Frohe Ostern in Zeiten von Corona

Frohe Ostern in Zeiten von Corona

Wenn auf einmal alles unerwartet anders ist…

Was zur Hölle ist eigentlich zwischen Weihnachten und Ostern passiert? Hab ich dir nicht ein schönes Jahr gewünscht? Habe ich etwa meinen Teller irgendwann nicht leergegessen, oder warum ist das Jahr jetzt so derbe in die Hose gegangen? Manchmal sitze ich hier, sehe die Nachrichten im Fernsehen und warte darauf, dass endlich der verdammte Wecker klingelt und mich aus dem schrägen und surrealen Traum rausreißt. Dann registriere ich, dass ich leider hellwach bin und unser Leben gerade mal von einem Virus gesteuert komplett auf den Kopf gedreht wurde.

Aber gut, es ist jetzt, wie es ist und wir müssen da eben alle gemeinsam durch. Das finde ich übrigens tröstlich, denn nicht ich alleine habe die Dödelkarte gezogen, sondern wir sitzen zusammen im Boot und dürfen über unser persönliches Verhalten sogar mitsteuern, ob wir Schlagseite bekommen, oder nicht. Und unsere Kontaktbeschränkungen wirken ja bereits, was positiv und ermutigend ist. Zwar langsam, aber wir machen hier dank unserer Bemühungen nicht die Titanic und saufen ab. Allen Schwarzmalern zum Trotze, denen bei gruseligen Untergangsszenarien scheinbar ordentlich einer abgeht! Und ich finde, es ist allerhöchste Zeit, etwas vorsichtigen Optimismus der geschundenen Seele zukommen zu lassen.

Wie konnte das bloß passieren?

Als am Anfang des Jahres die Information über die Medien kam, dass da in China ein neuer Virus unterwegs ist, habe ich das erst einmal nicht groß zur Kenntnis gekommen. Vogelgrippe, Schweinegrippe, kennen wir ja bereits und dann «schon wieder» aus China. Wie schaffen die das eigentlich, alle paar Jahre ein anderes gruseliges Virus aus dem Hut zu zaubern? Es mag sein, dass wir hier in Deutschland in manchen Dingen überreguliert sind und unsere Hygienevorschriften – wenn sie denn eingehalten werden – sehr streng sind, aber ich fühle mich mit einer Hackfleischverordnung am Ende doch sicherer als ohne.

Sei es drum, denn alleine die Information, dass da in China etwas unterwegs ist, hat mich nicht direkt beunruhigt. Dann schlug die Globalisierung zu und die ersten Fälle durch Geschäftsreisende traten auf. Aber da war alles noch zu steuern und sicher einzugrenzen. Die Betroffenen blieben mit dem Hintern 2 Wochen daheim und dann war die Sache ja meist ausgestanden. Nur ist die Welt heute ein Dorf und so ein unsichtbares Virus lässt sich nicht so einfach unter Verschluss halten, wie gedacht. Es kam die Faschingszeit, das Aprés Ski in Österreich und Urlauber aus Italien, und ehe wir uns versehen haben, war Deutschland mittendrin im Geschehen. Klar, hätte man Fasching absagen können/müssen und hätte früher vor Reisen in die Skigebiete warnen sollen. Hinterher ist der dümmste Bauer schlauer und kann den ambitionierten Virologen geben. Hätte, hätte Fahrradkette, hilft nur niemandem weiter. Gelernt wurde sicher aus der Entwicklung für die Zukunft, davon gehe ich fest aus. Und nein, ich halte Bauern nicht für dumm, ganz im Gegenteil, aber es reimte sich hier gerade so wunderbar.

Dann zeigte das Virus sein hässliches Gesicht.

Rumms, ging es richtig los. Denn die Zahlen in den südlichen Ländern stiegen und die dort weniger gut ausgebauten Gesundheitssysteme waren schnell am Limit. Menschen starben und so langsam wurde mir der Ernst der Lage klar. Wir reisen gerne nach Italien und lieben das Land sehr. Zu sehen, was dort geschah und zu wissen, wie nah das Unheil auf einmal ist, welche Ausmaße auf uns zukommen könnten, war irritierend und es grummelte warnend in meinem Bauch.

Hier war alles noch relativ ruhig, aber das änderte sich und die Politik hat zum Glück schnell und in meinen Augen richtig reagiert. Klar sehen das viele der Stammtischpatrioten anders, aber der doch sonst etwas träge Politikapparat kam gehörig in Schwung und hat zügig die notwendigen Maßnahmen eingeleitet und umgesetzt. Es waren ja auch keine leichten Entscheidungen, die getroffen werden mussten. Also Chapeau für Aktivität!

Übrigens eine Erkenntnis, über die ich bis heute immer noch staune. Die Regierung kann tatsächlich eine ungeahnte Energie freisetzen und dabei sogar lösungsorientiert, ohne großen Zoff und Zirkus zusammenarbeiten. War das Politikgeschehen im vergangenen Jahr noch von der Reise nach Jerusalem der SPD gekennzeichnet, wo nach und nach ein Stuhl weggezogen wurde, bis dann die beiden neuen Vorsitzenden übrig blieben, deren Namen sich bei mir bis heute irgendwie nicht einprägen wollen, so hatte sich in diesem Jahr bereits in der CDU ein Männerquartett aufgereiht, um in epischen Schlachten die Chefsache nach Mutti unter sich aufzuteilen.

Ich dachte schon etwas genervt, dass es ein weiteres Jahr im Regierungsdornröschenschlaf wird, mit einschläfernden Streitereien um Köpfe und Pöstchen. Und siehe da, es geht doch, auch jenseits der Diätenerhöhung ist zügige Regierungsarbeit möglich, und zwar ganz ohne Tingeltangel und Parteienproporz. Es muss scheinbar nur der richtige Impuls kommen, um aktiv zu werden, und schon geraten die Regierungsgeschäfte in Bewegung. War ich früher zutiefst überzeugt, dass die intrinsische Motivation Menschen zu Höchstleistungen bewegt, kommt nun ein extrinsischer Paukenschlag, und der Laden schnurrt wieder wie geschmiert. Aber Leute, musste es unbedingt ein gefährliches Virus sein? Hätte nicht auch eine Nummer kleiner gereicht? Gerne hätte ich mir das komplette Kabinett übers Knie gelegt und locker versohlt, wenn ich gewusst hätte, dass das der Sache dient und Gesetze dabei rauspurzeln.

Du merkst schon, wie immer ist – auch wenn die Sache sehr ernst ist – alles hier mit etwas Humor und einem Augenzwinkern zu bewerten.

Ich sag dir. Auf einmal sind mir Minister/innen aufgefallen, von deren Existenz ich bisher tatsächlich keine Ahnung hatte. Eine Forschungsministerin? Wirklich? Nun dann mal los Mädchen, denn genau jetzt gibt es viel zu forschen, was uns hoffentlich sehr bald weiterhilft und wichtige Fragen beantwortet, wie es mit unserem Leben weitergeht. Keine Zeit mehr sich zu verstecken und eine gute Gelegenheit, jenseits der Vetternwirtschaft Aufmerksamkeit zu erlangen.

Bitte jetzt nicht falsch verstehen, denn ich finde es richtig gut, wie die Politik momentan agiert und handelt, frage mich aber nur, wo all dieser Arbeitseifer die letzten Jahre versteckt war. Hoffentlich bleibt nach Corona davon etwas übrig, damit wir dann mit dem vorhandenen Schwung weiterarbeiten können. Durch das Virus werden ja auch deutliche Defizite sichtbar. Wie gut wäre es, wenn wir eine digitale Patientenakte schon hätten, die Internetverbindungen so wären, dass die Bürger auch wirklich – wo möglich – von daheim aus arbeiten können. Da will ich mit den fehlenden Schutzmasken, unserer Achillesferse in der Corona-Krise, jetzt nicht auch noch anfangen. Manches war trotz umfangreicher Pandemiepläne leider suboptimal vorbereitet und wir wissen heute, dass alles nur im Ausland zu kaufen, keine gute Entscheidung ist. Ob Schutzausrüstung oder Medikamente, inzwischen sind wir da, hoffe ich zumindest, schlauer. Nur können wir die Zeit nicht zurückdrehen, aber für die Zukunft lernen. Man hofft halt immer, es passiert nichts, und dann kommt das Unerwartete doch um die Ecke geschlichen und du hast einen Bus voller Leute am Tisch sitzen und nix zu essen daheim. Aber jetzt eben erst mal Bazooka und dann geht es weiter, nur eben bitte nicht zurück in den Schlummermodus und Kandidatenringelpiez.

Was Corona mit mir macht.

Als es so richtig losging, war ich selbst erst mal wie paralysiert. Der permanente Informationsüberschuss in den Medien hat mich total überfrachtet und die vielen Zahlen von kranken Menschen und verstorbenen Patienten hat mir ehrlich zu schaffen gemacht. Ich war unter richtigem Corona-Stress, anders kann ich das nicht ausdrücken. Arbeiten war von der Konzentration her schwierig und die Lust auf die Erledigung der täglichen kleinen Pflichten, fiel mir echt schwer. Als hochsensibler Mensch ist man, denke ich, momentan teilweise sehr überfordert, aber gleichzeitig ist man auch im Vorteil, denn Rückzug kommt einem nicht fremd vor, weil das Bedürfnis nach «Kontaktsperre» immer wieder ganz natürlich kommt und man sich sowieso gerne zurückzieht, um Energie aufzutanken. Gleichzeitig bin ich jedoch nicht gerne fremdgesteuert und so war ich mehrere Tage mit mir, der Situation und wie ich das für mich klar bekomme, beschäftigt. In der Zeit kam dann auch der große Hunger zur Nervenberuhigung und ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich letztmalig so viele Nüsse gefuttert habe. Vermutlich werden nach der ganzen Homestayzeit einige Leute zu kleine Hosen im Schrank haben. Die Jogginghose kann ein paar Kilo mehr ja gut ab, aber die Jeans bringt es dann schonungslos an den Tag.

Dazu hatte ich zeitlich passend zur Kontaktsperre auf einmal große Probleme mit einem Zahn. Fiese Zahnschmerzen und Corona zur gleichen Zeit sind echt unangenehm und gehen an die nervliche Substanz. Natürlich wollte ich auch nur ungern zum Zahnarzt, denn Social-Distancing sieht anders aus. Aber es half nix, ich musste mehrfach hin und die Sache mit der entzündeten Zahnwurzel ist auch noch nicht komplett ausgestanden. Mein Dank geht an alle Zahnarztpraxen, die auch in diesen Zeiten für die Patienten in Not da sind.

Wenn die Lichter ausgehen, ist die Party vorbei.

Wir erleben momentan die weitreichendsten Eingriffe in unser Leben seit dem zweiten Weltkrieg. Für die meisten von uns ein Novum, dass wir in dieser Form in unserer Freiheit beschnitten werden. Kontaktverbote mit unseren Verwandten und Freunden, Geschäftsschließungen, keine Feste, Versammlungen, Fußball, Reisen und Co. Unser übliches Leben ist zum Erliegen gekommen, mit vielen unerwünschten Nebenwirkungen. Über allem schwebt das große Ziel, die Zahl der Neuinfektionen so zu drosseln, dass alle Patienten in unseren Krankenhäusern die bestmögliche Behandlung bekommen können. Die Kurve flach halten, auch wenn du das vielleicht nicht mehr hören kannst. Meiner Meinung nach ist der aktuelle Weg alternativlos, denn ein «durchlaufen lassen» des Virus um schnell eine Herdenimmunität (60–70% Infizierte) zu erzielen, hätte fatale Folgen gehabt, mit vielen toten Menschen.

Die Mär von der einfachen Grippe.

Und nein, Corona ist nicht einfach nur eine alljährliche Grippe, auch wenn unsere selbsternannten Pandemiebeauftragten auf Facebook das gerne behaupten. Die klassische Grippe kommt saisonal, läuft zeitlich begrenzt, punktuell durchs Land und verschwindet dann wieder. Eine Vielzahl von Menschen ist schon mit ähnlichen Erregern in der Vergangenheit zusammengetroffen und haben dadurch eine gewisse Immunität und andere, insbesondere die Risikogruppen, lassen sich regelmäßig jährlich impfen. Wenn ich zu meinem Diabetes-Quartalscheck im Herbst in der Praxis bin, denkt mein Arzt immer daran und fragt mich, ob wir die Impfung machen sollen. Covid-19 ist da eben eine ganz andere Nummer. Ein Frischling in der Viruswelt und unserem Immunsystem noch gänzlich unbekannt, ziemlich infektiös und für etwa 15% der Infizierten mit schwereren Symptomen verbunden. Ein Teil der Patienten müssen sogar ins Krankenhaus aufgenommen werden und dort gegebenenfalls beatmet und intensivmedizinisch betreut werden. Es gibt da nichts zu relativieren und zu verhandeln, denn auch wenn 85% nur leichte oder sogar keine Beschwerden entwickeln, ist das eben noch lange kein Argument dafür, dass die Sache locker genommen werden kann. Niemand kann wissen, ob er zu den 85% gehört und die 15% sind in der Masse so viele Menschen, dass jedes Gesundheitssystem kapituliert, wenn die in kurzer Zeit geballt in den Krankenhäusern aufschlagen. «Flatten the curve», war ja von Anfang an das Mantra, genau aus diesem Grund. Und frag mal den zuerst etwas großmäuligen Struwwelpeter Boris Johnson, der sicher heute auch kleinere Brötchen backt, nachdem ihn das Virus kräftig umgenietet hat.

Unsere Solidarität gilt heute besonders den älteren Bürgern und Menschen mit Vorerkrankungen, die besonders gefährdet sind und geschützt werden müssen. Wenn du jetzt denkst, dann sollten wir die einfach alle wegschließen und in der heimatlichen Wohnung einbunkern, dann sei dir gesagt, dass wir da von keinem kleinen Teil der Bevölkerung sprechen. Ältere Menschen, Menschen mit Diabetes, Bluthochdruck, Krebs, Übergewicht, Lungenerkrankungen, Autoimmunerkrankungen und und und. Ruckzuck fallen da ganz schön viele in die «kleine Risikogruppe» und ich selbst gehöre auch dazu. Es wird in meinen Augen, auch um den gesellschaftlichen Frieden im Land zu wahren, nur einen gemeinsamen Weg für alle geben, wenn wahrscheinlich auch mit besonderen Empfehlungen für gefährdetere Menschen. Wenn dann halt raus nur noch mit wirksamer Schutzmaske – wenn es sie denn irgendwann für alle gibt – geht, dann soll es so sein und ich unterstützte das voll. Jedoch eine Art Quarantäneschutzhaft für Risikogruppen, was manchen jungen Bürgern so vorschwebt, über einen langen Zeitraum, bis ein Impfstoff vorhanden ist, ist inakzeptabel und in meinen Augen nicht durchsetzbar.

Lassen wir uns überraschen, was kommt. Das hier ist ja nur meine persönliche unwichtige Meinung.

In einer hoffentlich nicht allzufernen Zukunft ist Corona wahrscheinlich harmloser als die jährliche Grippe, weil bei Corona die Impfmotivation höher sein wird, als bei der saisonalen Grippe. Stand heute ist das noch anders und daher hinkt der allgegenwärtige Vergleich zwischen Influenza und Corona.

Good News: Es gibt ein Leben nach Corona.

Ja, es wird ein Leben nach Corona geben, davon bin ich fest überzeugt. Wir werden als Menschen viel gelernt haben. Vielleicht verschieben sich einige Prioritäten, Produktionsstätten von Schutzmaterial und auch die Wertschätzung gegenüber dem Pflegepersonal, Müllwerkern und Supermarktmitarbeitern wird steigen, aber eine grundlegende Veränderung unserer Gesellschaft erwarte ich nicht. Verfolgt man die Aktienmärkte der letzten Tage, so dringt nach dem heftigen Absturz die Gier schon wieder durch und die Witterung nach dem großen Deal hat längst begonnen, da sind die Toten noch lange nicht begraben.

Dachte ich am Anfang noch, dass die gemeinsame existenzielle Erfahrung und die tolle Solidarität reifen lassen, so bin ich doch auch über den immer häufiger sichtbaren Egoismus erschreckt. Es ist wie immer, dass in Extremsituationen sich der jeweilige Charakter von Menschen verstärkt, aber niemand, oder nur wenige werden geläutert umgepolt. So wird aus Donald Trump eben auch keine Mutter Theresa im Geiste. Die Hilfsbereiten sind noch fürsorglicher und bemühen sich niemanden zu vergessen und die, die auch sonst immer nur ihr eigenes Ding im Fokus haben, sind noch arschiger als sonst und kaufen auch noch die letzte Packung Klopapier, selbst wenn der Keller schon voll sitzt. Im Internet ist das ja auch deutlich sichtbar und äußert sich in skurrilem Verschwörungsgeschwurbel und übertriebener Meckeritits, die leider nur halb so lebensbedrohlich sind wie das Corona-Virus. Wie gut, dass wir diese gruseligen Menschen ignorieren können und das Dumpfbackengejodel nicht ertragen müssen. Würde es kein Internet geben, so hätte ich keine Ahnung von deren Existenz und das wäre definitiv kein Schaden. Beruhigend ist, dass die netten und guten Menschen deutlich in der Überzahl sind und die machen sich gerade besonders bemerkbar, was Balsam für meine Seele ist.

Viel hilft viel, wird man noch sehen müssen.

Klar, kann man sich darüber unterhalten, ob all die Hilfen momentan wirklich in der Form angebracht sind. Wenn Unternehmen nach nur einer Woche Schließung mit dem Rücken an der Wand stehen und zahlungsunfähig sind, dann war der Laden meines Erachtens vorher schon platt und da gehört nun wirklich kein gutes Steuergeld hinterhergeworfen. Irgendwann ist die Bazooka halt auch leergefeuert. Das Geld, was in solche Läden fließt, fehlt hinterher nämlich vielleicht bei den Unternehmen, die in den ersten Wochen erst mal versuchen, so zu überleben und engagiert blitzartig ihre Geschäftstätigkeit erweitern um sich der Krise anpassen. Es gibt so viele tolle Beispiele und es sind gerade die Läden um die Ecke, die hart getroffen, momentan über sich hinauswachsen. Respekt, was ganz viele Unternehmen da gerade leisten und ich hoffe, dass die faulen Pflaumen, die sich nun versuchen werden auf Kosten der Gemeinschaft gesundzustoßen, hinterher noch ausgesiebt werden und die Fördergelder zurückgezahlt werden müssen.

Jede Wirtschaftskrise ist auch immer eine Phase der Bereinigung und man kann meiner Meinung nach einfach auch von Unternehmern erwarten, dass es für schwierige Phasen betriebliche Rücklagen gibt, die länger als eine Woche halten, gerade wenn man flächendeckend die Leute in Kurzarbeit schicken kann und damit von den Entgeltkosten und den darauf entfallenden Sozialversicherungsbeiträgen entbunden ist. Für die Arbeitnehmer ist die Kurzarbeit ein sehr gutes Instrument, auch wenn es letztendlich nur in Höhe des Arbeitslosengeldes gezahlt wird. Aber ehrlich, lieber weniger Geld und damit die Zeit überbrücken, als eine Kündigung mit allen daran hängenden Problemen. Da lohnt ein Blick in die USA, wo die Arbeitslosenzahlen wie eine Rakete in die Höhe geschossen sind und die soziale Absicherung und auch die Gesundheitsversorgung für die breite Masse sehr viel schlechter ist. Allen Meckerern empfehle ich einfach schnell auszuwandern oder die Klappe zu halten. Jeder wird seinen Beitrag leisten müssen, auch wenn das schmerzlich ist. Aktionäre, die auf Dividenden verzichten, Vermieter die Pachten für gewerbliche Vermietung nur teilweise einfordern und und und. Das ist gesellschaftliche Solidarität und die darf auch schon gelebt werden, wenn der Gesetzgeber noch nicht die Keule schwingt.

Der Kelch geht auch an mir nicht vorbei.

Selbst bin ich als Solo-Selbstständige natürlich auch betroffen, weshalb ich mich mit der Vergabe der Gelder ebenfalls beschäftigen musste. Der Buchhandel ist geschlossen und die Leute brauchen scheinbar eher Schokolade statt Low Carb. Kann ich auch gut verstehen, denn mein Kopf ist ja auch woanders. Somit haben sich meine Einkünfte sehr stark reduziert und ich fiebere natürlich auch den normaleren Zeiten entgegen. «Spare in der Zeit, so hast du in der Not», ist ein Sprichwort, was zu mir passt und ich kann die Corona-Zeit zum Glück mit Ersparnissen überbrücken. Alternativ könnte ich aus dem bunten Strauß an staatlichen Hilfen hier in Hessen nur auf Hartz IV zugreifen. Danke auch! Von daher freue ich mich aktuell über jedes verkaufte Buch besonders, über jeden Einkauf, der über meine Verlinkungen gemacht wird oder eben über jede direkte Spende, die mich über Paypal erreicht. Danke für deine Unterstützung in diesen schweren Zeiten.

Meine Buchplanung für den kommenden Herbst belasse ich, wie sie jetzt ist. Ich plane ja mein erstes selbst verlegtes Kürbisbuch und war wirklich kurz davor, die Veröffentlichung komplett zu stoppen. Aber wenn alle jetzt einfach bremsen, selbst bei Projekten, die noch Monate entfernt liegen, dann wird alles nur noch schlimmer und die Wirtschaft leidet noch mehr. Positiv denken und die Kürbiszeit wird kommen, egal ob Corona hier noch den Wüterich gibt, oder nicht. Und lecker daheim essen, bleibt uns ja zum Glück unbenommen, daher halte ich auch an meinen Buchveröffentlichungen wie geplant fest. Sowie meine neuen Titel alle bestellbar sind, werde ich diese hier in einer kleinen Herbstvorschau präsentieren. Es wird insgesamt 3 neue Bücher geben, du kannst dich also richtig freuen.

Was die Zeit wohl bringt?

Man muss realistisch sein, denn von echter Normalität und uneingeschränkter Freiheit sind wir wohl leider einen ganzen Impfstoff weit entfernt. Oder es kommt ein Medikament, was den Krankheitsverlauf deutlich abschwächt. Die «Durchseuchung» und damit erreichbare Herdenimmunität halte ich persönlich schon rein rechnerisch auf die Kürze der Zeit nicht umsetzbar. Sind zu viele Menschen gleichzeitig infiziert, schafft es das Gesundheitssystem nicht und sind zu wenige infiziert, dauert es sehr lang und der Impfstoff ist wohl schneller. Es wird spannend sein zu sehen, wie hoch die Dunkelziffer ist und wie viele Menschen eigentlich schon Corona hatten und bisher in keiner Statistik erschienen sind. Eine entsprechende Studie läuft in München und die dazu notwendigen Antikörpertests gibt es wohl jetzt auch. Da kommen wir aus dem halben Blindflug wieder etwas weiter raus und haben validere Anhaltspunkte, wie weit die Umverteilung in der kurzen Zeit fortgeschritten ist. Viel ist wahrscheinlich noch nicht geschafft, aber lassen wir uns überraschen. Corona ist ja eine kleine Wundertüte und wir die Zauberlehrlinge.

Momentan werden in den Krankenhäusern Ressourcen freigehalten und alles, was verschiebbar ist, findet nicht statt. Das geht in dem Umfang nicht ewig, sonst kommen an der Stelle nämlich Menschen mit anderen gesundheitlichen Problemen zu schaden. Alle anderen Krankheiten machen ja gerade keine Pause, auch wenn sich das so anfühlt. Nur eins ist sicher: Corona wird nicht verschwinden und die Infektionsrate wird gesteuert werden müssen. Welche Steuerungsinstrumente eingesetzt werden, von umfangreichen Corona-Tests, Handy-Apps, Schutzmasken und Co, wird sicher gerade im Hintergrund geprüft und bereits in Stellung gebracht. Wahrscheinlich wird es ein Mix aus vielen Werkzeugen, damit wir unser gewohntes Leben schrittweise zu einem guten Teil wieder zurückbekommen. Denn eins ist auch klar. So wie es ist, kann es auch nicht lange bleiben, sonst ist der gesamtwirtschaftliche Schaden und der wachsende Druck in der Bevölkerung zu groß. Ein heißes Eisen!

Nun brauchen wir erst einmal etwas Geduld und Vertrauen in die Menschen, die von der Virusmaterie Ahnung haben und in die Politiker, die das Wohl von uns Bürgern und das wirtschaftliche Geschehen gleichzeitig im Blick haben. Viele Faktoren sind zu berücksichtigen und abzuwägen und ich beneide momentan keinen der Entscheider, die sicher an der großen Verantwortung ebenfalls schwer zu tragen haben. Wer großkotzig denkt, er kann es besser, der soll es machen und wird sich sicher hinterher wundern. Mich nervt diese schon nach wenigen Tagen der Kontaktsperre begonnene Diskussion einer Exitstrategie, mit der sich verschiedene Gestalten medial ins Rampenlicht zu schieben versuchen. Schritt für Schritt und du kannst sicher sein, im Hintergrund rattern die Köpfe bereits ordentlich und wenn es so weit ist, wird man uns das mitteilen. Ich denke auch, dass es nach Ostern die ersten Informationen gibt. Vorher muss man nicht die Pferde scheu machen und ewig mit einer Karotte vorm Maul wedeln. Niemand hat ein Interesse daran unseren Wohlstand zu Schrotten und die Lockerungen kommen, wenn wir so weit sind. Punkt!

Und ja, vielleicht stellen wir bald fest, dass wir zu streng waren und weniger Aufriss auch gut geklappt hätte und vielleicht kommt nach dem leichten Öffnen der Stellschrauben noch eine weitere Bugwelle an Infektionen und wir müssen zurückrudern. Niemand weiß das heute ganz genau. Damit müssen wir momentan leben und die Unsicherheit ertragen. Wir steuern mit unserem Schiff durch ein neu entdecktes Gebiet im Bermuda-Dreieck, da müssen wir vorsichtig sein. Es braucht Forschung und etwas Zeit das Virus besser kennenzulernen. Wie überträgt es sich genau, auf Flächen, in der Luft und wie schnell? Es sind so viele Fragen im Detail offen und aktuell arbeiten eine Vielzahl von Forschern daran, diese zu beantworten. Anhand der Erkenntnisse lässt sich dann auch leichter die Rückkehr ins normalere Leben ableiten. Fangen wir mit den Läden an oder mit den Schulen, sollen Risikogruppen außerhalb der Wohnung richtige Masken tragen, die auch wirklich den Träger schützen? Woher nehmen, wenn nicht stehlen, denn die ganze Welt will Mundschutz kaufen. Das Leben zurück wird nicht Hauruck gehen und nicht jeder wird mit der Reihenfolge happy sein. Auf Großevents und Partysausen müssen wir wahrscheinlich länger warten, als auf den Kauf eines Buches in einer Buchhandlung. Gut für mich und schlecht für alle Künstler, Veranstaltungstechniker und Co.. Da ist dann eben länger Staatshilfe notwendig, damit diese überleben. Wir alle freuen uns doch wieder auf schöne Konzerte, Theaterveranstaltungen und und und. Die Zeit wird kommen, das ist sicher, wie das Amen in der Kirche.

Und ja, es werden Fehler gemacht werden und Entscheidungen getroffen, die sich im Nachhinein falsch herausstellen, aber so ist nun mal das Leben. Nur wer nichts tut, macht nie einen Fehler. So funktioniert das hier aber nicht, denn die Lage ist dynamisch und läuft nicht von alleine in die richtige Richtung!

Betti in Gamla Stan

Dann halt Ostern mal anders.

Ich wünsche mir, dass wir alle erst mal geduldig bleiben und den Anweisungen folgen, die es gibt. Auch wenn es nervt und sich gefühlt zieht, wie ein endloses Gummiband. Gemessen an dem, was viele Menschen an anderen Orten der Welt erleben oder was sich in den Krankenhäusern abspielt, dürfen wir hier relativ gut mit Lebensmitteln versorgt und mit viel finanzieller Unterstützung die Krise daheim aussitzen. Es ist wirklich nicht so schwer, da mal die Füße für einige Wochen stillzuhalten und sich selbst zurückzunehmen. Wer denkt, dass das alles furchtbar schlimm ist und ungerecht, sollte nochmal mit Zeitzeugen des letzten Krieges reden, denn noch gibt es diejenigen unter uns, die ihre Kindheit in den letzten Kriegsjahren erlebt haben und die das Wort «Entbehrung» aus eigener Erfahrung kennen. Da wird einem nämlich geholfen, auf den Boden der Tatsachen zu kommen und man kann sich für die eigene Anspruchshaltung auch mal schnell schämen.

Natürlich gibt es Menschen, die seelisch angeschlagen sind oder einsam. Da müssen Mittel und Wege für die Hilfe gefunden werden, aber die große Masse an Leuten, sollte das doch mal zeitlich begrenzt hinbekommen, ohne die Wohnung zu zertrümmern oder Aggressionen an den Mitbewohnern auszulassen. Es gibt ja auch Regionen der Welt, wo noch strikter eingeschränkt wurde, als bei uns. Durchhalten und schauen, was einem selbst in der Situation guttut. Tanze im Wohnzimmer, nimm ein Entspannungsbad, miste den Kleiderschrank aus, backe Plätzchen oder erlerne eine Entspannungstechnik. Langeweile muss wirklich nicht sein, auch in Zeiten von Corona.

Danke an alle Pflegekräfte, Ärzte, Müllwerker, LKW-Fahrer, Landwirte, Verkäufer, Apotheker, Paketboten, Lieferservice und alle Menschen, die sicherstellen, dass wir Strom, Wasser, Internet und auch sonst alles haben, was dringend gebraucht wird. Es wurde allerhöchste Zeit, dass «systemrelevant» neu definiert wurde und ich hoffe auch hier, dass die Politik daraus lernt.

Genieß du das Osterfest, so wie es in diesem Jahr ist. Jeder macht für sich das beste draus und ich weiß, dass meine Leser/innen vernünftig und intelligent sind und auf jeden Fall eine gute Zeit haben werden. Ich werde viel lesen (Teil 2 der Schokoladenvilla liegt schon bereit), mit der Familie und Freunden telefonieren, meine frühmorgendliche Walkingrunde drehen und dabei die Nase in die Sonne strecken, meinen Mann kuscheln und natürlich gut essen, denn das nimmt uns momentan niemand weg. Happy Carb bleibt und hält Leib und Seele zusammen. Wir harren hier also daheim der Dinge, die da kommen und schützen uns, und damit auch andere. Einzig die Frisur meines Mannes macht mir etwas Sorgen, denn er sieht inzwischen wirklich richtig wuschelig aus mit seinem superdicken Haar. Sein neuer Spitzname ist «Le Mopp» und wir amüsieren uns köstlich. Der Friseur wird beim ersten Besuch dann wohl erst mal mit einer Schafschermaschine loslegen müssen, sonst wird das ein Fiasko und eine nicht bewältigbare Herausforderung.

Etwas Spaß muss sein, denn lachen ist gesund.

Wirklich traurig machen würde mich persönlich, wenn die Freibäder in diesem Sommer nicht öffnen würden und ich meine geliebten Schwimmrunden nicht drehen könnte. Aber warten wir erst mal ab, was da kommt und ich hoffe noch.

Ufff. Das war heute mal ein Beitrag komplett außerhalb meines normalen Spektrums, aber es sind natürlich die Dinge, die mich im Moment bewegen, wie viele andere Menschen auch. Danke, dass du dich bis zum bitteren Ende durchgearbeitet hast. Alles was ich geschrieben habe, ist nur meine persönliche Meinung. Jeder kann auch gerne ganz anderer Meinung sein, was total OK ist. Stand heute, hat wohl niemand die Corona-Weisheit mit Löffeln gefressen und weiß genau, was kommen wird. Aber Ostern steht vor der Tür, so viel ist sicher.

Nun wünsche ich dir aber von Herzen frohe Ostern. Bleib du entspannt und mit guten Gedanken daheim, dann wird am Ende alles gut.

Pass auf dich auf. Liebe Grüße, Betti