Was danach geschah

Wir schreiben inzwischen Sommer 2017

60 kg weniger Gewicht war eine echte Herausforderung. Mit dem Blick zurück und der heutigen Perspektive des kompletten Weges, kann ich das nochmal unterschreiben. Die Abnehmerei ist ein steiniger Weg und so angenehm und lecker Low Carb auch ist, manchmal hatte ich einfach keine Lust mehr. Da steht mal das Gewicht über Wochen und bringt einen um den Verstand. Dann wiegt man auf einmal ein Kilo mehr und könnte die Waage entnervt aus dem Fenster werfen. Es braucht Geduld, viel Geduld. So eine große Gewichtsabnahme ist ein Marathon und kein Sprint. Was ist mir das häufig bescheiden schwergefallen.

Das neue Gewicht halten. Jetzt wird es richtig schwer.

Angekommen am Ziel, gingen die Ängste los, die neue Figur nicht halten zu können. Nachdem ich früher immer direkt wieder dick wurde, war tief in mir die Angst wieder zu versagen. Ich kann super abnehmen und auch total toll zunehmen. Nur dazwischen war ich bisher immer richtig schlecht.

Aber diesmal gibt es im Gegensatz zu früher einen Unterschied. Denn bin ich früher wieder umgeschwenkt auf die althergebrachte Ernährung, bin ich diesmal meiner geliebten Low-Carb-Ernährung weiterhin treu geblieben. Auch der Sport blieb weiterhin Bestandteil in meinem Leben. Leider nicht immer so konsequent, wie ich es eigentlich bräuchte, aber doch ohne längere Komplettausfälle und größere Kollateralschäden.

Leicht gefallen ist mir der Erhalt der Gewichtsreduktion trotzdem nicht immer. Eine große Hilfe war und ist die gemüsereiche Happy-Carb-Ernährung. Ich kann mich wei-terhin lecker sattessen und dank des Eiweißanteils und des Fettes in den Mahlzeiten bin ich verhältnismäßig lange satt und es kommen keine Heißhungeranfälle zwischendurch. Dazu habe ich mich daran gewöhnt, an mehreren Tagen in der Woche vor 13 Uhr nichts zu essen. Intermittierendes Fasten wurde so ein fester Bestandteil meiner Ernährung. Da mir das überhaupt nicht schwerfällt, ist dieser Weg ein für mich probates Mittel um an den IF-Tagen einige Kalorien einzusparen, ohne dass ich auf etwas achten muss. Dazu bietet ja das Intermittierende Fasten weitere Vorteile, von denen ich gerne profitiere.

Wenn die Leckereien nicht wären.

Gelegentlich muss ich aufpassen, dass ich es mit den Low-Carb-Naschereien nicht übertreibe, für die ich in der Herstellung ja ein leckeres Händchen habe. Ich gebe daher wieder mal zu Protokoll: Auch Low-Carb-Kuchen macht den Hintern dick, wenn er zu häufig gegessen wird. Es ist also wirklich nicht übertrieben, wenn ich regelmäßig Mahlzeiten ausfallen lasse. Ich hole das Defizit locker mit der einen oder anderen Leckerei auf.

Was wurde aus der halbierten Betti?

Bettina Meiselbach - Vorher - Nachher - Abnehmen mit Low Carb

Betti vorher – nachher

 

Hatte ich irgendwann mal die fixe Idee geäußert mich halbieren zu wollen, bin ich von dem Vorhaben abgerückt. Zu viel Aufwand, zu viel Druck und mehr Gequäle, als ich bereit war zu ertragen. Ich wollte eine gesunde Figur, aber nie dünn sein, um einem Schlankheitsideal zu entsprechen. Wohlfühlen und wieder am Leben teilhaben können, wurde das Motto, statt der halbierten Betti. Lebensqualität statt Kleidungsgrößenstress. Und so pendelte ich mich in einem Bereich von 72-78 Kilos ein. Zu Stoßzeiten um Weihnachten rum schlägt die Waage auch mal nach oben aus. So ist halt das Leben um Weihnachten rum. Das gehört dazu.

Low Carb hilft sehr, ist aber keine Wunderwaffe.

Leider ist es für mich weiterhin so, dass ich auch mit Low Carb, wenn ich zu viele Kalorien esse, an Gewicht zulege. Ich bin wie ein Schwamm, der sich sofort vollsaugt und das zeigt sich schneller auf der Waage, als ich Piep sagen kann. Ehrlich gesagt hätte ich wohl ohne meine Happy-Carb-Ernährung keine realistische Chance dauerhaft schlank zu bleiben. Ich esse einfach zu gerne zu üppig und das geht nur in der Happy-Carb-Gemüsekombination ohne fett zu machen. Zum Glück schmeckt mir mein eigenes Essen immer noch sehr gut und inzwischen wurden aus dieser Leidenschaft sogar richtige Kochbücher, die im Buchhandel erhältlich sind.

So kam dann alles anders, als früher gedacht.

Zurück in meinen Büroalltag als Personalerin bin ich nicht mehr gegangen. Ich habe mein Herz in die Hände genommen und habe mich als Bloggerin und Autorin selbstständig gemacht. Mit der Vorgeschichte und einem sehr angekratzten Selbstvertrauen kein einfaches Unterfangen. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ganz praktisch gesehen, wartet mit Ende 40 und einem fetten Burnout im Rucksack keine tolle Auswahl an Arbeitgebern auf mich. Manchmal fühlt es sich an, als hätte ich mich selbst aussortiert. Ich wundere mich über den eigenen Mut und die Energie, die ich freigesetzt habe. Und in vielen Dingen bin ich heute wirklich entspannter und habe ein Urvertrauen, dass schon alles gut wird. Wenn auch nicht in allen Dingen, denn so verrückt wurde es dann doch nicht. Aus dem einen oder anderen Korsett komme ich auch heute nur schwer raus.

Einmal sensible Perfektionistin, lässt sich nur schwer rückgängig machen.

Ich hatte mich auf den Low-Carb-Weg zum Glück gemacht und da bin ich nun. Schlanker als früher, beweglicher als früher, aber auch glücklicher als früher?

Gleich vorweg. In eine kleine Kleidergröße zu passen, macht nicht happy. Weder die schlankeren Schenkel noch der kleinere Hintern machen wirklich froh. Das Glück wurde also kein Selbstläufer, was mit den schwindenden Kilos automatisch ins Leben kam. Für mehr Freude und Glück sorgten nach und nach, dass einfach mehr Leben in mein Leben passte. Mehr Aktivität, mehr Austausch, mehr Spaß. Immer ganz vorsichtig, denn nach vielen negativen Erfahrungen war ich den Mitmenschen gegenüber misstrauisch. Wer jahrelang ignoriert oder mit dummen Sprüchen überzogen wurde, öffnet sich nur langsam.

Aber ich werde mutiger und das Leben bietet mir wieder Freuden an, die ich anneh-men kann und auch will.

Wenn du jetzt denkst, dass ich am Ziel bin und alles geschafft habe, dann ist dem nicht ganz so. Klar, ich habe einen guten Stand. Mit dem Gewicht bin ich zufrieden, in meiner Happy-Carb-Ernährung komplett angekommen und alles fühlt sich richtig an. Meine Diabetes-Erkrankung ist erst mal in die Schranken gewiesen und ich muss weder Blutzucker messen noch Medikamente nehmen. Inzwischen folgen mir auf meinem Blog eine ganze Reihe von Menschen und ich bekomme viele positive Rückmeldungen auf meine Bücher.

Trotzdem gibt es da immer noch das Problem, dass ich und das Essen nicht immer eine problemfreie Beziehung haben. Essen war für mich immer ein Problemlöser, eine Streicheleinheit wenn ich alleine war oder ein Stressabbauer, wenn ich Druck hatte. All diesen Faktoren kann ich auch in meinem neuen Leben nicht ausweichen. Das ist auch OK, denn das Leben ist so. Wir müssen alle damit umgehen, wenn der Druck mal hoch ist, wenn uns jemand nicht leiden kann und wenn wir das Gefühl haben, die ganze Welt hat sich gegen uns verschworen. Manchmal denkt man auch einfach von sich selbst, dass man nichts auf die Reihe bekommt, weil man vielleicht eine riesengroße Pfeife ist.

Ich kenne diese Gefühle alle zur Genüge und mein Innerstes hat immer noch abge-speichert, dass es in diesen Situationen perfekt hilft, sich den Bauch fies vollzuschlagen. Ich rede da von vollschlagen jenseits jeder sinnvoller Ernährung, die auf körperlichen regulären Hungergefühlen beruht.

Hunger im Kopf ist so viel stärker, als jede rationale Handlungsmöglichkeit.

Wer jemals einen emotional verursachten Essanfall hatte, wird verstehen, was ich meine. Total doof, und hinterher fühlt man sich richtig mies. Dieses Risiko beim Essen in seelischen »Notsituationen« zu entgleiten, schwingt als Damoklesschwert stets unsichtbar über mir und je nach Tagesform ergreifen die alten Geister von mir Besitz. Zum Glück nicht in einem Umfang, wie das früher der Fall war, aber manchmal macht es mir einfach Angst, die Kontrolle zu verlieren. Den aufgestauten Druck und Stress nicht mit Essen zu kompensieren und zu lernen, dass mir heute andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen, gelingt nicht immer und ist ein langwieriger Lernprozess.

Der Kopf will dummerweise immer den kürzesten Weg und der führt seiner Meinung nach an Kühlschrank.

Betti in Gamla Stan

Betti in Gamla Stan

 

Also, ich bin noch unterwegs, aber auf einem sehr guten Weg und das stimmt mich positiv. Ich sage immer gerne »Wer nicht losgeht, kommt nie an«. Und es ist egal, wenn der Weg etwas weiter ist oder auch ein Umweg gelaufen wird.

Ich bin unterwegs und kehre nicht mehr um.

Das ist alles, was zählt.

Übersicht:

  1. Über mich – Happy Carb – Mein Low Carb Weg zum Glück
  2. Rückblick, oder wie ich dick wurde …
  3. Frühjahr / Sommer 2013 – Die Weichen werden gestellt
  4. Oktober / November 2013 – Die Reha
  5. Dezember 2013 – Christmas Shopping New York und Weihnachten
  6. Januar bis Juli 2014 – Zeit der Veränderung
  7. Diabetes Typ 2 – Mein Weg ohne Medikamente
  8. Was danach geschah