Dezember 2013 – Christmas Shopping New York und Weihnachten

Zurück aus der Reha fühlte ich mich erst einmal, als wäre ich aus einem Nest gestoßen worden. Nicht mehr im strukturierten und behüteten Umfeld der Klinik zu sein verursachte mir Unbehagen und ich musste mich erst einmal neu sortieren.

Da ich noch weitere 2 Wochen krankgeschrieben war, hatte ich die Zeit auch daheim mein Sportprogramm in die Praxis umzusetzen und mir Gedanken über meine weitere Gewichtsabnahme zu machen.

Da ich schon immer das Motto verfolgt habe, Wissen ist Macht, habe ich mich erst einmal mir diversem Buchmaterial zum Thema Low Carb versorgt. Darunter auch mehrere Logi Kochbücher, die ich eifrig und mit viel Wohlwollen studiert habe.

Essen war und ist ein nicht unerheblicher Teil meines Lebens und das sollte auch so bleiben. Von daher war mir klar, eine Ernährungsumstellung kann nur Erfolg haben, wenn es mir schmeckt. Und das was ich da in den Kochbüchern sah, hat mir gefallen und nach den ersten Kochversuchen, hat es auch noch prima geschmeckt.

Jetzt ist Dezember sicherlich nicht der optimale Monat um ein Outdoor-Sportprogramm zu starten, aber es gab keine Ausreden. Immer wenn es das Wetter zugelassen hat, war ich draußen und bin mit meinen Stöcken eine Runde gelaufen. Wenn das Wetter schlecht war, habe ich meinen Crosstrainer strapaziert und einmal in der Woche, bin ich gemeinsam mit meinem Mann zum Schwimmen gefahren. Insgesamt kein Superpensum, aber ausreichend um in Schwung zu bleiben und den Stoffwechsel auf Trab zu halten.

Den Besuch eine Fitness-Studios hatte ich auch in Erwägung gezogen, war ich doch früher schon einmal Mitglied, wenn auch lange eher passiv. Jedoch habe ich keine Lust mich in mein Auto zu setzen, in ein Studio zu fahren, mich dort umzuziehen, Sport zu machen und dann die ganze Nummer wieder rückwärts. Das ist nicht mein Ding. Ich will schnell Schuhe anziehen, Stöcke in die Hand, Haustüre auf und raus in die Natur. Und genau so mache ich jetzt auch noch, wann immer es geht.

Alles lief und selbst die Vorweihnachtszeit konnte mir mit den Leckereien nichts anhaben. Ich war motiviert bis in die Haarspitzen und keine noch so kalten Temperaturen konnten mich vom Training abhalten. Mit dicken Klamotten und Handschuhen stapfte ich tapfer, fast täglich in Begleitung meines Vaters, hier an einem Bachlauf entlang und freute mich über jeden Meter und jedes verlorene Pfund.

Empire State Building bei Nacht

Empire State Building bei Nacht

Eine Sache stand für meinen Mann und mich aber noch in der Vorweihnachtszeit an. Schon lange hatten wir den Wunsch in der Vorweihnachtszeit zum Christmas Shopping nach New York zu fliegen und wir hatten bereits im Februar eine Reise nach New York gebucht. In mir machte sich Panik breit, denn die Reise sollte nun eine Woche vor Weihnachten starten und ich hatte das Gefühl, dass Urlaub, USA, Abnehmen und Diabetes überhaupt nicht zusammengeht. Im Mutterland des Fastfood und der Softdrinks sah ich mein komplettes Abnehmvorhaben als gefährdet an und habe im Geiste die Reise schon storniert. Aber am Ende habe ich mir dann gesagt, dass Leben geht weiter und ich kann nicht, nur weil ich abnehmen will, auf schöne Erlebnisse verzichten. Dafür dauert mein Abnehmen auch viel zu lange, als dass ich mich in Watte packen kann. Mein gedanklicher Kompromiss war dann, einfach auf Beilagen verzichten und viel Salat mit Steaks essen. Das kann ja in den USA nicht so schwer sein dachte ich mir. Nach einer kurzen wetterbedingten Verzögerung starteten wir in unser Abenteuer und saßen im Flieger.

Fliegen mit Übergewicht macht keinen Spaß. Es ist viel zu eng und offensichtlich will niemand neben einer sehr dicken Frau sitzen, die verkrampft 8-9 Stunden schwitzend mit fest an den Körper gepressten Armen hockt und nur hofft, dass der Flug bald vorbei ist. Beim  Einchecken sah ich immer die angstvollen Blicke der Mitreisenden und konnte in den Augen den Gedanken lesen: Bitte lass die Dicke nicht neben mir sitzen. Panisch probierte ich immer sofort, wenn ich im Flieger auf meinem Platz saß, ob der Sitzgurt reicht oder ich peinlicherweise um eine Verlängerung bitten muss. Der Gurt reichte und ich atmete erst einmal auf und versuchte mich locker zu machen. Das gelang mir dann auch nur so lange, bis etwas zu Essen serviert wurde und ich versucht habe den Tisch runter zu klappen. Das war natürlich angesichts meines Bauchumfangs nicht richtig möglich. Wie peinlich. Also hielt ich das Tablett so halb in den Händen und versuchte ein Gesicht zu machen, als ob meine merkwürdige Haltung gewollt wäre. Fliegen mit Übergewicht macht echt keinen Spaß. Nur falls ich das noch nicht gesagt habe.

Die Anreise nach New York war mit immer noch fast 115kg superanstrengend und ich war schlagkaputt, als wir in Manhattan ankamen und unser Zimmer im Hotel 373 auf der 5th Avenue bezogen.

Ich liebe New York! Die für mich aufregendste und tollste Stadt der Welt, wo ich mich trotz des Chaos und des turbulenten Lebens merkwürdig entspannt fühle. Es gibt mehrere Orte auf der Welt, die sich für mich wie heimkommen anfühlen, New York ist einer davon. New York ist einfach berauschend und der lebendigste und verrückteste Ort, den ich mir vorstellen kann.

Die kommenden Tage waren dann auch sehr ereignisreich und wir latschten uns die Füße rund. Kreuz und Quer durch Manhattan, die Kilometer rasselten gerade so runter und zumindest wegen des Bewegungsprogramms musste ich mir keine Gedanken machen. Mir wurde schnell klar, weshalb in New York alle gertenschlank waren, denn bei den Wegen die dort zurückzulegt werden, konnte man schwerlich Fett ansetzen.

Betti vor dem Nat. Christmas Tree im Dezember 2013

Betti vor dem Nat. Christmas Tree im Dezember 2013

Wir nutzen unsere Woche gut und bewunderten die prunkvoll geschmückten Schaufenster in der 5th Avenue. Wie lauschten ergriffen den Ausführungen von Angehörigen des 11 Septembers am Ground Zero, schipperten an der Freiheitsstatue vorbei und gaben uns dem vorweihnachtlichen Shoppingwahnsinn im Lichterschein des berühmten Christmas-Trees am Rockefeller Center hin.

Etwas schwieriger gestaltete sich mein Essen in New York. Da für mich Bagel und Pancakes nicht in Frage kamen, lies ich mir morgens meist ein Rührei mit verschiedenem Gemüse zubereiten und aß eine Orange dazu. Tagsüber machten wir meist nur irgendwo kurz halt und ich knabberte an einem Salat mit merkwürdigen Dressings, deren Inhalt ich zum Glück nicht genauer erfragte. Am Abend gönnten wir uns meist ein nettes Dinner und ich versuchte dort Salat mit Hähnchen oder Steak zu bestellen. An einem Abend sündigte ich in Form von Burger mit Pommes und frittierten Zwiebelringen mit süßer Barbecuesoße. Diese Sünde bezahlte ich dann direkt mit, noch nach 2 Stunden, heftig erhöhten Blutzuckerwerten und war stimmungsmäßig wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.

Betti im Serendipity 3 in New York im Dezember 2013

Betti im Serendipity 3 in New York im Dezember 2013

Der eigentliche Grund unserer der Reise war aber ein monströser Schokoladen-Eisbecher, auf den ich mich jetzt jedoch nicht mehr mit einem guten Gewissen freuen konnte. Ich mag romantische Liebesfilme und besonders Filme, die in New York spielen. In dem Film „Weil es dich gibt“ haben die beiden Hauptprotagonisten ein romantisches Treffen im Restaurant Serendipitiy3 und essen dort einen Frozen Hot Chocolate Eisbecher, der riesengroß und dekadent sahnig aussieht. Seit ich den Film das erste Mal gesehen habe wusste ich, dass ich unbedingt diesen Eisbecher essen will. Unsere Reiseplanung beinhaltete daher als fixen Bestandteils des New York Programms den Besuch des Serendipity3 mit inkludiertem Monstereisbecher. Und jetzt das. Abnehmen, Diabetes und ein gigantischer Eisbecher, das ist doch nicht auf einen Nenner zu bringen dachte ich und war entsprechend unglücklich.

Am Ende, nachdem wir stundenlang am Restaurant dafür angestanden hatten, habe ich den Frozen Hot Chocolate Eisbecher gegessen, jedoch nur zur Hälfte. Die andere Hälfte habe ich meinem Mann überlassen, der sich netterweise geopfert hat. Danke mein Schatz! Und irgendwie war diese so hoch eingeschätzte Leckerei dann doch nicht so lecker, wie ich erwartet hatte. Das vermeintliche kulinarische Highlight war eigentlich nur eine nett drapierte gewöhnliche Eisschokolade mit extrem viel Sahne. Nicht mehr und nicht weniger. Aber Hauptsache es gibt ein Beweisfoto von mir und dem Frozen Hot Chocolate im Serendipity3.

Zurück aus New York war schon der 24.12. und wir haben den Heiligen Abend mehr oder weniger mit Jetlag mit Bett verbracht. Egal, schön wars.

Die ängstliche Kontrolle auf der Waage hat dann ergeben, dass ich wegen der großen Laufleistung doch tatsächlich selbst in New York noch ordentlich abgenommen habe. Konsequentes reduziertes Essen bis zum Jahresende führte am Ende dazu, dass ich bis Ende 2013 insgesamt 20kg abgenommen und mit „nur“ noch 110kg in das neue Jahr hinein gefeiert habe.

Zum Jahreswechsel spürte ich dann deutlich, dass mich bald die nächste Baustelle meines Lebens einholen würde. Ab Januar 2014 musste ich wieder an meinem Arbeitsplatz erscheinen und tief drin fühlte ich, dass auch hier früher oder später eine Entscheidung anstand, die schmerzlich und existenziell sein würde.

Aber erst im nächsten Jahr …

 

Weiter zu „Januar bis Juli 2014 – Zeit der Veränderung„

Übersicht:

  1. Über mich – Happy Carb – Mein Low Carb Weg zum Glück
  2. Rückblick, oder wie ich dick wurde …
  3. Frühjahr / Sommer 2013 – Die Weichen werden gestellt
  4. Oktober / November 2013 – Die Reha
  5. Dezember 2013 – Christmas Shopping New York und Weihnachten
  6. Januar bis Juli 2014 – Zeit der Veränderung
  7. Diabetes Typ 2 – Mein Weg ohne Medikamente
  8. Was danach geschah