Winterzeit ist Steckrübenzeit. Gesund, preisgünstig und eine Low-Carb-Allzweckwaffe.
Ehrlich gesagt ist mein kindlicher Bezug zur Steckrübe nicht gerade positiv. Daheim gab es die Steckrübe immer als ein Gematsche aus Karotten, Kartoffel und dazu gepökeltes Fleisch. Mein Vater hat immer gemeckert, weil es „Schweinefutter“ gab und mir hat es schlicht und ergreifend nicht geschmeckt. Von daher war die Steckrübe, wie sie hier im Süden heißt (im Norden sagt man eher Kohlrübe), lange aus meinem kulinarischen Sichtfeld verschwunden.
Die Not macht erfinderisch, wenn es darum geht kohlenhydratarme Kartoffelalternativen zu finden.
Die Not ist schon früher eng mit der Steckrübe verbunden gewesen. Es gab im Ersten Weltkrieg nämlich den „Steckrübenwinter“ wo im Winter 1916/17 die Steckrübe, wegen des Handelembargos, fehlender Arbeitskräfte, Transportproblemen und dann noch wegen einer durch Kartoffelfäule größtenteils ausfallenden Kartoffelernte, die größte Hungersnot linderte. Ehemals zur Schweinemast angebaut, wurde die rustikale und widerstandsfähige Steckrübe damals zu einem wichtigen Nahrungsmittel. Findige Hausfrauen machten aus dem geschmacklich flexiblen Gemüse eine Vielzahl von Leckereien. Ob als Fleischersatz in Form von Steckrübenkoteletts, Steckrübenpudding oder auch Steckrübenbrot. Die Not machte damals sehr erfinderisch, nur das Image der Mangelernährung und des Schweinefutters, bekam die Steckrübe hinterher einfach nicht mehr los.
Low Carb hat sich mein Blick auf die tolle Rübe aber komplett gewandelt.
Häufig werde ich gefragt, wie Steckrüben überhaupt schmecken. Ich finde, Steckrüben erinnern geschmacklich an eine Mischung aus Kohlrabi und Möhren, kombiniert mit einer herben Note, die je nachdem, ob die Rübe etwas Frost hatte oder nicht – dadurch wird die Steckrübe nämlich süßer, fast leicht bitter im Gaumen wirken kann.
Ab September/Oktober geht es mit der heimischen Ernte los und bis März/April ist das saisonale Gemüse verfügbar. Hier in Südhessen bekomme ich die 500 g bis 2 kg schweren Rüben sehr einfach in fast allen Supermärkten, im Bioladen und auch auf dem Wochenmarkt. Seit Aldi selbst Gemüse an der Kasse abwiegt, habe ich das Wintergemüse auch schon dort bekommen. Der Preis für das Gemüse ist in der Saison sehr günstig, denn häufig bekommt man schon für 99 Cent ein Kilo in den Warenkorb gepackt. Die regionalen Verfügbarkeiten sind unterschiedlich und es lohnt im jeweiligen Geschäft mal nachzuhaken. Häufig bestellen die Läden erst, wenn auch wirklich Nachfrage da ist, und haben Vorbehalte, sich die schmackhafte Rübe einfach so ins Sortiment zu legen. In Österreich ist es sogar noch schwieriger. Dort heißt die Steckrübe übrigens „Dotsche“ und ist nur in ausgewählten Läden zu finden. Frag mich bitte nicht, weshalb das so ist.
Was die Steckrübe so gesund macht.
Man kann bei der Steckrübe durchaus auch von einer Powerrübe sprechen, denn die Inhaltsstoffe haben es in sich:
- Beta-Carotin, eine Vorstufe von Vitamin A, die bei den gelben Steckrüben für die Färbung des Fruchtfleischs verantwortlich ist
- zahlreiche Vitamine der B-Gruppe, darunter: Vitamin B1 bis B3, B5, B6 und Folsäure
- eine große Menge Vitamin C, welches die Abwehrkräfte stärkt
- Vitamin E, das zu den Antioxidantien zählt
- Vitamin K, welches für die Blutgerinnung benötigt wird
Dazu kommen noch eine Reihe von Mineralstoffen in einer nicht zu verachtenden Menge. Kalium, Magnesium, Kalzium, Phosphor, Schwefel, Chlor finden sich in der Steckrübe und dazu kommen noch Spurenelemente wie Zink, Eisen, Kupfer und Mangan.
Die Senföle, die für die bittere Note verantwortlich sind, sind ebenfalls sehr gesund und eine Reihe von enthaltenen sekundären Pflanzenstoffen mit vielfältigen positiven Auswirkungen, runden das gesunde Gesamtpaket Steckrübe ab. Da werfe ich gerne noch in die Waagschale hinzu, dass die Steckrübe viele die Verdauung anregende Ballaststoffe beinhaltet bei gleichzeitig sehr wenigen Kalorien, nämlich nur ca. 27 Kilokalorien auf 100 g. Eh ich es vergesse, glänzt die Steckrübe mit etwa 5 g Kohlenhydraten auf 100 g sehr Low Carb auf jedem Teller. Selbst die strengeren Low-Carb-Varianten, können demnach entspannt Steckrüben schlemmen.
Also, den einzigen Fehler, den man mit der Steckrübe machen kann, ist eigentlich der, keine Steckrübe zu essen.
Einkaufen, einlagern und wegkochen. Genießen nicht vergessen!
Es lohnt sich, bei der Steckrübe zuzuschlagen, wenn sie dir im Handel begegnet. Im kühlen dunklen Keller lassen sich die gesunden Rüben sehr gut monatelang lagern. Ich greife übrigens meist nicht zu den ganz großen Knollen, da die dazu neigen holzig zu sein. Für den rohen Verzehr eignet sich die Steckrübe eher nicht, aber gekocht, gebraten oder aus dem Ofen sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Lass dich von meinen Steckrüben-Rezepten inspirieren, denn davon gibt es hier eine ganze Reihe. Eine kleine Auswahl habe ich für dich zusammengestellt.
Hier geht es zu weiteren leckeren Rezepten mit Steckrübe.
Viel Spaß beim Kochen mit der guten alten Steckrübe. Wenn du bisher skeptisch warst, dann gib ihr eine neue Chance. Sie hat es auf jeden Fall verdient.