mit Pigmenten und dazu konnte ich den Fleck durch die Lage am Körper nicht wirklich gut sehen. Er war halt da, wie das oft so ist.
In 2021, also während der Pandemie, wurde ich doch auf den Hautfleck aufmerksam. Ich hatte irgendwie das komische Gefühl, dass er größer wird. Aber ich war mir auch nicht so sicher, daher nicht beunruhigt. Da ich Arzttermine während der Coronazeit nur ungern gemacht habe, verdrängte ich das „kleine“ Hautproblem. Im vergangenen Jahr habe ich dann wahrgenommen, dass der Fleck wirklich größer wird, die Umrandung immer unrunder wurde und im Hautfleck selbst dunkle Punkte auftauchten. Da ich auf dem Arm jede Menge „Sommersprossen“ habe, dachte ich mir, das werden bestimmt harmlose Pigmentflecken im Muttermal sein. Aber ich habe mir gleichzeitig auch vorgenommen, deswegen bei Gelegenheit einen Hautarzt aufzusuchen. Ein ungutes Gefühl war irgendwie da. Im vergangenen Jahr habe ich dann zu schnell entnervt aufgegeben, weil es irgendwie doch schwierig war einen Termin beim Arzt zu bekommen. Irgendwie immer zur falschen Zeit angerufen und das Online-System hatte nie freie Termine im Angebot. Doof! Ich wäre besser hartnäckig geblieben und beiße mir dafür heute noch in den Allerwertesten. Aber dann war Sommer, den wollte ich unbeschwert genießen und ich habe die Untersuchung gedanklich in den Herbst/Winter geschoben. Eine falsche Entscheidung, wie sich bald rausstellen sollte. Im Winter habe ich also einen neuen Anlauf genommen und ergatterte zirka vier Monate später einen Termin beim Hautarzt.
Der Arzttermin Mitte April verlief dann ganz anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Der Hautarzt schaute sich den Fleck an und prüfte ihn mit dem Auflichtmikroskop gründlich. OK, der Fleck muss alsbald raus, so die Beurteilung. Nur wenige Augenblicke später, nachdem der Arzt Rücksprache gehalten hatte mit einer Arzthelferin, lag ich schon auf dem Operationstisch und hatte das Skalpell im Arm. Der Hautfleck wurde oberflächlich entfernt, die Haut vernäht und ich mit einem dicken Pflaster heimgeschickt. Ich fühlte mich etwas überfahren, aber war doch froh, dass ich es so schnell hinter mir hatte.
Nach anderthalb Wochen klingelte abends das Telefon und der Hautarzt war dran. Die Histologie hätte ergeben, dass es sich bei dem entfernten Hautfleck um ein malignes Melanom handelt, also um schwarzen Hautkrebs. Zum Glück im Stadium 1 entdeckt und entfernt, aber mich hat es hier förmlich vom Sofa gehauen. Ich solle jetzt bloß nicht googeln, denn das würde mich nur verunsichern. Ja klar, voll realistisch der Vorschlag, jetzt nicht Google zu löchern. Seufz. Von jetzt auf gleich bin ich also Krebspatientin geworden und es öffnete sich eine Tür, durch die ich unfreiwillig hindurchgestoßen wurde.
Hölle, Hölle, Hölle. Das Kopfkino ist mein größter Feind.
Der Hautarzt hat mir auch gleich am Telefon erklärt, dass nachgeschnitten werden muss. Da wir eine Woche Urlaub geplant hatten und dann der Hausarzt in Urlaub war, wurde der Nachschnitt erst Ende Mai durchgeführt. Die Zwischenzeit war Psychostress pur. Ich habe jede Hautveränderung auf meinem Körper seziert und jede Delle, jedes Blutschwämmchen, ja jede Sommersprosse fühlte sich an, als hätte ich einen Killer am Körper, der nur darauf wartet, mich sofort umzubringen. Neben der Operation wurde auch ein Termin für ein großes Hautscreening vereinbart, aber erst mit dem Fädenzug Mitte Juni. Schließlich musste noch ausgeschlossen werden, dass weitere bösartige Tumore auf meiner Haut lauern. Wochenlang Angst und Schrecken und das Kopfkino kann einen dabei echt verrückt machen.
Nun habe ich den Nachschnitt überstanden. Ich war erschrocken, dass ein so großes Stück Arm rausgeschnitten wurde. In der Fläche und in der Tiefe wird da nicht gegeizt. Wir mussten auch den ersten Versuch, die Fäden nach 14 Tagen zu ziehen abbrechen, weil sich die tiefe Wunde wieder öffnete. Also blieben die Restfäden eine Woche länger drin. In der Zwischenzeit wurde von meiner Hämatologin/Onkologin, wo ich wegen meiner neoplastischen myeloproliferativen Erkrankung sowieso in Behandlung bin, zusätzlich ein Tumormarker abgenommen. Sowohl der Nachschnitt, als auch der Tumormarker, waren zum Glück sauber, also nicht auffällig. Ich habe zwar postoperativ etwas chaotische Blutwerte, weil mein Immunsystem/Knochenmark leicht eskaliert, aber das kenne ich auch schon von Infekten. Es braucht nun etwas Zeit, damit sich alles wieder beruhigen und normalisieren kann.
Puuuuh. Durchatmen, aber die jeweiligen Wartezeiten auf die Ergebnisse waren die Hölle und haben mich total erschöpft. Im Sommer erfolgt noch einmal Ultraschall bei meiner Hämatologin/Onkologin, die macht dann netterweise die Lymphknoten mit, die in der Nähe des Tumors liegen und wir schauen uns die Leber an, wo so ein Melanom wohl gerne früh Metastasen hinstreut. Schluck!!! Metastasen, auch so ein Wort, das aus der Hölle kommen muss! Der Tumormarker und auch Ultraschall gehen übrigens über das hinaus, was laut Leitlinie für mein Stadium vorgeschrieben wäre, aber da ich immunologisch nicht ganz normal ticke, hat das meine Ärztin von sich aus angeregt und ich bin dankbar dafür.
Jetzt erhole ich mich von dem ersten Schock und versuche erst mal wieder runterzukommen. Natürlich hatte ich in den letzten Wochen nicht so richtig die Nerven, um neue Rezepte zu kreieren und konnte auch an meinem Liebesroman nicht weiterarbeiten. Es fehlte mir der richtige Flow. Ich hoffe, du siehst es mir nach.
Warum ich???
Weshalb hat es mich getroffen, ist natürlich eine Frage, die sich mir gestellt hat. Aber es gibt nie den einen Grund, weshalb man Krebs bekommt, denn bei einer Krebserkrankung kommen immer mehrere Faktoren zusammen. Deshalb ist auch die Schuldfrage müßig und Selbstgeißelung wenig dienlich. Ja, ich bin ein heller Hauttyp. Ja, ich habe eine Vielzahl von Hautflecken, aus denen statistisch häufiger schwarzer Hautkrebs entsteht. Ja, es gibt innerhalb der Familie weiteren schwarzen Hautkrebs, es könnte also auch die Genetik eine Rolle spielen. Und ja, ich hatte in der Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter viele Sonnenbäder und eine ganze Reihe von heftigeren Sonnenbränden, die zu einem DNA-Schaden geführt haben können. Die Auswirkungen kommen dann halt 40 Jahre später, besonders wenn verschiedene Faktoren zusammentreffen. Der Tumor entstand bei mir durchaus an einer sehr sonnenbelastetenden Stelle, wobei schwarzer Hautkrebs überall entstehen kann, selbst an der Fußsohle.
Heute wird das Thema Sonnenschutz sehr viel ernster genommen als früher. Jetzt werden die Kinder mit Lichtschutzfaktor 50+ eingecremt und häufig mit UV-Bekleidung vor der Sonne geschützt. In den 70er und 80er Jahren war das noch anders. Da hatte die Sonnenmilch einen Lichtschutzfaktor von maximal 4 bis 8, oder man hat sich mit dem damals beliebten Tiroler Nussöl ganz ohne Lichtschutzfaktor eingerieben. Dazu galt braune Haut früher noch als Zeichen von Gesundheit und nahtlos braun, gab einem außerdem ein sexy und begehrenswertes Aussehen. Hat man sich zumindest eingebildet. Daher legte man sich zusätzlich zur Sommersonne im Winter noch doof unter das Solarium. Als hätten einen die jungen Herren damals von der Bettkante geschubst, wenn man nicht knackebraun gewesen wäre. Das ist natürlich quatsch, denn geil im Dunkeln beim Fummeln, spielt die Bräunung der Brüste so gar keine Rolle. Heute weiß ich das, aber damals habe ich dem Umstand anders eingeschätzt. Rückblickend betrachtet doof und manche Entscheidung würde ich mit dem Wissen von heute anders treffen. So ist nun mal das Leben und wir machen alle Fehler. Aber es waren andere Zeiten und da noch keine Zeitreisen erfunden sind, lohnt es nicht, sich deswegen zu grämen. Dafür war ich die letzten 25 Jahre in keinem Solarium mehr und hatte auch genausolang keinen Sonnenbrand. Ich war zwar dumm, aber habe dazugelernt. Nur ist es jetzt so, wie es ist, und ich muss damit umgehen.
Was nun? Sonne adé?
Seufz. Ich mag die Sonne und ohne Sonne gibt es kein Leben. Von daher werde ich mich sicher nicht im Keller einmotten und zum Vampir mutieren. Aber natürlich spielt der Schutz vor der UV-Strahlung in Zukunft eine größere und wichtige Rolle. Die Dosis macht das Gift und ich muss nun deutlich vorsichtiger sein. Ich gehe weiterhin ins Freibad schwimmen, werde jedoch die Mittagssonne meiden und nicht mehr länger in der Sonne verweilen. Wenn ich an Tagen mit UV-Belastung länger draußen unterwegs bin, dann verwende ich jetzt im Gesicht eine Tagescreme mit hohem Lichtschutzfaktor und verwende an Hautstellen, die nicht mit Kleidung bedeckt sind, eine Sonnenmilch. Ich weiß, Sonnencremes sind wegen der enthaltenen Stoffe umstritten, aber die Studienlage ist eindeutig, dass der Vorteil zum Schutz vor Hautkrebs bei modernen Sonnencremes überwiegt. Der bessere Schutz sind sowieso gute Bekleidung und stabiler Schatten bei Aufenthalten im Freien. Im normalen Alltag brauche ich also nicht täglich Sonnencreme, denn hier hinter der Tastatur im Jogginganzug bin ich hoffentlich sicher. Wäre ich jetzt Gärtnerin oder hätte einen anderen Freiluftberuf, dann sähe das anders aus und würde mir echte Kopfzerbrechen machen. Ich schmiere mich schon immer mit etwas Widerwillen ein und empfinde Sonnencreme als unangenehm auf der Haut. Und dann immer das Brennen in den Augen. Aber hilft ja nix. Es muss jetzt sein.
Wie sich mein Vitamin D-Spiegel unter verstärktem UV-Schutz entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Ich supplementiere sowieso das ganze Jahr über, also bin ich dafür nicht extra auf die Sonne angewiesen. Die nächste Überprüfung im kommenden März wird zeigen, wie sich der Wert entwickelt, und bei Bedarf muss ich die Zufuhr erhöhen. Das Thema habe ich auf jeden Fall auf dem Schirm.
Schwarzer Hautkrebs versus weißer Hautkrebs.
Halb so wild. Das wird weggeschnitten, damit ist das Thema Hautkrebs erledigt. So die Meinung, wenn man die Diagnose Hautkrebs unter die Leute bringt. Pustekuchen. Es gibt keinen harmlosen Hautkrebs und dazu wird häufig verkannt, dass es was die Gefahrenlage angeht, Unterschiede zwischen dem häufigeren weißen Hautkrebs und dem schwarzen Hautkrebs gibt. Insbesondere was die Sterblichkeit angeht, will es eigentlich keiner mit dem schwarzen Hautkrebs zu tun bekommen.
Hautkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten überhaupt. Die Zahlen steigen seit Jahren stetig an, was auch damit zu tun hat, dass immer mehr Menschen die Vorsorgemöglichkeiten nutzen und zum Hautscreening gehen. Dazu hat sich das Freizeitverhalten verändert, insbesondere was die Urlaube angeht. Mit dem Flugzeug in die Sonne fliegen, gehört heute dazu und ich muss aus eigener Erfahrung sagen, dass ich die heftigsten Sonnenbrände in Urlauben in Äquatornähe hatte. Es sind gerade solche UV-Extrembelastungen, bei denen der Grundstock für eine spätere Hautkrebserkrankung gelegt werden kann. Im Urlaub daher immer besonderen Augenmerk auf den Sonnenschutz legen.
Die meisten Hautkrebsdiagnosen entfallen auf den weißen Hautkrebs mit über 200.000 Patienten pro Jahr. Es gibt mehrere Arten von hellem Hautkrebs und du hast vielleicht schon mal Basalzellkarzinom oder Plattenepithelkarzinom gehört. Gerne wird der helle Hautkrebs als harmlos tituliert, aber auch damit ist nicht zu spaßen. Das häufiger verbreitete Basalzellkarzinom wächst zerstörend, bildet aber so gut wie nie Metastasen. Das Plattenepithelkarzinom, was etwa 22% der Fälle des weißen Hautkrebs ausmacht, kann Metastasen bilden.
Doch der schwarze Hautkrebs, ist mit Abstand die gefährlichste, hinterlistigste Hautkrebsart. Über 20.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich am malignen Melanom. Im Vergleich zum hellen Hautkrebs also wenige Fälle, und doch sind diese kleine Anzahl vom für 90% aller Hautkrebs-Todesfälle verantwortlich. Frauen und Männer erkrankten mit der gleichen Häufigkeit. Frauen erkranken auffällig oft im Alter von 45 bis 54 Jahren an Hautkrebs, aber auch junge Melanom-Patienten sind keine Seltenheit.
Das maligne Melanom ist ein bösartiger Tumor der Pigmentzellen, der leider schon sehr früh Metastasen streuen kann. Je dicker der Tumor, desto höher das Risiko, dass sich Zellen über das Blut oder die Lymphflüssigkeit im Körper umverteilen. Entweder schnell, oder auch erst Jahre später, tauchen Metastasen auf. Vorzugsweise in den Lymphknoten, der Lunge, der Leber und dem Gehirn. Deshalb ist die frühe Erkennung auch so wichtig und unter Umständen lebensrettend, denn die Heilungsaussichten sind bei einem früh erkannten Melanom sehr gut. Bei mir konnte das Melanom noch gut weggeschnitten werden und die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor bereits gestreut hat, ist gering. Nicht null, denn ein Restrisiko bleibt natürlich bestehen, aber wäre mir das veränderte Muttermal nicht aufgefallen und ich – wenn auch mit Verzögerung – nicht zum Arzt gegangen wäre, dann würde der Tumor weiterwachsen und sich im Körper zerstörerisch ausbreiten.
Was tun und worauf achten?
Hautkrebs kann jeden von uns betreffen. Dich selbst und die Menschen, denen du tagtäglich begegnest. Früherkennung von Hautkrebs ist daher total wichtig. Also lass uns doch alle mehr auf die eigene Haut und die Haut der Menschen um uns herum achten. Neben der eigenen Aufmerksamkeit für neue Hautflecken oder sich veränderte Hautflecken, gibt es in Deutschland seit Juli 2008 für gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf eine Früherkennungsuntersuchung auf Hautkrebs. Mehr eigene Aufmerksamkeit kombiniert mit einem professionellen Arztblick, hilft eventuelle Veränderungen frühzeitig zu erkennen und Leben zu retten. Inzwischen gibt es auch technische Hilfsmittel, um mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz Auffälligkeiten festzustellen und zu dokumentieren. Gerade bei sehr unübersichtlichen Hautbildern eine gute Unterstützung, wobei das Body-Mapping aktuell keine Kassenleistung ist und selbst bezahlt werden muss.
Mir ist mein Melanom selbst aufgefallen, da wusste ich noch nichts von der ABCDE-Regel. Denn, wenn mindestens eines der Merkmale zutrifft, solltest du deinen Hautfleck alsbald einem Hautarzt zu Beurteilung zeigen. Folgende Merkmale verstecken sich hinter den Buchstaben.
A wie Asymmetrie – ein neuer Hautfleck ist unregelmäßig geformt und nicht rund, oval oder länglich. Außerdem kann es auch sein, dass ein bestehender Hautfleck die Form verändert.
B wie Begrenzung – ein Hautfleck hat keine klare Begrenzung mehr zur Haut. Die Konturen verwischen oder der Hautfleck wächst ausgefranst in den gesunden Hautbereich.
C wie colour (engl. Farbe) – der Hautfleck hat unterschiedliche Farben. Da können hellere und dunklere Bereiche oder Punkte in einem Pigmentmal sein. Alles, was nicht gleichmäßig gefärbt ist, ist höchst verdächtig und sollte untersucht werden.
D wie Durchmesser – Pigmentmale, die größer sind als 5 mm im Durchmesser, sollten kontrolliert werden.
E wie Erhabenheit – wenn ein Hautfleck mehr als einen Millimeter für das Hautniveau hinausragt und die Oberfläche rau oder schuppend ist, dann kann das ein Zeichen von Hautkrebs sein.
Auch wenn Hautflecken eine Kruste bilden oder anfangen zu bluten, dann ist ein Arztbesuch notwendig.
Bei meinem Melanom hat die ABCDE-Regel gleich mehrfach zugetroffen: Es wurde erst immer größer, also der Durchmesser hat sich vergrößert und der Durchmesser war am Ende mehr als 5 mm. Dann wurde der Hautfleck immer asymmetrischer und zackiger in der Form. Und dann kam noch die Colour, also die Farbe hinzu. Es waren deutlich sichtbar schwarze Punkte zu sehen. Gleich mal drei Melanom-Kegel abgeräumt und viel dabei gelernt. Leider habe ich das Ding vorher nicht fotografiert, worüber ich mich jetzt doch ärgere. Aber ich hatte nicht erwartet, dass bei dem ersten Check beim Hautarzt gleich operiert wird.
Natürlich ist es so, dass es auch Hautflecken gibt, die ein oder mehrere Merkmale aufweisen und vollkommen harmlos sind. Aber das zu beurteilen, dafür ist dann der Arzt mit seinem Auflichtmikroskop dran. Außerdem kann es auch bösartige Hauttumore geben, die keine der Auffälligkeiten aufweisen, aber irgendwo muss man ja anfangen.
Achte auf hässliche Entlein!
Neben der ABDCE-Regel gibt es noch den Hinweis, auf hässliche Entlein auf deiner Haut zu achten. Damit ist gemeint, dass es oft ein Hinweis auf eine bösartige Veränderung ist, wenn ein Hautfleck irgendwie anders ist als der Rest deiner Hautflecken. Jeder Mensch hat eine Vielzahl von Patienten-spezifischen Hautflecken, die gehäuft meist harmlos sind. Wenn aber auf einmal unter alle den weißen ein schwarzes Schaf sitzt, dann lohnt es sich hinzuschauen, ob es wirklich nur ein Schaf ist, oder sich ein gefährlicher Wolf versteckt. Ups, es ist ja eigentlich die Regel des hässlichen Entleins (ugly duckling sign), aber ich finde Schafe sooo nett. Es gibt auf jeden Fall Studien, dass die Regel des hässlichen Entleins hinsichtlich der Sensitivität der ABCDE-Regel sogar überlegen ist.
Aber genug jetzt. Ich habe meine Hautflecken in den letzten Wochen permanent gesichtet und seziert und auch der Hautarzt hat dies vergangene Woche getan. Jetzt muss ich Vertrauen fassen, dass erst mal alles in Ordnung ist, und ich muss versuchen, wieder ruhiger zu werden. Und du schaust einfach mal bei dir selbst, was da auf deiner Haut so los ist.
Keine Lust zu sterben!
Die Diagnose Krebs wirft einen Menschen komplett aus der Bahn, denn sie zwingt, sich mit der eigenen Endlichkeit zu beschäftigen. Wir werden alle sterben, auch wenn wir das die meiste Zeit des Lebens verdrängen und der Tod in der Gesellschaft an den Rand gedrängt ist. Ich habe mich schon seit der Kindheit mit den Themen Tod und Sterben auseinandergesetzt, um irgendwie greifen zu können, was nicht zu greifen ist. Am Ende müssen wir einfach akzeptieren, dass es der Lauf der Dinge ist und was danach kommt, wird man sehen, oder eben auch nicht, und dann ist es auch gut so.
Kurz dachte ich darüber nach, ob ich jetzt vorsorglich eine Bucket-List machen muss, oder mein Testament oder was auch immer. Ehrlich gesagt ist mir für die Bucket-List nichts weiter eingefallen, außer dass ich gerne meinen Liebesroman fertigstellen und veröffentlichen möchte. Ansonsten lebe ich mein Leben eigentlich so, dass ich mir die Wünsche, die ich habe, zeitnah erfülle und in der Vergangenheit erfüllt habe. Vielleicht bin ich da auch eher einfach gestrickt und hatte nie den Sinn nach großen Abenteuern oder Luxus. Es ging und geht mir immer mehr um inneres Wachstum, um am Ende bei mir selbst in Ruhe und Frieden anzukommen.
Wir wissen doch alle nicht, wann uns der Tod holen kommt und müssen annehmen, was auch immer geschehen wird. Leider ist der Weg für manche einfacher und für andere härter und mir ist bis heute nicht klar, woran sich das bemisst. Manchmal müssen die nettesten Zeitgenossen früh unter Schmerzen gehen und gelegentlich werden schlechten Menschen 95 Jahre alt und fallen dann einfach tot vom Klo. Nennen wir es Karma, Schicksal oder auch nur Zufall? Egal, am Ende müssen wir alle durch das gleiche Nadelöhr und dieser Umstand ist klar, von der Minute unserer Geburt.
Trotzdem schreit natürlich jede Zelle in mir auf und sagt, ich will leben und habe keine Lust zu sterben. Diesmal konnte ich dem Krebs hoffentlich rechtzeitig einen Stinkefinger zeigen. Aber mir wurde einmal mehr klar, dass das Leben für uns alle Herausforderungen parat hat, auf die wir uns nicht gut vorbereiten können, und die uns doch alle irgendwann auf die eine oder andere Art und Weise einholen werden. Die Angst bleibt und ich hoffe, das legt sich in der nächsten Zeit. Dazu muss ich darauf vertrauen, dass der Hautarzt meine ganzen diversen Hautflecken richtig beurteilt hat und kein weiterer Tumor übersehen wurde. Das ist nicht einfach, denn ich habe schon so einige etwas dubiosen Hautveränderungen, die mir persönlich Unbehagen bereiten. Aber ich muss jetzt das Beste draus machen und versuchen, mich von den Ängsten nicht auffressen zu lassen. Krebs ist jetzt Teil meiner neuen Wirklichkeit und Bestandteil meines Lebens. Aber ich bin nicht alleine, denn wir sind viele und bis zum Ende des Lebens wird wohl fast jeder Mensch direkt oder indirekt von Krebs betroffen sein.
Deswegen, lass uns das Leben jeden Tag genießen. Lass uns positiv gestimmte, authentische Menschen sein, selbst wenn das Leben uns immer wieder ein Bein stellt. Auch wenn um uns herum die Grütze kocht, weil die Zeiten durchgeknallt sind. Lass uns gemeinsam lachen, lass uns lieben und lass Menschen um uns sein, die uns bedingungslos lieben und an unserer Seite stehen, wenn es kniffelig wird.
Wenn wir das alles einigermaßen hinbekommen, dann ist die Lebenszeit gut genutzt, egal wie lange sie dauert. Um nicht viel mehr geht es in diesem Leben, nur vergessen wir das zu oft.
Ich habe diese Woche einen schönen Satz gelesen: „In guten Zeiten Händchen halten können alle. In schlechten Zeiten nicht loslassen, ist das, was zählt.“ Das trifft es doch ganz schön und ich hoffe, du hast auch jemanden, der dich hält, wenn du mal taumelst und Hilfe brauchst. Danke an meinen Schatz Carsten, der meine Achterbahn der Gefühle die letzten Wochen ausgehalten hat und in meiner schockversteinerten Phase hier alles am Laufen gehalten hat.
In diesem Sinne wünsche ich dir eine gute und gesunde Zeit. Ich tauche jetzt in meinen Roman ein und gehe die nächste Korrekturrunde an.
Deine Betti